Sämtliche Horrorfilme aus Uruguay ließen sich auf eine kompakte Liste mit gerade einmal einem groben Dutzend Werken zusammenfassen. Wohl bekanntester Streifen aus dem südamerikanischen Land ist THE SILENT HOUSE, die meisten anderen Filme sind in Deutschland nie erschienen.
Doch Globalisierung macht bekanntermaßen vor Kino nicht halt und mit RED SCREENING – BLUTIGE VORSTELLUNG kommt ein Film zu uns, der sich an den italienischen Schinken der 70er und 80er orientiert, dabei aber doch authentisch wirkt.
Story:
1993. An einem verregneten Abend in der Hauptstadt Montevideo ist im Kino nicht viel los.
Ein paar Jugendliche, ein Pärchen beim ersten Date, ein Junge (der sich heimlich in den Saal schmuggelte) und wenige andere Gäste wollen sich einen Frankenstein-Film ansehen. Es gibt schlechtere Arten seine Zeit zu verbringen, wäre da nicht ein Kapuze tragender Killer, der es auf die Leben und die Augen der Besucher abgesehen hat.
Man schielt aus Uruguay ins Italien und Spanien der 80er
Südamerikanische Filme haben oft einen Look, den es in Europa vor 40 Jahren gab. So wirkt alleine das Kino (die einzige Location) mit seinen unbequem wirkenden, abgenutzten Stühlen veraltet. Allerdings nicht mühsam auf alt getrimmt, sondern so glaubwürdig, als liefen dort noch immer die Filme, die auf Postern in den Fluren zu sehen sind.
Na schön, dass dort z.B. Argentos OPERA auftaucht, ist dann doch eine offensichtlich platzierte Verneigung, die aber Sinn ergibt.
Der Mörder trägt schwarze Handschuhe, die Morde sind brutal und geschehen meist mit einem Messer….da ist der Vergleich zu den alten Gialli nicht weit.
Da RED SCREENING im Kino spielt und der Killer eine Vorliebe für Augen hat, fühlt man sich aber auch an IM AUGENBLICK DER ANGST erinnert. Dessen Komplexität erreicht RED SCREENING allerdings nie, obwohl auch hier ein Film im Film läuft.
Die ersten 30 Minuten von RED SCREENING muss man durchhalten
RED SCREENING braucht etwas, bis er in Fahrt kommt. Wer nur wegen den Kills einschaltet, kann die ersten 30 Minuten skippen, sieht dann aber einen ziemlich straighten Giallo/Slasher.
Auf Finesse sollte man trotz der anfänglichen Ruhe also nicht hoffen, trotzdem macht Langfilm-Regiedebütant
Spätestens wenn der Killer (Mini-Spoiler) anfängt, genüsslich Augäpfel zu lutschen, als wären es Erdbeeren, trägt der Film aber zu dick auf. An dieser Stelle wird der Mörder entmystifiziert und wirkt nicht mehr, sondern weniger bedrohlich.
Hier und da hätten frische Ideen gutgetan, aber die hätten womöglich auch gar nicht in diese Art Film gepasst, der doch mehr Hommage als Fortschritt ist. Da der alte dunkle Kinosaal Atmosphäre bietet, die Kills saftig wurden und keine der Figuren sonderlich nervt, ist RED SCREENING zwar keine Topleistung, aber immer noch sehenswert.
Übrigens: Ricardo Islas, der im Film den Killer spielt, ist in der Realität Regisseur des Film, der in RED SCREENING im Kino läuft.