Wie muss es sich anfühlen, wenn ein Vater die missbrauchte Leiche seiner Tochter findet? Was würde man in seiner Situation tun, wenn man den Mörder in die Finger bekäme?
Dies sind nur zwei Fragen, denen sich 7 DAYS annimmt. Über allem steht das Thema Selbstjustiz, das von verschiedenen Seiten durchleuchtet wird und dabei dem Zuschauer einiges abverlangt.
Bruno Hamel ist erfolgreicher Chirurg. Als seine 8jährige Tochter Jasmine eines Tages nicht von der Schule nach Hause kommt, wird aus der Furcht, sie könne einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein, schnell bittere Gewissheit.
Obwohl der Mörder Anthony Lemaire rasch von der Polizei gefasst ist, sinnt Bruno auf Rache. 7 Tage lang will er ihn foltern und dann töten.
Während Folter gerade in den letzten Jahren vermehrt im Horrorfilm auftaucht und damit der Begriff „Torture Porn“ entstand, ist Blutrache seit langen Zeiten in Krimis, Thrillern, Actionfilmen oder im Bereich des Horrors zugegen. Meist wird dem Zuschauer dabei die Rolle des Rächenden nahe gebracht, was z.B. Charles Bronson in der DEATH WISH – Reihe (dt. Ein Mann sieht rot) berühmt machte.
7 DAYS ist einer der wenigen Filme, die dieses heikle Thema differenziert betrachten.
Die Gewalt in 7 DAYS ist drastisch, aber nicht selbstgefällig
Der Film lotet einige Grenzen aus. Nicht nur die visuelle Gewalt ist drastisch, sondern auch eine emotionale Berg- und Talfahrt wird geboten:
Anfangs sind die Sympathien klar verteilt. Wenn Bruno die brutal zugerichtete Leiche seiner Tochter findet und der festgenommene Täter noch arrogant in eine Fernsehkamera grinst, will man als Zuschauer, dass diesem Mann eine gerechte Strafe zukommt.
Aber was ist gerecht?
Dass Bruno ihm das Knie mit einem Vorschlaghammer zertrümmert ist nur der Anfang…
Nach und nach wandelt sich das Bild, das man von dem leidenden Vater gewonnen hatte und während die Brutalität dem Zuschauer nicht zum Selbstzweck präsentiert wird, ist sie für Bruno genau das. Die erhoffte Genugtuung kann er nicht finden, seine Frau kann ihn nicht verstehen und wendet sich weiter von ihm ab.
Aber der Film gaukelt uns nicht vor, dass Selbstjustiz in der Bevölkerung immer als etwas Schlechtes gesehen wird. So hört man, dass ausgerechnet zwei Polizisten, die Bruno stoppen sollen, darüber sprechen, was sie an seiner Stelle mit Lemaire tun würden.
Bis auf die unwahrscheinliche Entführung, bei der es Bruno alleine gelingt einen Polizeitransport zu übertölpeln, könnte sich vieles auf vergleichbare Weise zutragen und würde man es gutheißen, so wie die realen Fälle von Wolfgang Daschner und Marianne Bachmeier weithin für gut befunden wurden oder der Justiz des Staates vertrauen?
Eine Antwort gibt der Film nicht und bleibt auch deswegen lange im Gedächtnis.
Ein nüchterner Film ohne unnötige Laute
7 DAYS kommt ohne musikalische Untermalung aus und Dialoge sind selten. Mit Lemaire spricht Bruno nie und ansonsten sprechen die Bilder meist für sich.
Nicht nur wegen der frankokanadischen Herkunft erinnert der Film an französische Thriller, sondern transportiert auch deren bedingungslose Haltung.
Die Bilder sind kühl, wie die Herbstlandschaft in der sich die Handlung zuträgt und von Anfang an ist klar, dass kein Happy End zu erwarten ist.
Das Drehbuch schrieb Patrick Senécal, der auch für die literarische Vorlage verantwortlich ist.
Senécal wird häufiger mit Stephen King verglichen, doch ist zumindest 7 DAYS ernsthafter als alles was King bislang verfasste.
Fazit: 7 DAYS ist nicht für jedermann. Statt leichter Kost gibt es einen dicken Klumpen zu verdauen. Dennoch ein starker Film.