Nennt mir einen Film, in dem ein Kind namens Danny mit seiner Familie umzieht, einen imaginären Freund und einen seltsamen Vater hat und in dem eine tote Frau in der Badewanne eine Rolle spielt.
Nein, die Antwort ist nicht SHINING, sondern EVILS – HAUS DER TOTEN KINDER.
Das Haus ist kleiner, der Regisseur heißt nicht Kubrick, der Autor nicht King und ganz sicher spielt Jack Nicholson keine Rolle. Trotzdem haben wir uns den Film angesehen und stellen fest, dass auch hier einige alte Bekannte teilnehmen.
Aber zunächst zur Story:
James Thomas erbt das Haus seiner Mutter und zieht mit Frau Jennifer und Sohn Danny aufs Land.
Es dauert nicht lange, bis Danny von unsichtbaren Freunden berichtet, was von den Eltern zunächst nicht ganz ernst genommen wird. Aber es häufen sich seltsame Ereignisse, unter dem Haus befindet sich ein verschlossener Keller und was weiß der städtische Priester über die Vergangenheit?
Die gute Nachricht: besagter Prediger wird von Lance Henriksen gespielt. Der ist kein schlechter Schauspieler und hat Klassiker wie NEAR DARK und ALIENS und passables wie HARBINGER DOWN und STUNG in seinem Lebenslauf. Da Henriksen aber an keiner Kamera vorbeigehen kann, ohne ein paar Sätze hineinzusagen, befindet sich auch Unfug wie GINGERCLOWN und dieser EVILS in seiner mehr als 200 Einsätze umfassenden Biografie.
EVILS heißt im Original übrigens DARK AWAKENING und stammt von Dean Jones.
Jones ist ein talentierter Make Up – /Masken- Experte (zuletzt NEON DEMON), aber kassierte schon für sein Regie-Debüt COFFIN BABY harsche Kritik und das nicht nur von uns.
Inhaltlich geht EVILS andere Wege, qualitativ ist aber nach wie vor viel Luft nach oben.
Jones (der auch als Co-Autor, Produzent, Schauspieler und Maskenbildner fungierte) erschafft hier einen Look, der an 90er TV-Movies erinnert und so viel Weichzeichner einsetzt, dass der Autor dieser Zeilen kurz an seiner Sehkraft zweifelte. Die Farben sind so blass wie der Großteil der Geschichte, die wie so viele vor ihr auf falsche Jumpscares und Haunted House-Geister-Mär setzt.
Allerdings zeigt Jones in der zweiten Hälfte vermehrt das, was er am besten kann: physischen Horror und Masken.
Die sind, gemessen am Gesamteindruck, optisch wirklich gelungen, als Zuschauer fragt man sich aber, warum nicht gleich so? Man kann sich ausmalen, dass Dean Jones in Zusammenarbeit mit einem guten Autor einen vernünftigen Splatter- oder Bodyhorrorfilm hinlegen könnte, mit EVILS und COFFIN BABY verrannte er sich aber in Dinge, zu denen er wenig beitragen kann.
So plätschert EVILS über weite Teile vor sich hin, ohne je zwingende Spannung aufzubauen.
Man muss hier sicher das kleine Budget in Betracht ziehen, kann dem aber entgegenhalten, dass ja offenbar genügend Kohle für Lance Henriksen da war, die man besser an anderer Stelle…oder in einen anderen Film investiert hätte.
Fazit:
Gegenüber COFFIN BABY ist EVILS eine kleine Steigerung, trotzdem möchte man Dean Jones zurufen, dass manche Schuster bei ihren Leisten bleiben sollten.