DER SCHACHT 2 ist eine Überraschung und das vor allem weil er existiert.
Auch wenn Sequels an der Tagesordnung sind und DER SCHACHT ein paar Fragen offen ließ, hatte man den Eindruck, dass die Message transportiert worden war und das einzigartige Setting damit erledigt.
Aber Regisseur und Autor Galder Gaztelu-Urrutia war anderer Ansicht und führt die Geschichte um die Plattform mit neuen, aber auch vertrauten Gesichtern fort.
Wovon handelt der SCHACHT 2?
Wie im Originalfilm um den titelgebenden Schacht, der aus 333 Ebenen besteht, auf der jeweils 2 Menschen leben. In der Mitte des Raums eine Bodenöffnung, durch die einmal täglich Essen von Ebene 1 bis ganz hinunter fährt.
Jeder der Teilnehmer kann seine Lieblingsspeise benennen, doch es gibt keine Wärter, die prüfen, was und wie viel man ist. Das tun nur die anderen Bewohner…mit teils harten Mitteln.
Es ist kein gutes Zeichen, wenn man schon bei der Inhaltsangabe überlegen muss, ob es etwas neues zu sagen gibt oder man den Text vom ersten Film einfach kopieren kann.
Tatsächlich sind Location und Regeln auf den ersten Blick identisch und damit ergeben sich auch die gleichen Probleme:
wer oben ist, kann essen was er will; wer unten ist, ist darauf angewiesen, dass die oben was übrig gelassen haben.
„Und ich will meine Pizza“…wer will das nicht?
Die Dynamik in DER SCHACHT 2 ist aber eine andere und diesmal stehen die selbstauferlegten Regeln weiter im Vordergrund und dadurch wird die metaphorische Kritik am Welternährungsproblem zu einer Kritik an Machtgier, Obrigkeiten und auch Religion.
Denn es gibt dort „Gesalbte“. Personen mit mehr Macht als andere, die mit einer guten Absicht starteten, aber nun zu selbsternannten Handlangern der „Veranstalter“ wurden und die daraus entstandene Macht großzügig auslegen.
Die „Betreiber“ des Schachts greifen dann auch nur minimal ein, während die Teilnehmer mit extrem harten Strafen rechnen müssen, wenn sie gegen die Auflagen der Mitbewohner verstoßen.
Menschen werden erschlagen, erstochen, verbrannt und die Plattform als Amputationshilfe missbraucht.
DER SCHACHT 2 wirkt damit einen ganzen Zacken härter, als ich den Vorgänger in Erinnerung habe, allerdings muss der neue Film auch alle Register ziehen, denn die gewaltfreien Phasen laden zum Wegschlummern ein.
Viel Gewalt, viel Leerlauf
Das hat verschiedene Gründe, die bei einer oft entspannenden musikalischen Untermalung liegen, die auch fürs Meditationstraining geeignet wäre. Das liegt aber auch daran, dass viel geredet, aber wenig gesagt wird. Das reicht von Brandstiftung, über imaginäre Zahlen bis zur Erwähnung eines Messias. Das mag jemand genauer analysieren und für schlüssig erachten, für uns fand sich hier aber zumindest nach einer Sichtung kein geheimnisvoller doppelter Boden, der über die schon weiter oben erwähnten Metaphern hinausgehen.
Und zuletzt trägt auch das Setting zur Monotonie bei. War in Teil 1 noch vieles neu und unbekannt, gibt es nun wenig zu entdecken. Triste Betonzellen nutzen sich als Eyecatcher rascher ab als das täglich gleiche Essen, das sich jeder Insasse aussuchen durfte.
Vielleicht kommt irgendwann mal Teil 3. Dann will ich aber erklärt haben, wie all diese Leute, die andauernd mit der Platform nach unten fahren, wieder zurück nacj oben kommen.
Fazit zu DER SCHACHT 2
Auch wenn das Wort „langweilig“ inflationär genutzt wird, hier trifft es mal den Punkt. DER SCHACHT 2 verliert sich in dunklen, sich einander ähnelnden Bildern, wichtigtuerischem Geschwafel und sanfter Musik und nur die Gewaltszenen können den Puls des Zuschauers beschleunigen. Diese sind aber dafür gelungen.
Hier kannst du (als Netflixkunde) DER SCHACHT 2 sehen
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