Bevor ich zu CARRIERS etwas schreibe, sollten wir uns darüber unterhalten, ob es sich hierbei überhaupt um einen Horrorfilm handelt.
Einiges spricht dagegen: Da wären zum einen die mainstreamtauglichen Schauspieler Chris Pine (STAR TREK) und Piper Perabo (COYOTE UGLY), außerdem gibt es keinen echten Gegner, außer einem todbringenden, aber unsichtbaren Virus und das Hauptaugenmerk des Films ist auf zwischenmenschliche Fragen gerichtet.
Wovon handelt CARRIERS?
Wir folgen vier Menschen, die im Auto auf dem Weg durch Amerika zum pazifischen Ozean sind. Dies ist gewissermaßen der der letzte Strohhalm, der Wunsch in ein altes Leben zurückzukehren, das nie mehr sein kann, wie es einmal war, denn längst ist die gewohnte Zivilisation zusammengebrochen. Die meisten Menschen sind tot und unter den Überlebenden herrscht Misstrauen und Gewalt. Ursache für diese Katastrophe war eine sich schnell ausbreitende Krankheit.
Inhaltlich fühlt man sich anfangs an andere aktuelle Filme wie ZOMBIELAND oder DIARY OF THE DEAD erinnert, wo ebenfalls junge Menschen nach einer Apokalypse durchs Land fahren, aber den Regisseuren Alex und David Pastor ist es gelungen die Zombies wegzulassen, ohne dass man sie vermisst. Der Schrecken steckt diesmal etwas tiefer und während man sich die Schlachten mit Untoten spart, bleibt Zeit für die Frage, wie Menschen mit einer alles dahinraffenden Krankheit umgehen würden. Die Handlung ist nicht revolutionär neu, setzt aber andere Schwerpunkte als andere Filme.
Es sind die persönlichen Fragen, die quälen
Lässt man geliebte Menschen im Stich, wenn sie eine ansteckende Krankheit haben? Wie reagiert man auf andere Überlebende, die einem einerseits helfen könnten, andererseits womöglich den Virus bereits in sich tragen? Wie reagiert man, wenn man selbst befallen ist?
Brian ist so etwas wie der Anführer der kleinen Gruppe und wird anfangs als „ganzer Kerl“ und als Hitzkopf dargestellt. Bei ihm sind sein überlegter Bruder Danny und BrianS Freundin Bobby, sowie Kate, die zu Danny zu gehören scheint und anfangs unscheinbar und schüchtern wirkt, im Laufe des Films aber immer wieder aus dem Hintergrund die Fäden in die Hand nimmt.
Wenn ich hier versuche, die Personen auf die Schnelle zu charakterisieren, wird das den schauspielerischen Leistungen nicht gerecht, denn dort geht man durchaus differenziert zu Werke. Glücklicherweise hat man es mit echten Schauspielern zu tun, die ihre Rolle und die damit einhergehenden Konflikte entsprechend verkörpern können.
Während man in vielen Filmen etwas an die Hand genommen wird, uns die Eigenschaften unserer Helden vorgekaut werden und man am Beginn eines Handlungsstrangs ansetzt, wirft uns CARRIERS ins kalte Wasser. Erst nach und nach lernen wir die vier Hauptpersonen kennen, stellen dabei fest, dass der erste Blick manchmal täuschen kann und die Vorgeschichte der Seuche bekommen wir nur Auszugsweise durch Erzählungen zugetragen.
CARRIERS ist vielleicht kein Horrorfilm, aber der pure Horror
Hervorzuheben ist die Optik. Da die uns die Fahrt durch den Südwesten der USA führt, bekommt der Zuschauer einsame, aber eben auch wunderschöne Wüstenlandschaften zu Gesicht, die nur noch untermalen, dass dies das Ende der Welt sein muss.
Das bringt uns zu der Frage zurück, ob CARRIERS ein Horrorfilm ist: Vermutlich nicht…dennoch sollte CARRIERS Horrorfans mit seiner Weltuntergangsthematik, einer hoffnungslosen Atmosphäre und einigen wohlplatzierten Schockmomenten auf seine Seite ziehen.
Fazit zu CARRIERS
Eine Horde Zombies macht vielleicht Spaß, was einfach daran liegt, dass man diese selten im echten Leben trifft, CARRIERS liefert hingegen ein Szenario, dass zu echt wirkt, um sich sicher zu fühlen.