Die Qualität von spanischen Horrorfilmen sollte sich inzwischen auch in entlegene Regionen
herumgesprochen haben. Wie MÖRDERLAND – LA ISLA MINIMA beweist, muss es aber nicht immer reinrassiger Horror sein, auch ein Polizeithriller kann funktionieren.
Story von MÖRDERLAND – LA ISLA MINIMA
Anfang der 80er Jahre werden zwei Polizisten aus Madrid in eine abgelegene Gegend gerufen, weil dort zwei Mädchen verschwunden sind. Bald werden die gefolterten und vergewaltigten Leichen der beiden gefunden und die Spur führt die Männer zu einer ganzen Mordserie.
In gewisser Weise erinnert der Film an ein Gegenstück zu SIEBEN. Es gibt auch hier die ungleichen Polizisten, einen Serienmörder und Gewalt geschieht meist außerhalb der Sichtweite des Zuschauers, allerdings scheint bei SIEBEN nur am Ende des Films die Sonne, während es sich hier umgekehrt verhält und uns permanent gleißendes Sonnenlicht entgegen schlägt, während sich das Finale in dunkle Regenwolken hüllt.
Viel Sonne, wenig Regen
Nicht nur optisch ist MÖRDERLAND daher auch weniger finster geraten, sondern steht einem klassischen Krimi näher als einem Horrorfilm.
Wer es richtig abgründig und abartig mag und das auch in grafischer Form dargestellt haben muss, wird mit diesem Film ohnehin keinen neuen Freund gewinnen.
Dafür bietet der Subplot um die Cops Juan und Pedro einiges, zumindest sofern man sich für die jüngere Geschichte Spaniens und das Franco-Regime begeistern kann. So steht im Raum, dass einer der beiden Männer unter Franco für Gräueltaten verantwortlich war, was den Zuschauer nie genau wissen lässt, wie er seine Sympathien verteilen soll.
Das kann man positiv sehen, aber auch negativ, denn mit dem eigentlichen Fall hat es relativ wenig zu tun und die Ermittlungsarbeiten verlaufen weitestgehend unaufgeregt.
Auf der anderen Seite erinnern genau jene Ausbrüche ins Privatleben an die großartige erste Staffel von TRUE DETECTIVE, auch wegen der oft sumpfartigen Landschaft.
Nicht nur eröffnet der Film mit einer Reihe von Luftaufnahmen der beeindruckenden Marschlandschaft, er macht die Umgebung auch zur Hauptdarstellerin. Die Kameraarbeit und die eingefangenen Naturaufnahmen sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben und es ist fast unnötig zu erwähnen, dass wie in beinahe jeder spanischen Produktion, die bei uns ankommt, auch hier professionell gearbeitet wurde. Man nimmt den Figuren ihre Rollen ab, versteht warum sie tun was sie tun, warum sie sind wie sie sind und auch Details wie Mode und Frisuren wirken glaubwürdig.
Professionelles Kino ohne Wow
Trotzdem wird MÖRDERLAND für viele den großen Wow-Effekt vermissen lassen. Auch wenn jeder Aspekt überdurchschnittlich sein mag, ist er manchmal zu sehr den Figuren und weniger der Handlung zugewandt, hebt sich zudem aus dem Genredenken heraus und liefert nicht immer klare Aussagen über Gut und Böse.
Fazit zu MÖRDERLAND – LA ISLA MINIMA
Dies ist eines jener Werke, wo nahezu jedes Pro auch als Kontra ausgelegt werden kann (und umgekehrt). Ein großer Kassenerfolg ist daher nicht zu erwarten, aber selbst das kann man anders herum sehen, denn umso erfreulicher ist es, dass ein solcher Streifen in ausgewählten Kinos gezeigt wurde.