Wer Filme sucht, die auf wahren Begebenheiten beruhen, wird meist nur Bruchstücke der Wahrheit vorfinden. MONSTER gehört hingegen zu den Werken, die tatsächlich nah an der Realität bleiben und dank zwei großartig aufspielenden Schauspielerinnen und viel Einfühlungsvermögen der Regisseurin zu den besseren Serienmörderverfilmungen gehören.
Geschildert wird hier ein Teil des Lebens von Aileen Wuornos, einer Prostituierten, die Ende der 80er/ Anfang der 90er sechs ihrer Freier erschoss.
Während wir die Wiederveröffentlichung als Anlass nehmen, MONSTER genauer zu untersuchen, erlangte der Film schon 2003 besondere Berühmtheit, weil Wuornos von Charlize Theron gespielt wird. Während die damals 28jährige Theron gemeinhin als ausgesprochen gutaussehend gilt und früher als Modell arbeitete, waren Wuornos (zum Tatzeitpunkt 33) die Folgen eines schweren Lebens deutlich anzumerken. Eine gewagte Besetzung also, die aber aufging und Charlize Theron einen Oscar einbrachte. Dass sie dabei teilweise für ihre Verwandlung mehr Aufmerksamkeit erhielt, als ihr eigentliches Schauspiel, ist nicht ihr Fehler, trotzdem ist das Vortragen ihrer Rolle, genau wie Christina Riccis Part, die ihre Partnerin spielt, ausdrücklich zu loben.
Wovon handelt MONSTER?
Die Handlung setzt dann auch an dem Tag an, an dem sich die beiden kennenlernen. Selby (Ricci) spricht Aileen in einer Schwulen- und Lesbenbar an, nachdem die eigentlich vorhatte, sich das Leben zu nehmen. Obwohl Wuornos zunächst sagt nicht lesbisch zu sein, verlieben sich die beiden, doch das Geld ist immer knapp und als Aileen anschaffen geht, wird sie von einem Freier misshandelt, den sie in Notwehr tötet. Doch bei dieser Tat bleibt es nicht.
Kein Schwarz, kein weiß
MONSTER ist kein Film, der in schwarz und weiss unterteilt, sondern viele Grautöne zeigt. Genau wie in manchen Sequenzen Therons attraktives Aussehen durchscheint, ist auch Aileen keineswegs ein innerliches Monster, sondern eine tragische Figur, die von Kindesbeinen an Missbrauch erdulden und sich schon als Teenager prostituieren musste.
Auch im Film wirkt sie immer unglücklich, versucht zwar ihr altes Leben hinter sich zu lassen und der deutlich jüngeren Selby einiges zu bieten, stößt aber an ihre eigenen Grenzen, braucht schnell Geld und wird immer wieder von genau dieser Vergangenheit eingeholt.
Als Zuschauer möchte man ihr stellenweise helfen, merkt wie sehr sie um Selbys Gunst buhlt, dabei aber immer tiefer in den Strudel aus Gewalt und Chaos gezogen wird. Gleichzeitig erleben wir aber auch, wie sie Männer tötet, die ihr keine Gewalt antun wollten und deren einziges Verbrechen es ist, dass sie für Sex bezahlen.
MONSTER ist True Crime mit starker Darstellerin
Der Film will Wuornos für ihre Taten nicht freisprechen, sie aber auch nicht verurteilen, er lässt sie uns aber nachvollziehen und verstehen.
Womöglich wäre es interessant gewesen, mehr als nur eine kurze Szene aus der Vergangenheit zu zeigen, hätte dann aber den relativ kurzen und intensiven Zeitraum vor der Verhaftung oberflächlicher gestalten müssen und zwangsläufig mehr Partei ergriffen.
So wie uns Autorin und Regisseurin Patty Jenkins, die mit MONSTER ihr Spielfilmdebüt gab, ihr Werk präsentiert, bleibt der Beobachter immer auf Distanz, kann sich aber trotzdem oder genau deswegen ein eigenes Bild schaffen.
Auch abgesehen von den Hauptfiguren macht MONSTER einen authentischen Eindruck. Sunshine-State Florida wird hier nicht als Touristenparadies gezeigt und die Mode der Zeit wird glaubwürdig eingefangen.
MONSTER ist kein Horrorfilm, sondern Psychodrama, trotzdem finden sich in den Nebenrollen einige namhafte Horror-Veteranen, wie Bruce Dern (MEINE TEUFLISCHEN NACHBARN), Pruitt Taylor Vince (THE DEVIL’S CANDY), Kane Hodder (HATCHET) oder Scott Wilson (THE WALKING DEAD).
Fazit zu MONSTER
Es ist leicht Menschen wie Aileen Wuornos, die 2002 (also während der Entstehung des Films) hingerichtet wurde, als „Wahnsinnige“ abzutun, wer an einer differenzierten Darstellung interessiert ist, sollte sich dringend MONSTER ansehen.