Als Regisseur Pascal Laugier auf der Horrorbühne erschien, tat er das mit einem Paukenschlag: sein Film MARTYRS genießt schon jetzt Kultstatus, entsetzte Jugendschützer und zog kürzlich ein amerikanisches Remake nach sich.
Was Laugier später in seiner Karriere tat, ist bekannt und auch THE TALL MAN ist ein gut erzählter Thriller; was Laugier aber vor MARTYRS trieb wissen nur wenige.
Eine Antwort gibt es mit dem weitestgehend unbekannten SAINT ANGE – HAUS DER STIMMEN, der bereits 2004 entstand.
Wovon handelt SAINT ANGE – HAUS DER STIMMEN?
1958 kommt Anna als Dienstmädchen in ein Waisenhaus in den französischen Alpen. Das abgelegene Anwesen wird gerade geräumt und die junge Frau, die versucht eine Schwangerschaft geheim zu halten, bleibt alleine mit Köchen Ilinca und der psychisch angeschlagenen Judith in dem riesigen Haus zurück.
Nicht nur wird Anna von der eigenen Vergangenheit und ihren Geheimnissen geplagt, auch das Haus scheint Dinge zu verbergen.
Nachdem wir MARTYRS bereits einige Male erwähnt haben, muss natürlich auch ein Vergleich her. Ums kurz zu machen, SAINT ANGE – HAUS DER STIMMEN ist all das was MARTYRS nicht ist. Er beginnt langsam, zeigt kaum Gewalt, wenig Dialog und wird ein gore- und actiongeiles Publikum vermutlich binnen Minuten in den Schlaf wiegen.
SAINT ANGE ist der Anti-MARTYRS
Aber auch wenn man den Film für sich genommen betrachtet und Fan klassischem Grusels ist, bleibt manche Schwäche erkennbar und nicht nur die Längen bleiben ein Fakt, sondern auch eine unreife Erzählweise.
Aber nicht alles ist schlecht. Neben der Kulisse als solches, machen auch die Kamerafahrten durch die Flure Spaß. Man merkt, dass die Charaktere im Vordergrund stehen sollen und Chancen auf Jumpscares bereitwillig geopfert werden, weil die Geschichte erzählt werden soll.
Ähnlich wie 4 Jahre später stellt Laugier Frauen in den Vordergrund seines Films. Männer tauchen am Rande auf, sind aber kaum mehr als Statisten.
Talent, Stil und eine Absicht sind also zu erkennen, alleine die knackige Umsetzung fehlt.
Pascal Laugier übte noch
Dass SAINT ANGE – HAUS DER STIMMEN mehr spanisch als französisch anmutet, ist weder positiv noch negativ zu bewerten, eine gewisse Nähe zu THE OTHERS, THE DEVIL’S BACKBONE oder dem (später gedrehten) DAS WAISENHAUS sind aber unverkennbar…auch wenn deren Klasse nicht erreicht wird.
Fazit zu SAINT ANGE – HAUS DER STIMMEN
Schämen muss sich Pascal Laugier für sein DEbüt nicht, trotzdem wirkt das Werk wie ein altes Foto, auf dem man den eigenen Kleidungsstil anzweifelt.