Im Jahr 2008 wurden ein paar, für unser Genre gewichtige Filme produziert. Titel wie MARTYRS, EDEN LAKE, PONTYPOOL, SO FINSTER DIE NACHT oder auch der japanische grotesk-triviale TOKYO GORE POLICE, sind kaum einem Horrorfan fremd, genießen zum Teil sogar einen modernen Kultstatus. Was das Jahr noch zu bieten hatte, war der Startschuss für das CLOVERFIELD-Franchise. Mit drei Filmen gehört die Reihe, ebenso wie CUBE, zu den kleinen ihrer Art.
Der Kopf hinter dem ersten Beitrag im CLOVERFIELD-Universum, Matt Reeves, sollte uns im Jahr 2010 noch das gelungene Remake LET ME IN schenken.
CLOVERFIELD (2008)
Die Story dreht sich um eine Gruppe von Freunden, die beschließen eine Abschiedsparty für ihren Freund Rob zu schmeißen. Rob wurde befördert und wird bald nach Japan auswandern. Noch während der Party bricht das Chaos in Manhattan aus und ein riesiges Monster legt die Stadt in Schutt und Asche. Nun heißt es Überleben und retten, wen man noch retten kann.
CLOVERFIELD wurde von J.J. Abrams produziert und dieser begann schon Mitte 2007 weltweite Werbung zu schalten. Dementsprechend angeheizt erwarteten die Zuschauer Großes. Groß ist bei CLOVERFIELD allerdings nur das Monster, welches an King Kong oder Godzilla erinnert, wenn die Giganten denn aus dem All kämen. Verwunderlich ist diese Parallele nicht, denn J.J. Abrams kam die Idee zu einem Monsterfilm bei einer Reise nach Japan, wo er sich von Godzilla-Figuren inspirieren ließ. Dafür ist der außerirdische Kollos relativ wenig zu sehen oder nur kurzzeitig für den Zuschauer sichtbar.
Die Charaktere bieten leider keine Tiefe oder Entwicklung, es ist das alte Spiel, in dem die Liebe des Lebens gerettet werden muss, bevor man sich selbst in Sicherheit bringt und das alles in sieben Stunden. Die Spannung, die über die relativ kurzen 81 Minuten Laufzeit aufgebaut wird, geht auf die Kappe des Found Footage-Stils und des Monsters. Gewisse Einstellungen erinnern an Szenen aus THE BLAIR WITCH PROJECT, was wenig stört, aber auch nicht beeindruckt.
Mit CLOVERFIELD ist ein reiner Found Footage Film entstanden, der dank des rasanten Tempos und lobenswerter Spezialeffekte über die Schwächen der Figuren hinwegtröstet.
Bewertung: 6,5
10 CLOVERFIELD LANE (2016)
Ganze acht Jahre sollte es dauern, bis der zweite Streich der Reihe erschien. Dieses Mal unter der Regie von Dan Trachtenberg, der bis dato Kurzfilme und ein paar Regiearbeiten in TV-Serien vorweisen konnte. Die Produktion blieb wieder in den Händen Abrams.
Die Handlung in diesem, als Sequel ausgewiesenem Film, geht gänzlich andere Wege. Nach einem Autounfall wacht Michelle in einem Bunker auf und hat weder Orientierung noch Erinnerung an die letzten Stunden. Howard, der vorgibt ihr Retter zu sein, behauptet, dass die Welt durch einen nuklearen Angriff vernichtet wurde, Sicherheit bietet nur sein sicherer Bunker unter der Erde. Mit zunehmendem Zweifel an Howards Story und dem dritten Mitbewohner Emmett beginnt Michelle, an einem Plan zu arbeiten, wie sie aus diesem Bunker entkommen können. Ohne auch nur zu ahnen, was in der Außenwelt auf sie wartet.
10 CLOVERFIELD LANE ist anders als sein Vorgänger. Genau genommen verbindet die beiden Filme nur die Eselsbrücke im Titel. Es gibt kein Found Footage mehr, keine Halberwachsenen und kein KRIEG DER WELTEN – Feeling. Dafür bekommen wir ein Kammerspiel mit fähigem Cast präsentiert, der John Goodman einschließt. Die Geschichte ist wunderbar trickreich und gibt so manchen Twist mit großer Wirkung preis, woran das gekonnte Schauspiel einen wesentlichen Teil ausmacht.
Zum Problem wird 10 CLOVERFIELD LANE nur dann, wenn man auch nur annähernd auf Action gefasst ist. Die Spannung ist permanent gegeben und nicht selten zum Bersten geladen, einen farbenfrohen effektreichen Urknall gibt es aber nicht zu bestaunen. Einzig die letzten Szenen zeigen noch einmal, zu welchem Franchise dieser Streifen gehört.
10 CLOVERFIELD LANE gehört klar zum Franchise, funktioniert aber als alleinstehender Film und ohne Bezug zur Reihe hervorragend. Hier ist das Sequel, wenn auch kaum vergleichbar, da vollkommen unterschiedlich, der stärkere Film.
Bewertung: 8
THE CLOVERFIELD PARADOX (2018)
Julius Onah steuerte den bisher letzten Teil der CLOVERFIELD-Reihe bei. Hier wird die Story noch einmal ausgehebelt und neu geformt. In naher Zukunft wird die Erde mit einer Energiekrise bestraft. Eine Raumfahrtsgruppe mit multinationaler Besatzung muss den Shepard-Teilchenbeschleuniger im All zünden, um Energie für alle Länder zu erzeugen. Das Experiment geht schief, beschädigt die Station und öffnet ein Portal zu einer anderen Dimension mit einer parallelen Erde.
Wir haben mit THE CLOVERFIELD PARADOX also endlich einen Film in der Reihe, der die Herkunft und die Absicht der Monster erklären wird? Fehlanzeige. Was wir haben, ist ein Sci-Fi-Horrorfilm, der sich hemmungslos an ALIEN bedient oder stark an LIFE erinnert. Wenn man dies als Hommage sehen möchte, ist das legitim, wenn ein Film aber zu 98% aus Hommagen besteht fragt man sich, wie ein eigenständiger Streifen zustande kommen soll.
Der Cast hat mit Daniel Brühl einen bekannten Schauspieler in petto, der hier aber genauso wenig hineinpasst, wie das CLOVERFIELD im Titel. Es ist nichts so, dass THE CLOVERFIELD PARADOX gar nichts zu bieten hätte, aber außer ein paar netter Gore-Effekte ist kaum etwas zu holen. Die Raumstation muss irgendwann mit zwei Dimensionen in einem Multiversum zurechtkommen, was die Geschichte so abstrakt wirken lässt, dass man, den Kopf schüttelnd, auf das ersehnte Ende wartet… und wenn man es kaum noch erwartet, in der letzte Szene tatsächlich eins der Monster zu sehen bekommt.
THE CLOVERFIELD PARADOX wurde, wie die Teile zuvor von J.J. Abrams monatelang beworben und generierte somit riesige Erwartungen. Netflix sicherte sich den Titel, der eigentlich als Blockbuster in die Kinos kommen sollte, Paramount wohl aber selbst nicht überzeugt war und den Streamingdienst als lukrativer betrachtete.
Bewertung: 3
Wissenswert: Joe Barton (THE RITUAL) wurde damit beauftragt, das Drehbuch für eine direkte Fortsetzung zum ersten Teil CLOVERFIELD zu schreiben. Wann wir mit einem vierten Film der Reihe rechnen können, ist bisher aber noch nicht bekannt.