Kaum zu glauben, aber es gibt sie noch: Filme, die bislang nicht auf DVD/Blu Ray erschienen sind.
DER FRAUENMÖRDER ist einer davon und ein Vertreter bei dem man sich wundert, denn sowohl die Besetzung, als auch der Regisseur sind prominent. Die Hauptrollen füllen Gary Oldman (BRAM STOKER’S DRACULA) und Kevin Bacon (FLATLINERS) und die Regie kommt von Martin Campbell, der später beispielsweise CASINO ROYALE umsetzte.
Die gute Nachricht, DER FRAUENMÖRDER wird von ofdb filmworks nun auf Silberscheibe veröffentlicht, aber was kann man von dem weitestgehend vergessen gegangenen Film erwarten?
Inhalt:
Ben Chase ist ein ehrgeiziger und erfolgreicher junger Anwalt, der es schafft einen Freispruch für Millionärssohn Martin zu erwirken, der wegen eines brutalen Mordes angeklagt war.
Nur kurze Zeit später erfährt Ben, dass Martin tatsächlich schuldig war und weitere Morde begehen wird. Er beginnt ein gefährliches Spiel, bei dem er erneut die Verteidigung übernimmt, aber gleichzeitig versucht den Psychopathen zu überführen.
Dass ein Anwalt zu spät von der Schuld seines Mandanten erfährt oder sich gar gegen ihn stellt, kam mit ZWIELICHT oder KAP DER ANGST zwar schon mal vor, aber DER FRAUENMÖRDER setzt gewissermaßen da an, wo ZWIELICHT endet und bevor KAP DER ANGST einsteigt.
Die Idee ist also schon mal gelungen und Oldman spielt sich -wie eigentlich immer- den Arsch ab.
Er ist nicht auf Anhieb sympathisch, sondern entspricht eher dem Bild, das viele Menschen von Anwälten haben, stellt im Laufe des Films aber unter Beweis, dass er zu den Guten gehört.
Kevin Bacon hat von beiden die kleinere Rolle und ist weniger auffällig. In späteren Rollen mimte Bacon des Öfteren den Bad Guy und das tut er auch hier, allerdings ohne die fiese Brillanz, die er beispielsweise in SLEEPERS zeigte.
Es ist aber sicher nicht der Fehler der Schauspieler, dass ich während des Films einige Mal Richtung Uhr schielte. Knapp zwei Stunden Laufzeit ist nicht wenig, könnte aber in Windeseile vergehen, wenn DER FRAUENMÖRDER mehr mitreißen würde. Es finden sich zu viele dramaturgische Schwächen:
zu früh (sprich: von Anfang an) ist klar, dass Martin der Mörder ist, was jegliches Rätselraten eliminiert. Bis aus diesem Wissen etwas Handfestes wird, vergeht dann zu viel Zeit und dass er seinem Anwalt eine Leiche quasi vor die Füße legt, sich selbst in Verdacht bringt und dann Chase beauftragt scheint weit an den Haaren herbeigezogen.
Martins Motive lernen wir auch noch kennen, was die Geschichte natürlich vervollständigt, aber auf eine Weise integriert wird, die die Spannung nicht vorantreibt.
Dass Drehbuchverfasser Mark Kasdan nach DER FRAUENMÖRDER nie mehr als Autor in Erscheinung trat…es ist besser so.
Es soll allerdings auch nicht verschwiegen werden, dass der Film seine Momente und gute Einzelszenen hat und in vielen Belangen einen professionellen Thriller darstellt.
Wer sich mit der frühen Arbeit von Kevin Bacon und Gary Oldman auseinandersetzen will, sollte sich DER FRAUENMÖRDER ansehen, dies ist allerdings genau die Art von Film, die ein Remake gebrauchen könnte, dann gerne mit den gleichen Akteuren.