Heute ist Regisseur Bong Joon Ho vielen ein Begriff, denn der Mann schaffte es Anfang 2020 mit seinem Film PARASITE vier Oscars abzuräumen. Dabei ist er alles andere als ein Neuling, sondern zumindest dem Genrepublikum schon seit OKJA, SNOWPIERCER und THE HOST bekannt.
MEMORIES OF MURDER liegt sogar noch etwas weiter zurück, ist weniger bekannt, wird aber des Öfteren mit (dem später entstandenen) ZODIAC von David Fincher verglichen.
Verständlich, denn auch MEMORIES OF MURDER beschäftigt sich mit dem Fall eines prominenten Serienmörders, der zum Zeitpunkt des Drehs unaufgeklärt war und über einen längeren Zeitraum hinweg erzählt wird.
Die in den 1980ern und 90ern verübten Taten gelten als die ersten Serienmorde Südkoreas und ereigneten sich in einem Radius von nur 2 Kilometern in der Nähe von Seoul. Insgesamt 10 Frauen wurden vergewaltigt und ermordet.
Wovon handelt MEMORIES OF MURDER?
MEMORIES OF MURDER zeigt die Polizeiarbeit der Provinz-Polizisten Park Doo-man und Cho Yong-koo, die später vom Kollegen Seo Tae-yoon aus Seoul unterstützt werden. Dass es nur wenige Spuren gibt, die forensischen Methoden nicht ausgereift sind und man in der Gegend nie mit einem ähnlichen Fall zu tun hatte, weswegen Spuren stümperhaft vernichtet werden und man damit rechnen muss, dass der Killer bald wieder zuschlägt, erhöht den Ermittlungsdruck.
MEMORIES OF MURDER beruht auf Tatsachen
Die Morde sind brutal, doch die Methoden der einheimischen Cops sind kaum besser. Da werden die Verdächtigen (von denen es einige gibt) nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst und Geständnisse aus ihnen herausgeprügelt.
Seo Tae-yoon ist meist die Stimme der Vernunft und auch der einzige, der ansatzweise eine Idee hat, wie vorzugehen ist, trotzdem lässt MEMORIES OF MURDER kein gutes Haar an den Ermittlern.
So passt es einerseits, dass Bong Joon Ho eine ordentliche Portion Humor in seinen Film einfließen lässt, andererseits steht dieser nie im Vordergrund. Das wäre bei einem ernsten Thema wie diesem wohl auch nicht angebracht wäre, sondern kann eher als Auflockerung denn als platte Kalauer verstanden werden.
In jedem Fall wirkt das Tun der Ermittler zwar nicht immer glücklich, aber nachvollziehbar und auch dass sich die Handlung über etwa 5 Jahre hinzieht, schadet der Spannung nicht. Man muss natürlich erwähnen, dass MEMORIES OF MURDER eben kein knackiger Thriller und auch kein Buddy-Movie ist, wo sich die ungleichen Cops zusammenraufen, sondern realistisch anmutet.
Die Charakterentwicklung der Hauptfiguren läuft dabei gegensätzlich. Park Doo-man wächst mit den Jahren, während sich der abgeklärte Seo Tae-yoon zuletzt mehr von seinen Instinkten leiten lässt.
Der wahre Mörder ist gefasst
Zwar bekommen wir als Zuschauer nie das Gesicht des Mörders zu sehen, was wie schon erwähnt daran liegt, dass er 2003 nicht bekannt war, wir werden aber dennoch Zeuge verschiedener Morde. Dabei ist es dem Film nie ein Anliegen übertriebene Brutalität, als vielmehr das generelle Vorgehen zu demonstrieren.
Das sieht so aus, dass sich der Mörder in regnerischen Nächten in einer Radiostation ein bestimmtes Lied wünscht und anschließend Frauen auflauert, die er vergewaltigt und mit ihrer Unterwäsche erdrosselt.
2019 wurde nach einem DNA-Test bekannt, dass ein bereits inhaftierter Vergewaltiger und Mörder auch für diese Taten verantwortlich ist.
Der Film endet hingegen mit einem Fragezeichen, was auch für die Beobachter unbefriedigend ist, aber nun mal den Fakten entsprach.
Fazit zu MEMORIES OF MURDER
Einer der besseren Serienmörderfilme auf dem Markt. Wenn man Realitätsnähe sucht, sogar einer der besten.