Review: DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE (2005)

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Redaktion: 8.0

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8.6/10 (5)

Darsteller: Jennifer Carpenter, Laura Linney, Tom Wilkinson, Shohreh Aghdashloo
Regie: Scott Derrickson
Drehbuch: Paul Harris Boardman, Scott Derrickson
Länge: 117 min
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 23. Mai 2006 (Heimkino)
Verleih/ Vertrieb: Sony
FSK: ab 16

Horrorfilme finden in dunklen Kellern statt, auf Friedhöfen, in Wäldern oder Folterkammern. Oft auch in ganz gewöhnlichen Wohnhäusern, aber nur sehr selten in einem Gerichtsaal. Scott Derrickson (SINISTER) machte 2005 eine Ausnahme und konnte trotzdem punkten.

Wovon handelt DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE?

Als die 19jährige Studentin Emily Rose an den Folgen eines Exorzismus stirbt, wird der verantwortliche Priester Richard Moore angeklagt. Seine Verteidigung übernimmt die karrierebewusste Anwältin Erin Bruner, die aber bald merkt, dass sich Moore auf keinerlei straferleichternde Deals einlassen, sondern seine Geschichte erzählen will.
Er ist nämlich felsenfest überzeugt, dass Emily nicht an Epilepsie oder einer anderen weltlichen Krankheit starb, sondern tatsächlich von Dämonen besetzt war.

der exorzismus der emily rose

Auch wenn die Namen ausgetauscht wurden und der Film in den USA spielt, Vorbild für die Handlung war der reale deutsche Fall der Anneliese Michel, die Mitte der 70er Jahre in Bayern an Unterernährung starb, nachdem Priester Dutzende Male einen Exorzismus durchführten.

Vorbild für DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE war der Fall Anneliese Michel

Wer sich DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE ansieht, wird feststellen, dass die Basis zwischen Realität und Fiktion ähnlich ist, und der Film ernst aufgebaut ist, aber keine Aufarbeitung von Fakten, sondern eben doch ein Horrorfilm ist.
Wer DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE entgegen jeder Empfehlung als Aufarbeitung des Anneliese Michel – Falls betrachtet, wird womöglich dazu tendieren, das reale Opfer durch die Brille Hollywoods verhöhnt zu sehen. Das Derrickson und seinem Team zu unterstellen, würde aber zu weit führen.

der-exorzismus-von-emily-rose kritik

In Rückblenden sehen wir nicht nur, was mit Emily geschah, sondern sogar wie sich fühlte und was sie in ihrer eigenen Wahrnehmung erlebte. Das gibt uns zwar ein Verständnis für das durchlebte innere und äußere Martyrium, beantwortet jedoch nicht komplett die Frage, ob Psychose oder Dämon verantwortlich ist.

Dass psychische Krankheiten und Besessenheit vertauscht oder in einen Topf geworfen werden, findet sich sowohl im echten Leben, wie auch in Filmen wieder. So deutet beispielsweise auch SESSION 9 an, dass der Antrieb für eine Gewalttat nicht die eigene Persönlichkeit war, sondern eine Art Parasit, eine böse Präsenz, Menschen dazu treiben kann.

So erleben wir als Zuschauer einerseits die weltliche Aufarbeitung vor Gericht, bei denen es zu wissenschaftlichen Aussagen von Gutachtern und gewieften Rededuellen kommt, wie man das aus guten Gerichtsthrillern a la ZWIELICHT oder EINE FRAGE DER EHRE kennt, andererseits auch eine Welt, die den Geschworenen oder dem Richter nicht zugänglich ist und die zumindest Zweifel sät.
Damit geht es uns dann ähnlich wie Anwältin Erin, die bald von ihrem hohen Juristen-Ross absteigt und selbst von Alpträumen geplagt wird.

der-exorzismus-von-emily-rose rezension

Entfernt erinnert DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE an den später erschienenen REGRESSION, wo es ebenfalls um (okkulte) Rituale und die Frage ging, wie real der Teufel ist. Dort gab es zwar keine Gerichtssäle, aber auch viele Untersuchungen, Zweifel bei Protagonist und Zuschauer und eine vergleichbare nass-dunkle Gesamtstimmung.

Eine Mischung aus Gerichts- und Horrorfilm

Obwohl sie nur vergleichsweise wenig Screentime hat, ist Jennifer Carpenter als Titelfigur das Aushängeschild des Films. Während Laura Kinney und Tom Wilkinson als Anwältin und Priester anständig spielen, ist es eben Jennifer Carpenter bzw. Emily, mit der man mitleidet. Für sie war der Film daher auch ein Schritt zu regelmäßigen Auftritten in Filmen/Serien wie DEXTER, QUARANTÄNE, THE DEVIL’S HAND oder BRAWL IN CELL BLOCK 99.

FAZIT ZU DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE

Um DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE zu mögen, muss man sich auf den Mix von Gerichts- und Horrorfilm einlassen können, so wie man auch damit leben muss, dass vielleicht nicht jede Antwort auf dem Silberteller serviert wird.
Dafür erhält man aber einen der besten Exorzistenfilme (nach DER EXORZIST). Dass DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE gegen Ende ein paar Längen ausweist, kann dabei großzügig übersehen werden.

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