Im Vorfeld wurde viel über ARMY OF THE DEAD geschrieben, Trailer gezeigt und sogar die ersten 15 Minuten durften gesichtet werden. Und so verdichteten sich früh die Hinweise, dass Zack Snyders neuestes Werk eine große bunte Zombie-Show sein würde…und genau so kam es.
Story von ARMY OF THE DEAD
Als in der Wüste Nevadas ein Militärconvoy mit brisanter Fracht verunglückt, wird ein Wesen befreit, das in kurzer Zeit den einzigen Ort bewohnten Ort in der Umgebung zum Königreich der Toten macht. Bald tummeln sich nur noch Untote am legendären Strip von Las Vegas und die Stadt wird von der Regierung komplett abgeriegelt.
Um dem Zombieausbruch ein Ende zu machen, soll eine Atombombe über dem einstigen Sündenpfuhl abgeworfen werden, doch in den Tresoren liegt noch immer enorm viel Geld und so beauftragt ein Geschäftsmann eine wild zusammengewürfelte Söldnertruppe, um in die Stadt zu gelangen, den Tresor zu knacken und zu entkommen, bevor die Kohle für immer verstrahlt ist.
Na sowas, die gleiche Geschichte wurde letztes Jahr in Korea bei PENINSULA erzählt. Nun liegen die beiden Projekte zu nah beieinander, um geistigen Diebstahl zu unterstellen und ARMY OF THE DEAD verzichtet lobenswerterweise auf unendlich lange Verfolgungsjagden. Dafür fühlt man sich in der Rekrutierungsphase an OCEAN’S ELEVEN erinnert, in einer einzelnen Szene an THE GIRL WITH ALL THE GIFTS und natürlich generell an hunderte Zombiestreifen der letzten 50 Jahre.
Letzteres ist nicht zu vermeiden und legitim, zumal man Zack Snyder zugutehalten muss, dass er sich nicht wiederholt und die Untoten hier anders drauf sind, als in seinem DAWN OF THE DEAD von 2004.
In ARMY OF THE DEAD sehen wir eine Zweiklassen-Zombiegesellschaft. Zum einen die langsamen Standard-Toten, die hier Shambler heißen, zum anderen die schnellen, intelligenten und sogar emotionalen Alphas. Und dann sind da noch Zombie-Tiger…Siegfried und Roy lassen grüßen.
Mit ARMY OF THE DEAD kehrt Snyder zu den Zombies zurück
Es ist sicher Geschmackssache, ob man kluge Zombies mit gesellschaftlichen Strukturen mag oder einfach nur Bestien sehen will, daher soll das nicht in die Bewertung einfließen.
Überhaupt fällt vieles in diesem Film unter „Geschmackssache“. Die einen werden den Big Budget – Bubblegum – Style lieben, die anderen mehr Boshaftigkeit fordern.
Manch einer wird sich freuen, dass mit Matthias Schweighöfer auch ein Deutscher eine größere Rolle innehat, die anderen werden sagen, dass er doch nur wieder die Flitzpiepe spielt, die er in seichten deutschen Komödien gibt.
Fakt ist, dass ARMY OF THE DEAD nicht ernst genommen werden sollte und das auch nicht will.
Der Anführer der Söldner wird von Dave Bautista, einem Wrestler gespielt und die aufgeblasenen Show-Muskeln sind symptomatisch für den Film. Eine der Frauen im Team trägt cooles Rambo/Vasquez-Stirnband, aber auch gewaltige Ohrringe…im Kampfeinsatz. Dann ist da noch ein Fiesling, der ähnlich wie Burke in ALIENS gerne mal Türen vor seinen Mitstreitern verschließt (nur, dass es in ALIENS einen Grund dafür gab).
In diese Sinnlosigkeit passt Schweighöfer, der einen enorm nervigen Typen namens Dieter spielt, der keine Waffenerfahrung hat, aber weiß, wie man Safes knackt.
Action, Humor, Splatter…und Schweighöfer
Man bedenke, wir sind in Las Vegas. Das bedeutet nicht nur, dass wir infizierte Oben-Ohne-Showgirls und Zombies im Brautkleid sehen, Snyder demonstriert auch einmal mehr seine Liebe zur Kombination aus lässigen Swing-Coverversionen und Blutbädern.
Die Stadt wird zu Beginn des Films oberflächlich zerstört, am Ende des Films pulverisiert, aber dazwischen ist einfach immer noch der show value geboten. Daher ist ARMY OF THE DEAD weder optisch noch inhaltlich dunkel geraten, sondern setzt auf viel farbenfrohe Action, Humor, aber auch durchaus splattrige Einlagen.
Das ist abwechslungsreich, aber nicht immer originell. Die Story klingt jedenfalls besser als ihre Erzählung, die viele Standardelemente enthält, oberflächlich bleibt und trotz einer rührseligen Vater-Tochter-Beziehung wenig Sympathie für die Figuren aufkommen lässt.
Der Film kostete 70 Millionen Dollar, was nachvollziehbar ist, wenn man die vielen Massenszenen und aufwändigen Kulissen betrachtet, wer so viel Geld in die Hand nimmt, will aber auch, dass sich vorm Fernseher Massen tummeln und muss es jedem Recht machen, was zu einem Fehlen von Ecken und Kanten führt.
Mit fast 150 Minuten Laufzeit ist ARMY OF THE DEAD aber vor allem eines: zu lang. Obwohl insgesamt keine Langeweile aufkommt und immer wieder ein Kampf, ein Gag oder ein Kill eingestreut wird, scheinen etliche Einzelszenen länger als nötig.
Fazit zu ARMY OF THE DEAD
Technisch gibt’s an ARMY OF THE DEAD nichts auszusetzen und Las Vegas passt als Location wie die Faust aufs Auge. Man fühlt sich oft aber eher an einen Roland Emmerich-Film, als an George A. Romero erinnert.
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