Seit einiger Zeit steht Drop Out Cinema für anspruchsvolle oder ungewöhnliche Filme, die einen beschränkten Kinostart erhalten. Letztes Jahr waren es z.B. MANDY, NOVEMBER, THE ENDLESS, nun ist es LUZ.
Dass dieser Film nicht nur mehr Fragen stellt, als er bereit ist zu beantworten, sondern auch noch aus Deutschland stammt, wird rasch Zweifler herbeirufen, aber nicht so schnell….
Worum geht es in LUZ?
Eigentlich stammt Luz aus Chile, doch nun fährt sie Taxi in Deutschland. Als die junge Frau eines nachts verstört und ohne Erinnerung in einer Polizeistation auftaucht, braucht es neben einer Polizistin einen Übersetzer und einen Psychiater, um ihr Geheimnis zu ergründen.
Dass Letzterer sie kurz darauf in Hypnose versetzt, jedoch kurz zuvor ein scheinbar zufälliges aber verhängnisvolles Treffen mit einer alten Bekannten von Luz hatte, lässt in dieser Nacht kaum noch professionelles Arbeiten zu und so dauert es nicht lange, bis die Lage eskaliert.
LUZ ist für Regisseur und Autor Tilman Singer die Abschlussarbeit der Kunsthochschule für Medien in Köln und das Wort Kunst sollte man im Zusammenhang mit LUZ genau im Auge behalten, denn der Film überzeugt mehr mit Stil und Atmosphäre als einer linearen, nachvollziehbaren Handlung.
LUZ hat Stil, entbehrt aber einer leicht nachvollziehbaren Story
Gefilmt wurde tatsächlich noch auf 16mm-Film und auch wenn die Bildfehler, die zu einem Retro-Look führen, mutmaßlich nachträglich hinzugefügt wurden, trägt das zu einer besonderen, giallo-artigen Optik bei. Ansonsten wirkt LUZ keiner Zeit zugehörig. Das Polizeirevier sieht aus wie Honeckers Büro lange vorm Mauerfall und der Psychiater nutzt einen Pager, wie ihn die letzten 20 Jahre ebenfalls niemand mehr gebrauchte.
Auch die Handlung lässt sich schwer einordnen. Man könnte von einer Art Exorzismus sprechen, bei der aber ausgerechnet der Exorzist besessen ist. Das Besondere ist aber in jedem Fall Luz‘ Hypnosezustand, bei dem sie nicht nur die Ereignisse der letzten Stunden Revue passieren lässt, sondern uns als Beobachter viele Einblicke gibt. Zwar sitzt sie nun auf einem Stuhl im Polizeirevier statt in ihrem Taxi, trotzdem hören wir das Dröhnen des Motors, wenn sie das imaginäre Gaspedal durchtritt. Und ist der Nebel, der den Raum plötzlich füllt, real oder ein Ausdruck ihrer verwirrten Gedankenwelt?
Womöglich hat Tilman Singer die Antworten auf diese und andere Fragen einfach nur so gut versteckt, dass sie sich nicht auf den ersten Blick offenbaren (in unserem Fall auch nicht auf den zweiten). Womöglich waren Antworten nie Teil des Plans. Vielleicht schafft der junge Regisseur auch einfach nicht die Geschichte befriedigend zu erzählen.
Chaos, aber nicht chaotisch
Gegen die letzte Theorie spricht zumindest, dass LUZ bei allem Chaos, das er im Kopf des Zuschauers auslöst, nie chaotisch wirkt. Dass hingegen das Element der Willkür (Fans von RUBBER wissen wie wichtig dies ist) eingesetzt wird, ist wahrscheinlicher. Auch weil man sich fragt, weswegen der Streifen in spanisch und deutsch sein muss, obwohl er einsprachig ähnlich funktioniert hätte.
In jedem Fall schafft LUZ es Gehirnwindungen zu verknoten und mit betont altmodischer Optik aufzufallen. Damit ist auch klar, dass Teile der potentiellen Zuschauer dankend ablehnen wird, zumal weder allzu grafische Gewalt noch Schocks dargeboten werden. Ob ein Werk, das lediglich knapp über 70 Minuten dauert und sich auch eher wie ein Kurzfilm mit Überlänge, als ein kurzer Langfilm anfühlt, eine Kinokarte wert ist, will ebenfalls überlegt sein.
Fazit zu LUZ
Auf der anderen Seite holt das Werk alle jene ab, die Drop Out Cinema – Veröffentlichungen auch früher schon schätzten und die sich über „andere“ Filme freuen.