Matt und Naomi sind eingeschneit.
In Norwegen.
Sie ist schwanger.
Hilfe ist nicht in Sicht.
Entschuldigt, wenn wir mit der Tür ins Haus fallen, aber 30 GRAD UNTER NULL tut das auch.
Schon in der ersten Szene erwachen die beiden im Auto, nachdem sie am Abend zuvor den Roadtrip durch Norwegen wegen Eisregen unterbrechen mussten und am Straßenrand einschliefen.
Die Tür lässt sich nicht öffnen, der Motor springt nicht an und Handyempfang gibt es auch nicht.
Should I stay or should I go?
Die Frage, die sich aufdrängt: auf Hilfe warten oder versuchen aus dem eisigen Gefängnis auszubrechen und selbst loswandern?
Matt ist für bleiben, Naomi für gehen und beide Seiten sind nachvollziehbar. Sie ist im 8. Monat schwanger und auch wenn niemand ein Thermometer dabei hat, um den frostigen Filmtitel zu bestätigen, ist es kalt draußen.
Andererseits, wie schnell wird jemand kommen, wenn niemand zwei Touristen vermisst?
Um vorwegzugreifen, anders als in vielen anderen Filmen, wo Überlebende Glück im Aufbruch suchen, bleiben die beiden. Die Lebensmittelvorräte sind prall gefüllt, es gibt Wasser und sogar Kerzen sind vorhanden….
Für den Zuschauer entsteht dadurch fast schon eine heimelige Atmosphäre, für Freunde von Kammerspielen sowieso und das winterliche Setting passt zum Veröffentlichungstermin des Films.
Dann geht’s aber los.
Wie lange genau würde man in einem zugeschneiten Auto auf Hilfe warten und wann würde jemandem dämmern, dass der Wagen aufgrund der Schneewehen womöglich quasi unsichtbar ist?
Die meisten Menschen würden jedenfalls kaum die Geduld aufbringen, die Naomi und Matt an den Tag legen und schon sind 5 Tage um…5 Tage!
Wie gesagt, Vorräte sind da und die Toilettengangproblematik wird angesprochen, trotzdem scheint die Situation wenig angenehm…wie lange also ausharren? Bis im Frühjahr die Schneeschmelze einsetzt? Bis das ungeborene Kind geboren wird und schulpflichtig wird?
Mindestens so erstaunlich wie die Geduld ist der doch immense Nahrungsvorrat. Kannibalismus unter Freunden, wie man ihn aus ÜBERLEBEN kennt, sollte man jedenfalls nicht erwarten. Die Tafel ist sogar so reichlich gedeckt, dass man die Schokolade, die Naomi ihrer Schwester in die Heimat mitbringen wollte, nicht anrührt.
Noch beachtlicher ist der unermessliche Vorrat an Kerzen.
30 GRAD UNTER NULL ist so kalt, wie es klingt
Man mag sich fragen, wer überhaupt Kerzen mitführt. Eine kleine Stirnlampe wäre heutzutage wohl realistischer, aber wir wollen nicht kleinlich sein. Man muss aber schon eine Kerzenzieherei im Kofferaum haben, um die ganze Zeit, das Auto hell zu halten (und wir sprechen am Ende über einen weit größeren Zeitraum als 5 Tage).
30 GRAD UNTER NULL gibt vor von Tatsachen inspiriert worden zu sein und das mag stimmen. In Nordschweden war ein Mann 45 Tage lang in einem Auto eingesperrt und überlebte. Das ist bemerkenswert und es zeigt, dass ein Überleben für lange Zeit denkbar ist, allerdings sah der wahre Fall und ähnlich gelagerte anders aus, als in unserem Film.
Da der Film naturgemäß von wenigen Schauspielern lebt, sollen die nicht unerwähnt bleiben.
Vincent Piazza und Genesis Rodriguez sind sicher keine grandiosen Mimen, machen ihre Arbeit aber anständig.
Die Schuld ist hier eher im Drehbuch zu lesen.
Als Ryan Reynolds in BURIED in einem Sarg eingesperrt war, nahm man ihm die Umstände ab.
Als die beiden Kumpels in BEN & MICKEY VS. THE DEAD vor einer Zombiehorde in einem Auto verstecken, war das (trotz wandelnder Leichen) glaubwürdig.
Als Adrian Brody in WRECKED tagelang verletzt in einem Auto festsitzt, war auch das nachvollziehbar.
In 30 GRAD UNTER NULL ist nichts davon der Fall.
Hieraus hätte man ein nettes Kammerspiel machen können, da aber neben fragwürdigem Verhalten und unlogischen Vorratsmengen auch noch andere Logiklöcher plus eine Portion Langeweile auf dem Plan stehen, ist 30 GRAD UNTER NULL nicht zu empfehlen.