In den vergangenen Jahren wurde es immer mehr zur Unsitte, Filme mit dummen Twists „aufzuwerten“ oder Figuren Dinge tun zu lassen, die selbst im Rahmen eines Unterhaltungsfilms wenig bis keinen Sinn ergeben.
THE PERFECTION, BECKY oder RED DOT sind einige solcher Fälle und der Grund ist bei faulen Autoren zu finden, die ihr Publikum für dumm halten.
Dabei kann es so einfach sein: nimm eine Geschichte und erzähle sie so, dass sich niemand die Hand vor den Kopf schlägt.
ALONE ist ein solcher Film. Die Story ist simpel, sie ist reduziert, sie ist dabei nicht mal neuartig, aber sie ist spannend und weitestgehend glaubwürdig.
Vielleicht liegt es daran, dass ALONE ein US-Remake des schwedischen NIGHT HUNT ist und Autor Mattias Olsson ein paar Unebenheiten seiner eigenen Geschichte ausmerzen konnte.
Wovon handelt ALONE?
Jessica zieht um. Mit vollgeladenem Auto und Anhänger macht sie sich alleine auf die Fahrt zu ihren Eltern. Als sie auf einer abgelegenen Landstraße ein anderes Auto überholt, provoziert der Fahrer fast einen Unfall. Als sie ihn wiedertrifft, entschuldigt sich der Mann, taucht während der Reise aber immer wieder auf.
Jessica traut dem Fremden nicht und wie sich herausstellt zu Recht, denn er führt Böses im Schilde.
ALONE ist Qualität ohne aufgesetzten Bombast
ALONE ist zwar eine zusammenhängende Geschichte, wird aber in Kapiteln erzählt. Das erste nennt sich „The Road“ und spielt während der langen Überlandfahrt. Die Straße verlässt der Film dann aber relativ schnell und lässt damit auch eine Handlung hinter sich, die zunächst zwischen DUELL und JOYRIDE zu vermuten wäre.
Achtung, wer lieber nicht zu viel über den Film wissen möchte, steigt jetzt besser aus. Wir werden aber nur allgemeine Infos preisgeben, die ihr auch im Trailer seht.
Danach findet sich Jessica in einem Keller wieder, aus dem es ihr gelingt zu entkommen und damit beginnt der eigentliche Überlebenskampf, bei dem sie barfuß durch dichte Wälder irrt und Hilfe sucht. Dabei finden sich dann einige Parallelen zu EDEN LAKE oder KING OF THE HILL, ohne dass ALONE als Abklatsch zu verstehen wäre.
Obwohl sich schon die Autofahrt über hunderte Kilometer erstreckt, besteht der Film neben Jessica und ihrem Widersacher (der eine optische Verwandtschaft zu Metallica-Sänger James Hetfield mitbringt) nur aus einem weiteren sichtbaren Schauspieler.
Ein paar weitere sind nur als Stimmen am Telefon oder in einem Video zu sehen.
Die Story ist einfach…und das ist gut
Das ist aber nicht die einzige Besonderheit des Films, der sich den alten Grundsatz „show, don’t tell“ auf die Fahne geschrieben hat. Statt uns die Umstände von den Figuren umständlich erzählen zu lassen, zeigt uns Regisseur John Hyams vieles nur oder lässt uns aus Anspielungen eigene Schlüsse ziehen. So erfahren wir zwar zu Beginn, dass die Hauptfigur einem Mann hinterhertrauert oder ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter hat, aber erst durch die fortschreitende Handlung lernen wir mehr.
Manches bleibt sogar bis zum Ende unklar, deswegen aber nicht unlogisch. Wir wissen nicht einmal, was der Bösewicht genau im Schilde führt oder was seine Beweggründe sind, es wird aber angedeutet, dass Jessica nicht sein erstes Opfer ist.
ALONE hält verschiedene Stellen parat, die man grundsätzlich kennt und bei denen man sich in anderen Filmen immer fragte, warum sich die Protagonisten so wahnsinnig dumm verhalten. In diesem Fall tun aber weder „die Gute“ noch „der Böse“ etwas, das komplett ins Land der Abstrusitäten gehört.
Ausnahme (und hier folgt dann doch ein echter SPOILER) ist das Finale, in dem sich die verletzte Frau, dem zwar ebenfalls verletzten, aber bewaffneten und körperlich überlegenen Verfolger stellt.
Das hätte es nicht gebraucht, kann aber auch nichts daran ändern, dass ALONE ein insgesamt nachvollziehbarer, wendungsreicher und spannender Streifen wurde.
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