Es ist kalt, der Winter hält noch etwas an und wir können weiterhin nach Herzenslust, zuhause in der warmen Stube Filme schauen. Was liegt also näher, als ein Streifen mit eisigen Temperaturen, Schnee, Eis und einer mörderisch anmutenden Story? Nichts, deswegen haben wir uns RED DOT von dem schwedischen Regisseur Alain Darborg angesehen.
Story:
Die schwangere Nadja und ihr Partner David versuchen ihre Beziehung zu retten, dafür fahren sie ein paar Tage in den Norden Schwedens, um dort zu wandern. Dieser Plan wird von einem roten Laserpunkt durchkreuzt, der das Paar jagen wird.
Die (kurze) rosarote Brille
RED DOT steigt mit etwas kitschiger Romantik ein. David, der gerade seinen Abschluss absolviert und in eine erfolgversprechende Arbeitswelt entlassen wird, macht seiner Nadja einen Antrag. Die Freude ist groß und die Anfangsszene im Kasten. Anderthalb Jahre und eine Menge Alltag später, treffen wir das Paar und ihren Hund Boris wieder. Was hier passiert, kennt wohl Jeder der schon einmal längere Beziehungen hatte. Täglicher Streit über vergessene Aufgaben und die daraus resultierende Frage, ob die Partnerschaft noch Sinn hat?
Nebenbei erfährt Nadja noch, dass sie schwanger ist. Aus Zweifel daran, ob eine Zukunft mit Kind und dem ständigen Ärger über David Bestand haben kann, hält sie die Schwangerschaft vorerst geheim. Einzig ihrem Nachbar vertraut sie sich an.
Auf nach Nordschweden
David liebt seine Frau, er ist durchaus lernfähig und schenkt Nadja die Reise um die Beziehung zu kitten. Immer dabei, der Weggefährte Boris. Der Hund ist von Beginn an ein wichtiger Teil der Beziehung. Man bekommt sofort das Gefühl, dass er, wie in anderen Familien, ein Kind ersetzt oder zumindest die gleiche Liebe des Paars genießt. Leider verläuft diese gute Storyline im Sande.
Noch auf der Fahrt zum kalten Ziel werden David, Boris und Nadja mit Rassismus konfrontiert, denn Nadjas Herkunft stößt so Manchem auf, wie man an dem verschandelten Autoaufkleber, auf dem „Hund an Bord“ stand, aber nun „Kanake an Bord“ steht, sehen kann. Feindselig bleibt es auch im Verlauf, ob das nötig gewesen wäre, bleibt fraglich, denn es wirkt zu oft einfach unnötig gewollt, zumal Nadja auch kein Mauerblümchen ist, was ihre Freundlichkeit gegenüber fremden Menschen betrifft .
Die Jagd und ihre Darstellung
Nach den ersten zwanzig Minuten von RED DOT häufen sich die kleinen und großen Story abschnitte, die man nicht sehen möchte oder einfach satt hat. Neben der Schwangerschaft, die nebenbei immer mal durchscheint, aber mit Unglaubwürdigkeit glänzt, passieren Begebenheiten, die für drei Filme ausreichend gewesen wären. Allerdings auch Szenen, die keinem Film, jemals, gutgetan hätten. Wer kommt schon auf die Idee, kriechend vor einem Irren mit Scharfschützengewehr wegrobbend, über ein Sniper-Videospiel zu philosophieren?
Die Liste dieser unsäglich störenden und unnötigen Minuten ist lang und erinnert damit gut an THE PERFECTION, der ebenfalls vor Übermut sprühte. Ein weiteres Problem der Geschichte ist auch, dass man keine Beziehung zu einem der Charaktere aufbauen kann, da die Bezüge untereinander kaum bis gar nicht beleuchtet werden, was es quasi unmöglich macht, Mitleid zu empfinden.
Überraschung: Twist
Ja, den Twist in RED DOT gibt es, tatsächlich auch einen überraschenden. Das liegt zum einen daran, dass nur winzige Momente in der Story darauf hinweisen, zum anderen, dass es unpassend ist. Spaß macht es auch nicht, da die Erklärung so hanebüchen ist, dass man sich als Zuschauer gelinde ausgedrückt, blöd vorkommt.
RED DOT bietet viel… viel Kälte, viel halbherziges Schauspiel, viel Aberwitziges aber wenig gute Unterhaltung. Man könnte RED DOT aus einem Zusammenschluss von Teilen aus HOSTEL und THE PERFECTION bezeichnen, plus noch ein paar überflüssige, tausendfach gezeigter Szenen. Die Abwärtsbewegung nach der ersten halben Stunde ist nicht aufzuhalten.