Vor einigen Jahren haben wir hier über Ezra Tsegayes Kurzfilm CASTING OF DEATH berichtet. Darin ging es um Horrorelemente im Rahmen einer erotischen Filmproduktion und Nacktjule Micaela Schäfer durfte ihre Möpse in die Kamera halten und lustig war das auch noch.
Das ist gar nicht so weit von dem entfernt, was auch Tsegayes erster Langfilm zu bieten hat.
Dort geht es um zwei junge Filmemacher, die einen Arthouse-Porno drehen wollen. Dafür lassen sie den internationalen Star Sasha Blue einfliegen und vom wenigen Restgeld heuern sie zwei Nutten des Zuhälters Lederkalle an, dem sie eine hohe Gewinnbeteiligung versprechen.
Aber schon in der ersten Szene geht alles schief und Sasha beißt ihrer Filmpartnerin die Lippe ab (die Lippe am Mund wohlgemerkt). Nun haben die beiden Regisseure nicht nur eine Besessene am Hals, sondern auch Lederkalle, der für den „Arbeitsunfall“ entschädigt werden möchte.
Wir haben überlegt, ob SKIN CREEPERS noch ein „Undergrounder“ ist oder ein normales Review erhalten soll und beides hätte gepasst. Man sieht einige bekanntere Namen (Milton Welsh, Annika Strauss) und manches deutet auf eine professionelle Produktion hin, allerdings sind die meisten Akteure wohl nur der Indie-/Amateurszene bekannt und ganz ausgegoren ist das alles nicht.
Da der Film aber sogar den Sprung ins Kino geschafft hat, muss er sich auch mit denen vergleichen lassen, die dort als Konkurrenz antreten.
Allerdings sind Tsegaye und seine Mannschaft längst keine Filmemacher mehr, die zum ersten Mal im Leben eine Kamera einschalten und so tun als wäre Omas Kartoffelkeller ein Folterraum. Herrje, sie verzichteten selbst auf die obligatorische Kastrationsszene, die sonst in nahezu jedem deutschen Untergrundfilm anzutreffen sein muss. Etwas Splatter darf aber auch hier nicht fehlen.
Man glaubt allerdings stets ein kleines selbstironisches Augenzwinkern zu bemerken, was umso mehr auffällt, weil wir hier einen Film im Film sehen. Ob es der müde Sex sells – Versuch innerhalb der Story ist oder das öde: „Ihr kriegt was vom Gewinn ab….faaalls wir je Gewinn machen“, man ahnt, dass Tsegaye und Co-Autor Sebastian Kühne ähnliches schon mal erlebt haben.
Für einen Porno-Dreh gibt sich SKIN CREEPERS aber angezogen. Alleine Micaela Schäfer darf in einem Cameo einmal mehr die ollen Brüste rauskramen und zeigt in zwei Zeilen Monolog, dass aus ihr keine Schauspielerin mehr wird.
Die anderen Akteure machen ihre Sache jedoch überraschend gut und da sich der Film nicht ernst nimmt, muss man auch nicht allzu ernst an eine Kritik herangehen.
Sex sells? Hier also nur bedingt, das Thema ist aber auch ohne eindeutige optische Untermalung allgegenwärtig und beinhaltet auch Backpfeifen mit einem Riesendildo.
Ob das den persönlichen Humoransprüchen genügt, soll jeder selbst entscheiden. Allerdings finden sich neben manchem Kalauer auch einfallsreiche Ideen und das Timing stimmt meist.
Problematischer gestaltet sich das hintere Ende des Drehbuchs. Ist schon in der ersten Hälfte manche Szene zu lang, schreit die Story später nach Ideen, wie ein betrunkener Seemann an der Theke nach Schnaps.
Zu lange sehen wir einem CGI-Feuer während eines Exorzismus zu und in dieser Phase geschieht nicht mehr viel was von Interesse wäre.
Inspiriert wurde die Story des Films übrigens von einem tödlich geendeten Exorzismus, der sich 2015 in einem Frankfurter Hotel zutrug. Man kann sich zwar nicht immer aussuchen, wovon man beeinflusst wird, aber ehrlich gesagt wirkt es reichlich daneben wenn man mit dieser tragischen Referenz prahlt, dann aber eine Hau-drauf-Komödie dreht.
Sieht man davon ab, hat der SKIN CREEPERS aber seine (betont trashigen) Momente.