Als Zombies das Leben auf der Erde veränderten, war Lu noch ein Baby. Neun Jahre später lebt sie mit ihrem Vater Jack in einem abgelegenen, gut gesicherten Haus auf dem Land. Abgesehen von einem Nachbarn, mit dem Jack zerstritten ist, scheint es keine Menschen mehr zu geben und das ganze Land ist von Schnee und Eis bedeckt. Das Gute daran ist, dass auch die Monster die Kälte nicht überlebten. Doch dann verdichten sich die Verdachtsmomente, dass die Wesen wieder da sind…
EXTINCTION beginnt furios und wirft uns mitten in den Zombieausbruch mit dem alles begann. Dabei begegnet uns auch Jack und der Nachbar namens Patrick zum ersten Mal und beide scheinen befreundet.
Es folgt der Zeitsprung und wer darauf hofft, dass es hier nonstop Zombieaction zu bewundern gibt, muss nun stark sein, denn der Film widmet sich bis auf Weiteres dem Leben von Lu, Jack und Patrick.
EXTINCTION ist gut erzählt, lässt aber Unklarheiten offen
Patrick, so viel ist klar, hat ein Alkoholproblem und lebt wie ein Eremit in seinem Haus, geht mit seinem Hund jagen und spielt nachts Radio-DJ mit seinem Funkgerät, doch niemand antwortet. Nur ein Haus weiter versucht Jack seine Tochter normal zu erziehen, was dank Notstromaggregat und erbeutetem Dosenessen den Umständen entsprechend gelingt. Warum er und Patrick nicht miteinander reden, bleibt vorerst ungewiss, doch auch Lu kommt in ein Alter wo sie Selbständigkeit entwickelt und Fragen stellt.
Der von Miguel Ángel Vivas (KIDNAPPED) verfilmte Stoff beruht auf einem Roman von Juan de Dios Garduño. Die literarische Vorlage ist der Geschichte anzumerken: einerseits sind viele Details verbaut, einige Hintergründe bleiben hingegen im Unklaren. Woher die Zombies (oder wie auch immer man sie nennen mag) kommen, wird ja gerne mal ignoriert, hier wird darüber hinaus auch nicht erläutert, wie es zum Klimawandel kam oder wie nach 9 Jahren noch immer Essen in Marschweite zu plündern ist.
Dass man den Zwist und dessen Entstehung der beiden Männer erst über einige Andeutungen im Laufe des Films zuordnen kann, ist hingegen genau so beabsichtigt und sorgt für einen hohen Dramaanteil, was EXTINCTION in die Nähe von THE WALKING DEAD rückt. Nicht zuletzt liegt die Ähnlichkeit darin, dass Lu wie Carl in TWD immer wenn es brenzlig wird genau da ist, wo sie nicht sein sollte.
Trotzdem macht es Spaß der Entwicklung der Figuren zuzusehen. Matthew Fox (LOST) als Alkoholiker auf der Suche nach Vergebung und Jeffrey Donovan (BURN NOTICE), als überbesorgter Vater, spielen gut mit- und gegeneinander und geben EXTINCTION mehr charakterliche Tiefe, als der durchschnittliche Horrorfilm mitbringt. Auf der Gegenseite erleben auch die anfangs gewöhnlichen (schnellen) Zombies eine Evolution und erinnern später mehr an die Wesen, die uns in THE DESCENT Alpträume verabreichten.
So geht internationale Arbeitsteilung
Der Film ist eine spanisch-ungarisch-französisch-amerikanische Produktion und jedem Land lässt sich ein Beitrag zuordnen. Die französische Härte zu Beginn, Ungarn als Drehort, bestes spanisches Storytelling und US-Schauspieler.
Leider erleben wir dann auch ein allzu amerikanisch-heroisches Finale auf das auch Kitsch-Künstler wie Emmerich und Bay hätten kommen können.
Fazit zu EXTINCTION
Dieses Endzeit-Monster-Drama mit Western und Coming-of-Age Einschüben hat seine Schwächen, zählt aber dennoch zu den besseren Veröffentlichungen der letzten Zeit.