DIE JUGGER ist für uns ein untypischer Film, denn streng genommen handelt es sich um einen Sportfilm. Allerdings war dieser nicht nur 25 Jahre lang indiziert, enthält nicht nur den unvergessenen Rutger Hauer, sondern ist gemessen an seiner Entstehungszeit auch ein erstaunlich seriöser Film.
Worum geht es in DIE JUGGER?
Sallow und seine Mitstreiter sind Jugger, Athleten in einem gewalttätigen Sport.In einer Zeit, in der die Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht mehr existiert, ziehen die Jugger durch eine trostlose, staubige Landschaft von Ort zu Ort und spielen gegen einheimische Mannschaften.
Sallow spielte einst in der Liga, wo es nur die besten hinschaffen, wurde aber aufgrund eines Fehlverhaltens ausgestoßen.
Als sich einer der Spieler aus seinem Team verletzt und die junge Kidda dafür hinzukommt, überredet sie Sallow dazu in die große unterirdische Stadt zu ziehen und an alter Wirkungsstätte das dort ansässige Liga-Team herauszufordern.
DIE JUGGER ist Brot und Spiele am Ende der Zeit
Bei „dem Spiel“ geht es darum, einen auf dem Spielfeld platzierten Hundeschädel zu erobern und auf einen Holzspieß zu stecken. Während die „Läufer“ für das Tragen des Schädels verantwortlich sind, werden sie vom Rest des Teams geschützt.
Das erinnert entfernt an Rugby oder American Football.
Auch 10 Jahre nach dem ersten MAD MAX – Film, also quasi die ganzen 80er hindurch, war in der Filmbranche eine Liebe für Endzeitfilme vorhanden. Ähnlich wie Jahre später im Found Footage – Film, ließen sich diese relativ günstig produzieren, denn die Kulissen sahen meist aus wie der lokale Schrottplatz und die Landschaft wie eine alte Kiesgrube.
Daran ändert sich auch mit DIE JUGGER nichts (der dritte MAD MAX-Film wurde übrigens in der gleichen Gegend gedreht). Man kann sogar behaupten, dass er noch minimalistischer als viele andere vergleichbare Werke ist, denn die getunten Rostlauben, die man sonst herumfahren sieht, entfallen hier auch. Man geht zu Fuß.
Minimalistisch ist aber auch das Storytelling, das natürlich die Spiele in den Vordergrund stellt, andererseits aber auch auf die Figuren und das Leben eingeht, dort aber -vielleicht bewusst- Fragen offenlässt.
So erfahren wir, dass die unerlaubte Beziehung zu einer Frau einst Sallows Ausschluss aus der Liga herbeiführte, Details bleiben hingegen im Trüben. Als Zuschauer kann man sich allerdings anhand der Ereignisse einen Reim darauf machen. Diese Erzählweise des „show, don’t tell“ ist erstaunlich smart für ein Werk, das auf den ersten Blick wie ein staubiger B-Schinken aussieht.
Auch deswegen, weil er jene Zuschauer, die nur die Brutalität des Spiels genießen wollen, nicht mit ellenlangen Dialogen über Annodazumal aufhält.
Auf der anderen Seite wäre es nicht uninteressant gewesen mehr über diese Welt zu erfahren. Zwar lernen wir, dass wir uns im 23. Jahrhundert befinden, was zum Ende unserer Zivilisation beitrug, bleibt aber so offen wie die Frage, warum die Stadt enorm tief unter der Erde liegt und diverse andere Unklarheiten.
Fast scheint es, als wäre DIE JUGGER ein Auszug aus einer größeren fiktiven Welt, so als würde man dem aus den HARRY POTTER – Büchern bekannte Quidditch seinen eigenen Film geben.
Scriptwriting vom Profi
Schaut man auf den Lebenslauf von Regisseur David Webb Peoples, findet man dort neben DIE JUGGER nur einen Kurzfilm. Schaut man aber welche Drehbücher Peoples schrieb, erkennt man, dass er für die Skripte von Perlen wie DER BLADE RUNNER, ERBARMUNGSLOS, DER TAG DES FALKEN oder 12 MONKEYS verantwortlich war.
Ein Profi im Geschichtenerzählen also, aber auch Peoples konnte wohl nicht erahnen, dass sich aus seiner Vorlage mal ein echter Sport entwickeln würde.
Rutger Hauer, der bereits in DER TAG DES FALKEN und BLADE RUNNER mit Peoples gearbeitet hatte spielt seinen Part des Sallow mit der ihm angeborenen Würde, in weiteren Rollen sind bekanntere Gesichter wie Vincent D’Onofrio (FULL METAL JACKET) oder Joan Chen (DER LETZTE KAISER) zu sehen.
Fazit zu DIE JUGGER
Es ist angenehm, wie gelassen und gleichzeitig zielgerichtet DIE JUGGER vorgeht. Keine aufgeblasenen Idioten, die in der Postapokalypse witzige Frisuren tragen und den ernsten Ton des Films mit 80er-Kirmes-Attitüde blenden, keine übertriebenen Muskeln, keine coolen Oneliner, kein albernes Divengehabe, keine störenden Subplots, kein Pathos, nur brutaler Sport.