Review: ONLY GOD FORGIVES (2012)

BEWERTUNGEN:
Redaktion: 8

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6.3/10 (61)

Darsteller: Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Vithaya Pansringarm
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Nicolas Winding Refn
Länge: 90 min
Freigabe: ab 16
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 18. November 2013 (DVD+BD)
Verleih/ Vertrieb: Sunfilm

Bis 2011 DRIVE erschien, war Nicolas Winding Refn ein Regisseur und Autor, der zwar schon einige gute Filme abgedreht hatte, dessen bis dato womöglich stärkstes Werk PUSHER aber auch schon eine ganze Weile zurücklag. Ryan Gosling war einer jener Sonnyboy-Schauspieler, die in Hollywood-Thrillern wie MORD NACH PLAN und DAS PERFEKTE VERBRECHEN zwar mitspielten, ihnen aber nicht seinen Stempel aufdrückte.
DRIVE wurde ein 10 Punkte – Meisterwerk, vereinigte zarte Liebe und härteste Gewalt, coole Action und stimmungsvolle Klänge (aus der Feder von Cliff Martinez) und brachte alle Beteiligten einen großen Schritt nach vorne. Daher ist es nur naheliegend, dass Refn, Gosling und Komponist Martinez auch für ONLY GOD FORGIVES zusammenfanden.

Only God Forgives

Schauplatz ist Bangkok, wo Drogenschmuggler Julian mit einem Box-Club sein (legales Geld) verdient. Als sein Bruder Tilly ein Mädchen tötet, wird er selbst von einem Racheengel umgebracht, was Julians und Tillys Mutter auf den Plan ruft; eine eiskalte Frau, die aus den USA einreist und nun ihrerseits fordert, dass Julian etwas unternimmt, um die alte Ordnung wiederherzustellen.

Auf den ersten Blick könnte ONLY GOD FORGIVES eine Fortsetzung von DRIVE sein, denn der von Ryan Gosling gespielte Julian musste offenbar die Vereinigten Staaten verlassen, weil er dort jemanden umgebracht hat. Auch seine Darstellung des schweigsamen Typen mit Verbindung zur Unterwelt erinnert an den Driver.
Schaut man aber genauer hin, stellt man nicht nur fest, dass Gosling diesmal noch weniger redet, sondern auch, dass seine Figur anders angelegt ist. War Driver ein eigenbrödlerischer, introvertierter, aber starker Charakter, der abgesehen von seinem Job als Fluchtfahrer als Held durchgeht, ist Julian zwar mächtiger und reicher, aber auch persönlich schwächer. In seiner Miene lesen wir oft Unsicherheit, er kann den Tod seines Bruders nicht rächen und selbst als seine Mutter seine Freundin beschimpft, hat er ihr nichts entgegenzusetzen.
Trotzdem ist er die Figur, auf die der Film seinen Fokus legt, während auf der anderen Seite Chang steht.

Only God Forgives

Dessen Charakter wäre in jedem anderen Werk wohl der klare Held, weil er zunächst Tilly tötet, einen Dealer, Vergewaltiger und Mörder. Aber so einfach will es uns Refn nicht machen und auch Chang ist eine zerrissene Figur, die gleichermaßen Sympathien und Ablehnung hervorruft.

Only God Forgives

Nicolas Winding Refn bleibt seinem Stil treu: Gangster, ambivalente Figuren, die Schatten der Großstadt, ruhige Momente und größtmögliche Brutalität.
Dass es der ungeschnittene Film mit einer „ab16“-Freigabe durch die FSK schaffte, grenzt an ein Wunder, das sich aber mit folgendem Zitat der offiziellen Begründung erklären lässt: „Der Film enthält eine Vielzahl von teils drastisch inszenierten Gewaltszenen, die insgesamt aber einen bewusst abstoßenden Charakter haben – und am Ende in einer Absage an Gewalt als Lösung für Konflikte kulminieren.“

Dazu kommt, dass ONLY GOD FORGIVES zwischen seinen Gewalteruptionen ein paar Ansprüche stellt und in Tempo und Farbgebung (rot/blau) teilweise an EYES WIDE SHUT erinnert und durchaus künstlerische Anleihen vorweist.
Dennoch oder auch gerade deswegen bleibt der Film hinter DRIVE zurück. Auch wenn die Optik immer stimmt, wirkt manche Szene zu sperrig und auch die musikalischen Harmonien von Cliff Martinez weichen diesmal oft dissonanten Tönen.

Auf seine eigene Art beeindruckt ONLY GOD FORGIVES trotzdem und dass er in keiner Hinsicht leichte Kost ist, kann man auch als Kompliment verstehen.

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