THANATOMANIA ist ein deutscher Independent-Film, der über das Genre des typischen Undergrounds hinausgeht, das häufig mit einen hohen Gore-Anteil assoziiert wird. René Wiesner hat mit THANATOMANIA ein Drama geschaffen, das besonders auf inhaltlicher Ebene provoziert und sich mit den Themen Depression und Tod auseinandersetzt. Der Titel selbst, übersetzt als „Todesbesessenheit“, deutet bereits auf die zentralen Motive des Films hin.
Wiesner erklärt unserer Redaktion: „Für mich lässt sich der Film insofern runterbrechen, dass ich damit sehr kritisch in mich selbst und mein bisheriges Filmschaffen geschaut und versucht habe dies zu reflektieren. Außerdem habe ich mich mit dem Medium Film (unter meinen primitiven Möglichkeiten) und mit der Erwartungshaltung an die Macher insbesondere im Undergroundbereich auseinandergesetzt. Ein Drehbuch gab es nicht. Der Film ist über einen längeren Zeitraum weitestgehend organisch gewachsen und aus jeder Pore triefen meine Persönlichkeit und meine jeweiligen Befindlichkeiten zum Drehzeitpunkt heraus. Durch und durch launisch.“
Wovon handelt THANATOMANIA?
Die Handlung von THANATOMANIA beleuchtet das triste und einsame Leben der Hauptfigur „Peter“, gespielt von Jörg Wischnauski. Gezeichnet von der Abwertung seines Vaters, der ihn als „nutzlos“ bezeichnet, lebt Peter zurückgezogen in zunehmender Langeweile und Einsamkeit. Diese versucht er zu kompensieren, indem er Kicks sucht und dabei u.a. auf Gore-Filme oder Fotos toter Tiere zurückgreift. Zunehmend steigert er sich in die Sensationssuche hinein.
Hintergrundinformationen:
THANATOMANIA ist ein Werk nach der Idee und unter der Regie von René Wiesner, der nicht nur das Drehbuch verfasste, sondern auch die Produktion übernahm. Wiesner ist als deutscher Underground-Regisseur und -Produzent bekannt. Er hat u.a. Filme von Marian Dora produziert, darunter DAS VERLANGEN DER MARIA D. und PESTHAUCH DER MENSCHLICHKEIT, und eigene Kurzfilme wie DAS WUNDER DES JUNGEN ULYSSES und MONDO SIAM sowie einige Dokumentationen (z.B. REVISITING MELANCHOLIE DER ENGEL) veröffentlicht.
THANATOMANIA markiert seinen ersten Langfilm im Spielfilmformat. In der Hauptrollen ist Jörg Wischnauski (PESTHAUCH DER MENSCHLICHKEIT) zu sehen, der mittlerweile kein Unbekannter mehr in der Szene ist. Wischnauski beschreibt uns seine Dreherfahrungen folgendermaßen: „Recht schnell wurde der Dreh emotional sehr fordernd und stand nach wenigen Tagen kurz vor dem Abbruch. Auch wenn ich hier betonen muss, dass ich mich nicht selbst gespielt habe, war die Rolle, die ich spielte, zu nah an meinem emotionalen Leben. Besonders die Drehtage in der Wohnung des Charakters waren schwierig. Es gab nur mich, den Regisseur und ganz viel Tod um uns herum. Ich würde folgendes zum Film sagen: ‚(K)eine Liebeserklärung an das Leben.‘ “
An seiner Seite spielen u.a. Dietrich Kuhlbrodt (DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER), Brian Trenchard-Smith (DIE INSEL DER VERDAMMTEN) und es gibt einen Kurzauftritt von Uwe Boll (RAMPAGE, HANAU). Auch René Wiesner selbst übernimmt eine Rolle in seinem Film. Wischnauski beschreibt auch gute Momente: „Besonders die Drehtage mit Julia Seewald (Prostituierte), Brian Trenchard-Smith (Film Retroshop) und Dietrich Kuhlbrodt (Vater) waren sehr gut für mich. Wie wohl die meisten Schauspieler, liebe auch ich es, jemanden zum ‚Anspielen‘ zu haben. In diesen Situationen konnte ich mehr schauspielern und hatte Spaß am Dreh. Ich mag Menschen!“
Der Film, der in deutscher Sprache gedreht wurde (mit englischem UT), hat eine Laufzeit von 1 Stunde und 6 Minuten. Die Dreharbeiten wurden im März 2023 abgeschlossen und der Film erschien in einer kleinen Auflage auf DVD und Blu-ray, die ausschließlich über René Wiesner selbst bestellt werden können. Die US-Version kann über Tarnished Vision Films erworben werden.
Fazit:
THANATOMANIA zeigt ernste, lebensnahe Themen auf provokante und persönliche Weise. René Wiesner spielt mit metaphorischen Bildern und einer Vertonung von Stephan Ortlepp (bekannt durch PHONOMANIE oder Ittenbachs 5 SEASONS), um eine durchgehend unangenehme Stimmung herzustellen. Meistens wird die Kamera still gehalten, was an Wiesners Dokumentarstil erinnert und den Zuschauer als stillen Beobachter teilhaben lässt.
Hauptdarsteller Jörg Wischnauski zeigt keine Scham und spielt gezielt mit den Ekelgrenzen des Publikums. Wir sind Zeugen, wie die Figur „Peter“ uriniert, den Geruch seines Hinterns überprüft, in der Nase bohrt oder seine abgeschnittenen Fußnägel in ein Tagebuch klebt. Wischnauski verleiht „Peter“ einen sonderbaren Charakter, der bemitleidenswert und abstoßend zugleich ist.
Den gesamten Film hindurch sind tote Tiere zu sehen, doch diese kamen nicht während der Dreharbeiten zu Schaden, sondern die Bilder stammen aus einer Street Photography Sammlung von René Wiesner, die er dieses Jahr als Bildband unter dem Titel „Von der Unumgänglichkeit des Todes“ veröffentlichte.
Wie schon erwähnt, weist THANATOMANIA keinen erwähnenswerten Gore-Gehalt auf, sondern beschäftigt sich mit inhaltlichen Provokationen sowie einer gesellschaftlich relevanten Message. Das Ende des Films ist etwas rätselhaft und lässt Raum für Interpretationen. Wartet auf jeden Fall den Abspann ab, denn danach erwartet euch eine letzte Szene, die die Stimmung gekonnt verändert.
Hier könnt ihr den offiziellen Trailer ansehen: