Als letztes Jahr CONJURING erschien, gab es darin eine Puppe, die letztlich in einem Glaskasten der Geisterjäger Warren landete. Ihr Name war ANNABELLE und man sagte ihr nach böse zu sein.
Auch wenn ANNABELLE eigentlich nur eine Randbemerkung für CONJURING war, wurde sie doch zum Aushängeschild von James Wans Horrorfilm.
Dass sie nun also einen eigenen Film erhält, sollte niemanden überraschen und man muss CONJURING übrigens nicht gesehen haben, um ANNABELLE zu verstehen.
Story:
Los Angeles, 1970. Mia und John sind ein glückliches junges Paar. Die schwangere Mia sammelt Puppen und ist selig als sie John mit einem besonders seltenen Exemplar überrascht.
In derselben Nacht brechen die Mitglieder eines satanischen Kults bei ihnen ein. Zwar können die Eindringlinge gestoppt werden, bevor Mia, dem ungeborenen Kind oder John schlimmeres passiert, doch ein Blutstropfen gelangt auf die neue Puppe.
Während sich die junge Familie von den Ereignissen erholt, geschehen immer wieder seltsame Dinge im Haus und auch ein Umzug bringt keine Besserung.
Müssen Mia und John sich um ihr Baby fürchten?
Dafür, dass Star-Regisseur James Wan Horrorfilme nicht mehr so toll findet, kommt er erstaunlich schlecht von ihnen weg. Auch wenn er keine Regie mehr führt, ist er doch für eine ganze Reihe von Sequels als Produzent aktiv. Dazu gehört neben SAW 8 und INSIDIOUS 3 eben auch ANNABELLE (auch wenn man hier eher von einem Prequel oder Spin-Off zu CONJURING sprechen muss).
Die Regie übernahm allerdings John R. Leonetti, der bisher vor allem als Kameramann arbeitete und an zahlreichen Wan-Projekten, aber auch an PIRANHA oder THE WOODS mitgewirkt hat.
Man kann also annehmen, dass der Mann zum einen Horrorfilme als Gesamtes versteht, zum anderen das umsetzen kann, was man auch von Wan erwarten würde.
Und so ist es: ANNABELLE hätte auch von Wan sein können und das nicht nur, weil wir die Puppe kennen.
Die lernen wir im Laufe des Films noch besser kennen als uns lieb sein kann und erfahren alles über ihre Hintergründe. Clever webt die Geschichte dabei den Fall der Manson-Familie mit ein, die zwar nur kurz im TV zu sehen sind, aber wohl dennoch als Ideengeber fungierten.
Dazu gibt es etwas Zeitgeist der frühen Siebziger Jahre. Dass man seinerzeit in Los Angeles (also nach den Watts-Unruhen oder den Manson-Morden) seine Haustüre nicht abschloss, darf zwar bezweifelt werden, ansonsten wurde das Leben der damaligen Zeit aber ordentlich nachgebaut. Interessanter als die Tatsache, dass Mia eine brave Hausfrau ist, ist aber die damalige Neigung zum Okkulten.
Horrorfilmklassiker wie DER EXORZIST, DAS OMEN und ROSEMARYS BABY haben gemeinsam, dass Kinder zum Spielball des Höllenfürsts werden und in dieser Tradition sieht sich auch ANNABELLE.
Während Mia und John anständige Christen sind, können sie alleine doch kaum etwas gegen das Böse ausrichten und holen sich schließlich Hilfe bei einem Priester.
Nun liegen die 70er eine Weile zurück und einiges hat sich geändert. Zum einen haben Priester heute teilweise einen schlechteren Ruf als der Teufel, zum anderen sind die Sehgewohnheiten des Publikums nicht mehr die gleichen. Das Tempo wurde daher deutlich erhöht.
Uns erwarten eine Reihe von Schocks, die selbst dann zünden, wenn man genau weiß, dass sie kommen und von einem opulenten Sound-Design unterlegt sind, das alleine einen Komapatienten aufschrecken würde. Das mag man kritisch sehen, es funktioniert aber und auch der Kritiker wird seine Gänsehaut nur schwer verbergen können.
Das ändert aber nichts daran, dass einer gut erzählten ersten Filmhälfte, eine Menge effektiver aber am Reißbrett entworfener Szenen folgt. Dabei gerät nicht nur Titelfigur ANNABELLE etwas in Vergessenheit, sondern wir erschrecken uns durch bekannte Klischees, die beim knarrenden Schaukelstuhl beginnen, sich über Türen ziehen, die sich plötzlich nicht mehr öffnen lassen und bei monströsen Gestalten enden, die (wie z.B. schon bei INSIDIOUS) plötzlich hinter jemanden stehen.
Fazit: Wer mehr will als nur Scarejumps braucht sich den Film nicht zu holen. Was ANNABELLE aber macht, macht sie gut und nicht nur Horror-Nerds, sondern auch der Gelegenheits-Schauer machte den Film zu einem kommerziellen Kino-Erfolg.
Man erwartet mehr bei dem Film, was wahrscheinlich an Conjuring liegt. Hin und wieder gab es einen kurzen, gut in Szene gesetzten Moment, aber so ganz fetzt der nicht