Wo fängt man bei einem Film wie THE UNTHINKABLE an?
Vielleicht damit, dass dies nicht der Thriller von 2010 ist, in dem Samuel L. Jackson mitspielt.
Vielleicht damit, dass dieser Film garantiert nicht jedem gefallen wird und das erste Drittel so ruhig ist wie ein schwedischer See.
Vielleicht, dass man jegliches Genredenken ausschalten sollte.
Vielleicht auch einfach bei der Geschichte:
Es ist Jahre her, seit Alex vor seinem jähzornigen Vater aus dem Heimatdorf geflohen ist.
Inzwischen ist er erfolgreicher Musiker und kehrt gerade in jenen Tagen zurück, als Stockholm von einem Terroranschlag getroffen wird. Doch auch auf dem Land ist niemand sicher und während Alex in den Wirren der Ereignisse seine Jugendliebe und den entfremdeten Vater wiedertrifft, müssen alle ums Überleben kämpfen.
THE UNTHINKABLE macht sich gar nicht erst die Mühe klarzustellen, worauf er hinaus will oder den Zuschauer früh durch spannende Momente abzuholen, sondern erzählt einfach drauf los. Im ersten Viertel lernen wir den jungen Alex kennen, den cholerischen Vater und Freundin Anna. Erst danach steigen wir im Hier und Jetzt ein und ganz langsam rückt die Gefahr näher. Ebenso langsam wandelt sich THE UNTHINKABLE vom Drama zum Mystery-Actionthriller.
Der Film ist lange (über 2 Stunden), er ist auch langsam. Langweilig ist er aber nur für die, die sich vielleicht aufgrund des Trailers ein höheres Durchschnittstempo erhofften.
Was man den negativen Kritikern aber zugestehen muss, die von Victor Danell und Christoffer Nordenrot entwickelte Geschichte, glänzt nicht gerade durch ihre zielgerichtete Erzählung, sondern schnappt immergültige Themen wie Liebe und Familie ebenso auf, wie aktuelle Terrorgefahr und russische Pipelines.
Dazu kommt, dass der Zugang zu den Protagonisten, durch eine skandinavische Kühle versperrt wird.
Während Alex‘ Vater Björn von vorn herein als unangenehm rüberkommt und sich erst im Laufe des Films manchen Sympathiepunkt zurückerobert, wirkt Alex selbst oft unnahbar.
Nicht jedermanns Liebling zu sein, bedeutet aber nicht, dass die Schauspieler nicht spielen können und auch in vielen weiteren Aspekten kann sich THE UNTHINKABLE sehen lassen.
Alex ist nicht nur Musiker, der gesamte Film ist von einem Piano- / Keyboard-lastigen Score durchzogen und die Kameraarbeit fängt ansprechende Bilder ein.
Besonders überraschend – wohl auch wegen des gemütlichen Beginns – schlägt aber die Action zu.
Zwar wird nicht die Welt gesprengt, wie es ein Roland Emmerich machen würde, allerdings kostete THE UNTHINKABLE auch „nur“ ca. 2 Mio €, lässt dafür aber ein akzentuiertes Feuerwerk abbrennen, das sich qualitativ nicht vor Hollywood verstecken muss.
Um den großen Wurf zu landen, fehlt leider am Ende doch ein etwas straighteres Vorgehen, aber Menschen ohne Genre-Scheuklappen ist THE UNTHINKABLE allemal zu empfehlen.