Dates… man hat sie erfunden, damit ihr den Partner fürs Leben findet…oder für eine längere Zeit…oder eine Nacht….oder zumindest ein nettes Gespräch führt…herrje, sie sind sicher nicht da, um verletzt und verängstigt durch die Nacht zu flüchten.
Aber genau das passiert hier!
Worum geht es in RENN LIEBLING RENN (im Original RUN SWEETHEART RUN)?
Als ihr Boss sie bittet mit einem unbekannten Kunden auszugehen, ist Cherie zunächst nicht begeistert, doch Ethan sieht gut aus, ist reich und hat Charme. Zumindest bis zu dem Moment, als er sein wahres Ich zeigt und Cherie aus seiner Villa flieht.
Zunächst scheint sie damit gerettet, ihr gelingt es sogar sich in Obhut der Polizei zu begeben, doch Ethan ist zu allem Überfluss auch noch mächtig und einflussreich.
Die Einzige, die Cherie nun helfen kann, ist die „First Lady“.
Früh zeichnet sich ab, dass RENN LIEBLING RENN über den Hauptplot hinaus die oft fragwürdigen Frau-Mann-Beziehungen abbilden will. So läuft eine Beschwerde über das Benehmen eines männlichen Kollegen ins Leere und im Bus befummelt ein Typ Cherie. Aber auch als sie nach dem Vorfall mit Ethan verschiedenen Personen erzählen will, was in dem Haus vorfiel, trifft sie oft nur auf Unglauben, Misstrauen oder Angst.
RENN LIEBLING RENN ist der Inbegriff eines schlechten Dates
Das mag etwas kompakt und zu viel für einen Tag sein, dürfte aber mancher Frau bekannt vorkommen. Dass Regisseurin Shana Feste einst Ähnliches widerfuhr, hebt RENN LIEBLING RENN dann vorübergehend in wahre Gefilde, bevor Film, Plot und Festes Erlebnisse plötzlich doch nicht mehr zusammenpassen.
Zumindest lässt sich davon ausgehen, dass es nicht SO passiert ist, wie es in RENN LIEBLING RENN gezeigt wird, der mehr und mehr auf Metaphern setzt und dabei ins Übernatürliche abdriftet.
Das wäre an sich nicht tragisch und erklärt auch, warum man zwischenzeitlich meinen könnte, Ethan habe Superkräfte (SPOILER: er hat Superkräfte), aber damit geht eben auch jeder Wahrheitsgehalt verloren.
Mehr SPOILER:
Ja, Frauen geraten womöglich bei realen Dates in schlimme Situationen; nein, euer Datepartner ist niemals ein Vampir. Der Film rückt mit dieser Tatsache erst ziemlich spät raus und bis dahin hat sich der geneigte Zuschauer schon etliche Male über eigenartig anmutende Elemente gewundert.
So wird Cheries Periode wieder und wieder thematisiert. Hier wird mehr geblutet als in CARRIE und die Jagd nach einem Tampon scheint mindestens so wichtig wie Überleben.
Ethan hat auf der anderen Seite kein Problem damit ein halbes Dutzend bewaffneter Gegner auszuschalten.
Ein gut gemeiner Versuch, mehr nicht
Auch FROM DUSK TILL DAWN kam sehr spät mit seiner Vampirthematik um die Ecke und stieß mit dem Stilbruch sicher manchem Zuschauer vor den Kopf, allerdings verwirrte er bis dahin niemanden.
Und es war schlicht der bessere Film…
RENN LIEBLING RENN ist sicher gut gemeint (was man über den politisch inkorrekten FROM DUSK TILL DAWN nicht sagen kann), in den Ausläufern von #metoo auch zeitgemäß, aber leider auch eine plumpe Blumhouse-übliche Vorstellung, die in ihrer Herangehensweise an das letzte BLACK CHRISTMAS – Verbrechen erinnert.
Männer sind (größtenteils) Schweine und nur mit viel Frauenpower lässt sich das Böse besiegen.
In einer weniger plakativen Darbietung ließe sich dem auch als Mann zustimmen, aber auch als Frau wird man feststellen, dass RENN LIEBLING RENN kein besonders guter Film geworden ist.
Grundsätzlich ist die Idee, die weibliche Menstruation als einen biologischen Fluch bzw. eben als Sinnbild der Weiblichkeit darzustellen, der finstere Gestalten wieder und wieder anlockt, ein passender Gedanke, nur eben leider oberflächlich und voller Pathos erzählt.
Davon abgesehen mag man auch nicht so recht glauben, dass die um ihr Leben fürchtende Lust auf Tarotkarten hat oder sich mit ihrem Ex-Freund über das Auseinandergehen ihrer Beziehung unterhalten möchte.
Die Prämisse von RENN LIEBLING RENN klingt simpel, aber spannend. Ein Date mit einem Fiesling ist unangenehm nachvollziehbar. Diese Simplizität geht aber in einem Viel-gewollt-wenig-gekonnt verloren und spannend ist der Film auch nur selten.