Review: THE LAST OF US – Staffel 1 (2023)

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BEWERTUNGEN:
Redaktion: 8.0

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8.4/10 (10)

Darsteller: Pedro Pascal, Bella Ramsey, Nico Parker
Regie: Craig Mazin, Neil Druckmann und andere
Drehbuch: Craig Mazin, Neil Druckmann
Länge: 524 min (9 Episoden)
Land:
Genre: , , ,
Veröffentlichung: ab 16. Januar 2023 (Sky / Wow)

Die Pilotfolge von THE LAST OF US haben wir bereits reviewt. Das ist für uns nicht nur ungewöhnlich, uns war auch klar, dass wir inhaltlich natürlich noch mal ergänzen und im Urteil vielleicht nachbessern müssen.
Nachdem nun die erste Staffel abgeschlossen ist, fassen wir daher noch mal zusammen, was diese neun Episoden der Drama- und Horrorserie brachten.

Worum geht es in THE LAST OF US?
Nachdem ein gefährlicher Pilz dafür sorgte, dass sich der Großteil der Menschen weltweit in brutale Bestien verwandelt, haben sich die meisten Überlebenden zu Kolonien zusammengefunden.
Eine davon befindet sich in Boston, wo auch Schmuggler Joel lebt. Eines Tages wird ihm die 14-jährige Ellie anvertraut, die er aus der Quarantänezone und zu einer entfernten Station der rebellischen „Fireflies“ bringen soll. Ellie ist immun und mit ihr könnte ein Gegenmittel gegen die Infektion entwickelt werden.

Die Nähe zum Spiel

Die große Frage, die sich Zocker stellen: wie eng hält sich die Serie an die Spielvorlage? Dass der Gameentwickler Neil Druckmann auch maßgeblich am TV-Format beteiligt war, ist da schon mal kein Fehler und doch kann man es nicht jedem recht machen. Der eine wird meckern, wenn man auch nur im Detail vom Game abweicht; der andere wird sich beschweren, wenn man jede Szene nur 1:1 abkupfert.

Und hier muss man zwei Dinge verstehen: so packend es auch ist selbst am Controller sitzend, wieder und wieder durch dunkle Räume zu schleichen und Infizierten auszuweichen, als Serie kann man das nicht unendlich oft zeigen, ohne dass es ermüdet.

Der zweite Punkt ist, dass Druckmann und sein Partner in Crime Craig Mazin (CHERNOBYL) das taten, was beispielsweise auch ein großartiger Geschichtenerzähler wie Frank Darabont (DIE VERURTEILTEN) mit Stephen King-Adaptionen tat: er verstand, dass man den Spirit übernehmen muss, nicht jeden einzelnen Satz.

the-last-of-us-serie kritik

Das Storytelling von THE LAST OF US

Was uns zum Storytelling bringt, das genau diesen Spirit trägt.
Man merkt, dass jemand wert darauf legte, eine Geschichte zu erzählen. Das geschieht einerseits mit den bekannten Komponenten,  wie natürlich vor allem die Hauptfiguren Ellie und Joel, das sind die Infizierten und das ist die Bedeutung von Ellie als womöglich einziger immuner Mensch.

Man muss das Spiel nicht kennen, um in die Serie einzusteigen, aber selbst, wenn man schon beide Spiele und den DLC „Left Behind“ durch hat, bietet die Serie immer wieder Neues.
Das beginnt mit dem Prolog vor der ersten Folge, in dem sich Wissenschaftler in einer Schwarzweiß-Talkshow lange vor dem Ausbruch über Pilze unterhalten, die Insekten „fernsteuern“ und die Möglichkeit einräumen, dass dies eines Tages auch mit Menschen geschieht.
In Folge zwei begleiten wir eine andere Wissenschaftlerin zum Beginn des Ausbruchs nach Asien. Ihre Empfehlung: niederschmetternd.

Und wer sich schon immer fragte, warum Ellie immun ist, auch dazu wird eine Antwort geliefert.

Es gibt da jedoch ein großes Aber: THE LAST OF US startet immer wieder Exkurse, die das gesamte Universum, in dem wir uns befinden von verschiedenen Seiten durchleuchtet, die jeweilige Platzierung wirkt teils aber willkürlich und unberechenbar. Und so sind diese Ausflüge zu anderen Zeiten oder Figuren zwar informativ, manchmal lenken sie aber auch ab.

Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Geschichte des Einzelgängers Bill, der sich in einen Mann verliebt, der zufällig in einer seiner Fallen festhängt. Nun mag man diese homosexuelle Liebesgeschichte (positiv oder negativ) als Zeichen der Zeit deuten, das soll aber nicht der Punkt sein. Bemerkenswert ist aber, dass Bill zwar ein Bekannter Joels ist, hier aber für den größten Teil einer Folge die Haupthandlung verlassen wird und darüber darf man geteilter Meinung sein.

Diese Sub-Story fühlt sich damit wie ein Spin-Off an. Gebraucht hätte man sie für die Haupthandlung nicht, sie gibt aber eben weitere Einblicke in diese verlorene Welt.
Was zudem außer Frage steht, ist die auch hier achtsame Erzählweise, die Nähe zu den Figuren und die Tragik, bei der man schon mal eine Träne verdrücken darf.

last-of-us nick offerman

Die Darsteller und Figuren in THE LAST OF US

Was die Figurenzeichnung und das Schauspiel betrifft, ist Bill bzw. dessen Darsteller Nick Offerman auszeichnungswürdig….allerdings im Gesamtkontext nur als Nebendarsteller dieser Sidestory.
Die beiden Hauptdarsteller sind jedoch Bella Ramsey und Pedro Pascal, die beide schon in GAME OF THRONES mitspielten.

Während Pascal rein optisch alles das mitbringt, was man von Spiele-Joel erwartet, schien Bella Ramsey nicht wie die logische Wahl für die Ellie.
Allerdings muss man dem Casting-Team danken, dass mal kein Standard-Hollywood-Gesicht eingesetzt wurde und Ramsey – im echten Leben immerhin schon 20 – spielt ihre Figur mit einer kindlichen Begeisterung. Sie leidet, sie lacht, sie wächst.

Man glaubt Ellie, dass sie in die Zeit nach Zusammenbruch unserer Zivilisation hineingeboren wurde und Dinge nicht mehr kennt. Sie kann sich für ein Kinder-Karussell oder eine Arcade-Game begeistern, weil für sie alles neu ist. Doch auch wenn sie Joel auf dem langen Weg zu verstehen gibt, dass sie schon einmal getötet hat, ist auch das Ausmaß der Gewalt für sie neu.

Über diesen Punkt ist Joel längst hinaus. Der ist weder zu Späßen aufgelegt, noch zögert er einen Menschen zu töten oder zu foltern. Ohne viel Pathos oder markige Worte tut er was getan werden muss, erinnert darin etwas an Jack Bauer aus 24 und wird im Laufe der Geschichte vom mürrischen Schmuggler zu einem noch immer mürrischen Vaterersatz für Ellie.

the last of us ellie und joel

Die Widersacher in THE LAST OF US

Ohne Licht kein Schatten und davon gibt es in der Serie reichlich. Ob es die Regierungstruppen der Fedra, die Gegenbewegung der Fireflies, andere Zusammenrottungen von Menschen sind (teils mit schrecklichem Sozialverhalten) oder die Infizierten, von denen die blinden, aber geräuschempfindlichen Clicker wohl die unheimlichsten Kreaturen darstellen.

Und das ist dann auch eines der Problemchen von THE LAST OF US. Selbst als jemand, der es hasste sich die zahlreichen Füllerfolgen in THE WALKING DEAD anzusehen, hätten THE LAST OF US ein paar Folgen mehr gut getan. Stattdessen scheint in der Serie eine Unwucht zu herrschen.
Die Monster kommen vergleichsweise kurz und auch die Menschen und Gemeinschaften, denen die beiden Reisenden begegnen, werden oft im Schnelldurchgang abgehandelt, als wolle man schnell wieder zu den -durchaus witzigen oder auch nachdenklichen- Dialogen zwischen Ellie und Joel zurück.

The-Last-of-Us_Clicker in der serie

Die Locations

Dieses Phänomen setzt sich in den Locations fort. Egal, was gezeigt wird. Es sieht prächtig aus. Von Außenaufnahmen des halbzerstörten Boston, über pflanzenüberwuchterte Hotels, verlassene Malls oder die schneebedeckten Rocky Mountains.
Und auch wenn Zerfall oft der Begleiter ist, ist dieses Zurückerobern durch die Natur doch auch schön anzusehen. Als Highlight ist eine Giraffe zu nennen, die Spieler bereits kennen. Als Ellie und Joel das ehemalige Zootier treffen und füttern, scheint die Welt für eine kleine Weile in Ordnung.
Eben drum hätte man sich gewünscht noch weitere Locations kennenzulernen und den beiden ungleichen Helden etwas länger bei der Reise zuzusehen.

last-of-us giraffe

Die Folgen

Denn diese Reise ist netto gar nicht so lange. Nur 9 Folgen mit einer stark variierenden Länge von ca. 40 bis 80 Minuten hat die erste Staffel. Zieht man dabei die oben erwähnten Ausflüge, Rückblenden und Nebenkriegsschauplätze ab, bleiben wohl kaum mehr als 5 Stunden.

Wie brutal und dunkel ist THE LAST OF US?

Durch die Brille des Horrorfans vielleicht auf den ersten Blick nicht dunkel genug. Zumindest wenn man nur darauf aus ist, in jeder Folge zu sehen, wie Dutzende Infizierte Menschen auffressen.
Charaktere und Atmosphäre ist das, was die Serie ausmacht und während Joels Charakter nicht mit Härte geizt, gewinnt THE LAST OF US dadurch, dass sie nicht des Zeigens Willen plump draufhält.

Es ist aber die Atmosphäre, die letztlich doch für Düsternis sorgt, die Kontraste zwischen kurzen Glücksmomenten und einer zerstörten, alles fordernden Welt.
Wir sehen nicht, wie Städte bombardiert wurden, um die Infektion aufzuhalten, aber wir sehen wie Menschen auf LKWs geladen wurden und alles zurücklassen mussten und Jahre später sehen wir auch deren Skelette am Straßenrand.

the-last-of-us clicker serie

Fazit:
THE LAST OF US zählt bis hierhin zu den besten Videospieladaptionen, perfekt ist es aber nicht.
Sicher hat jeder eine eigene Meinung, wie anders oder wie nah man hätte am Spiel bleiben sollen, aber das ist nicht Teil der Bewertung, denn die Serie kann für sich stehen.

Man merkt, dass hier keine lustlosen Autoren irgendwas zusammenschreiben sollten, sondern die Geschichte mit Liebe erzählt wird, die Erzählweise aber manchmal holprig wirkt.

Es ist sicher auch eine Frage der persönlichen Präferenzen, ob man nicht manches Figurendetail ein paar hübschen Kills hätte opfern sollen, ob nicht 2-3 weitere Folgen sinnvoll gewesen wären undundund…
Unterm Strich bleibt der Verdacht, dass die Geschichte mehr Platz gebraucht hatte, was aber wichtiger ist, man hat nie das Gefühl, etwas Idiotisches zu sehen oder von den Figuren genervt zu sein, sondern teilt mit ihnen (wenig) Freud und (viel) Leid und das ist mehr, als manch andere Erfolgsserie von sich sagen kann.

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