Undergrounders: DAS WUNDERN DES JUNGEN ULYSSES

DAS WUNDERN DES JUNGEN ULYSSES

Manchmal fällt einem Filmemacher etwas einzigartiges vor die Füße und es liegt an ihm es zu ignorieren, belanglosen Quatsch daraus zu machen oder die Chance zu nutzen.
René Wiesner hat diese Chance genutzt und mit DAS WUNDERN DES JUNGEN ULYSSES einen Film erschaffen, der seinesgleichen sucht…und zwar ungeachtet von Budget, Nationalität und Länge.

Die Besonderheit des 17minütigen Kurzfilms liegt aber nicht darin, dass kein Wort gesprochen wird oder kein Schauspieler je im Bild ist, sondern dass Wiesner die Gelegenheit hatte, in einer Wohnung zu filmen, in der kurz zuvor jemand verstorben war.
Snuff-Idioten können aber die Hand wieder aus der Hose nehmen, denn auch wenn DAS WUNDERN DES JUNGEN ULYSSES als True Crime zu bezeichnen ist, zeigt der Film weder reale noch gestellte Gewalt oder Leichen, entwickelt aber dennoch eine enorm verstörende Präsenz.

Der Film nimmt uns mit in die Wohnung und lässt uns entdecken. Ein Messer, einen Haken an der Decke, häßliche Flecken auf dem Teppich unter dem Haken.
Was anfangs noch mehr Fragen als Antworten aufwirft und nach einem normalen Found Footage Film inklusive unprofesioneller Kameraführung aussieht, klärt sich  Stück für Stück und nimmt uns mit eine abgründige Welt.
Die Bilder, die wir in der leeren Wohnung sehen, offenbar gemalt vom ehemaligen Bewohner, zeigen fast alle Kinder. Zuerst wirken sie harmlos, lassen aber bald einen bedrohlichen Verdacht keimen.

Untermalt von einem bedrückenden Score verlassen wir zwar nie die bieder wirkende Wohnung, werfen aber einen Blick in die untersten Schichten des Seelenlebens der Person, die hier lebte und starb.

Wiesner dringt mit uns in das Privatleben ein, beschränkt sich dabei aber nicht auf  plakativen Voyerismus, sondern überzeugt mit cleverer Inszenierung und stösst uns vor den Kopf, als wir es am wenigsten erwarten.

Schon aufgrund des morbiden Themas ist DAS WUNDERN DES JUNGEN ULYSSES dem Untergrund zuzuordnen, auch ist dem Film anzumerken, dass nicht viel Geld investiert wurde, was aber auch überhaupt nicht nötig ist.
Ein klassischer Spannungsbogen (geschweige denn Action) ist nicht vorhanden und dennoch ist es kaum möglich die Augen abzuwenden.

Während andere Streifen mit dem Abspann enden, hallt dieser noch lange nach.

 

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