RUBBER war der Abschlussfilm des Fantasy Film Fests 2010. Ich muss gestehen, dass mich die Geschichte eines mordenden Autoreifens zunächst nicht unbedingt fasziniert hat, aber da als zeitgleich laufende Alternative DETOUR Standardkost versprach, entschied ich mich für den Exoten.
Schon in der Warteschlange deutete es sich an, dass im Publikum einige künstlich-künstlerische Leute zu finden sind und die sicher mehr von einem Film erwarten, der als Erfolg bei den Filmfestspielen in Cannes lief, als ich das tue. So „durfte“ ich einem Wichtigtuer zuhören, der über mexikanisches Undergroundkino, schwedische Hemden und die totale sexuelle Befriedigung von Frauen referierte.
RUBBER und das Element des „No reason“
Glücklicherweise macht es einem der Film einfach und ich konnte mein Handbuch für Symbolik, Metaphern und Interpretationen wegräumen. Schon in der ersten Szene klärt uns ein Sheriff darüber auf, dass es in allen guten Filmen das Element des „No reason“ gibt, also der Sinnlosigkeit gibt. Akzeptiert man, dass nichts in RUBBER einen Sinn ergibt macht der Streifen richtig Spaß.
Logik und Realitätsnähe darf man abstellen, aber genau diese Grenzen sprengt der Film ohnehin. Ebenso unsinnig ist es sich zu überlegen, was als nächstes kommt, da RUBBER etwa alle zwei Minuten eine überraschende Wendung nimmt. Auch das könnte anstrengend sein, ist es aber nicht, da man nach einer Weile offen für alles ist, was noch kommen mag.
Das Schöne ist, dass auch der intellektuelle Teil des Publikums auf seine Kosten kam, wie das unsichere Lachen meines Sitznachbarn an allen unpassenden Passagen verriet. Sicher glaubte der Arme trotz der anfänglichen Warnung einen Sinn zu erkennen (vielleicht habe ich den Sinn aber auch nur verpasst).
Gedreht wurde der Film übrigens von Quentin Dupieux, der ganz am Anfang seiner Karriere mal mit „Mr. Oizo: Flat Beat“ auffiel.
Fazit zu RUBBER
RUBBER ist absurd, lustig und passt zum Fantasy Film Fest, aber obwohl der Autoreifen (dessen Name Robert ist) durch reine Gedankenkraft die Köpfe von zahlreichen Menschen zum Platzen bringt, ist es kein Horrorfilm.
Wer aber bereit ist, über den Tellerrand hinauszusehen – und für diese Menschen wurde er gemacht – kann mit dem Film eine gute Zeit erleben.
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