Horrorfilme unterliegen dem Wandel der Zeit. Mit Autos ist das ähnlich. Nun ist ein gut erhaltener Mercedes Benz W 10 für Sammler und Liebhaber sicher ein toller Wagen und in den 30er Jahren das Maß der Dinge, aber heute nicht unbedingt alltagstauglich.
Ein Film wie GROSSANGRIFF DER ZOMBIES steht ähnlich da. Seinerzeit sicher sehenswert und so brutal, dass man ihn erst mal beschlagnahmte.
Heute ist er aber nur noch für VHS-Kids der 80er interessant, die dem Schinken nostalgische Gefühle entgegenbringen können.
Worum geht es in GROSSANGRIFF DER ZOMBIES?
Als eine nukleare Gaswolke entweicht, besteht nach Angaben der Regierung keine Bedrohung für Bevölkerung. Allerdings sind einige Wissenschaftler verstrahlt worden.
Diese sollen in Kürze am Flughafen eintreffen, von wo unter anderem BWC-Reporter Dean Miller berichten will.
Doch als sich die Türen öffnen, stürzen sich entstellte Zombies auf die wartenden Menschen…
Heute haben viele eine klare Vorstellung von Zombies. Dumm müssen sie sein, Sprintfähigkeiten treiben manchen Fan in den Wahnsinn und wenn sie nicht mindestens einmal gestorben sind, darf man nur von Infizierten sprechen oder riskiert einen Streit mit einem Zombie-Gatekeeper.
Dabei legte schon George A. Romero seinen Wesen Werkzeuge in die Hand und eigentlich gönnt sich jeder Filmemacher ein paar Freiheiten.
Naive Kunst, Guilty Pleasure oder lausig gealtert?
Allerdings bezeichnet selbst Umberto Lenzi entgegen des deutschen Titels seine Monster als Infizierte und lässt seine Monster teils planvoll und im Team agieren, lässt sie allerlei Waffen nutzen und auch wenn keiner von ihnen eine Doktorarbeit schreibt, komplexe Tätigkeiten ausführen, wie etwa ein Auto zu fahren.
Damit sind sie den Menschen nahezu ebenbürtig und zudem mit der bekannten körperlichen Robustheit ausgestatte, die nur von einem Zerstören des Hirns außer Gefecht gesetzt werden kann.
Damit gestaltet sich der titelgebende GROSSANGRIFF DER ZOMBIES plausibler als in vielen anderen Geschichten, wo schlurfende untote Dummbeutel für die Menschheit so gefährlich sind, wie der schlurfende lebende Dummbeutel, der nachts um 4 mit 25 Schnaps im Kopf aus der Kneipe wankt.
Auch über die Hintergründe hat man sich Gedanken gemacht und so können die Monster durch die Strahlung keine roten Blutkörperchen mehr bilden und müssen menschliches Blut trinken.
OK, das klingt medizinisch naiv, aber das waren gerade früher viele Filme und gerade italienische Filme, daher würdigen wir einfach, dass überhaupt eine Erklärung geboten wird.
Nein, wegen GROSSANGRIFF DER ZOMBIES wurde der Atomausstieg nicht beschlossen
Nukleare Katastrophen werden gerne direkt oder indirekt im fantastischen Film als Warnung eingesetzt und das ist hier nicht anders. Dass der Unfall im Three Mile Island Atomkraftwerk kurz vor Entstehung des Films, bei dem ebenfalls radioaktives Gas austrat, ein unmittelbarer Einfluss war, ist zumindest naheliegend.
Man könnte also denken, dass das alles gut gemeint wäre, aber machen wir uns nichts vor, ein Schinken wie GROSSANGRIFF DER ZOMBIES treibt keine Atomkraftgegner auf die Straßen. Hier geht es um Horror, Exploitation und Gewalt.
Der Bodycount liegt jenseits der 150 und die Brutalität ist hart genug, um eine damalige Beschlagnahmung nachvollziehen zu können.
Heute scheint die FSK 18 – Freigabe aber schon deswegen ausreichend, weil vieles unfreiwillig lustig wirkt. Insbesondere das Makeup sieht aus, als wäre der Backofen, in dem Peter Jackson die Masken für BAD TASTE backte, auch schon 1980 in Betrieb.
Aber auch die restliche Machart torkelt zwischen Overacting und unbeholfenen Actionszenen. Anti-Highlight ist ein Augenblick, in dem eine junge Dame in Panik verfällt, von Held Dean mit Schmackes eine gescheuert bekommt und sich die beiden unmittelbar danach stürmisch küssen.
Mach das mal heute….
Noch mal: es gibt sicher gute Gründe, um als Horrorfan noch mal die VHS-Bänder vom Dachboden zu holen und dabei Streifen wie GROSSANGRIFF DER ZOMBIES mit ein paar Bieren zu sichten. Eine nüchterne Empfehlung kann es dafür aber nicht geben.
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