Review: THE WITNESS (2018)

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BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.0

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7/10 (1)

Darsteller: Lee Sung-min, Kim Sang-Ho, Jin Kyung
Regie: Kyu-Jang Cho
Drehbuch: Jo Kyu-Jang, Young-jong Lee
Länge: 106 min
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 13. Mai 2022 (DVD+BD)
Verleih/ Vertrieb: Busch Media Group
FSK: ab 16

Wenn man bedenkt wie viele Filme aus Südkorea in Europa jahrelang unentdeckt bleiben, stellt sich die Frage, was da noch weltweit an sehenswertem Material in den Archiven anderer Länder schlummert.
Auch THE WITNESS wurde bereits 2018 gedreht und hat sich seinen Deutschlandrelease redlich verdient.

Sang-Hoo arbeitet viel und lange und als er mitten in der Nacht zu seiner Familie in die neu bezogene Wohnung in einem Apartmentkomplex zurückkehrt, will er nur noch schnell ein Bier trinken und die Füße hochlegen.
Doch zur gleichen Zeit kämpft eine junge Frau um ihr Leben, flüchtet vor ihrem Entführer durch den Wald und schafft es bis in Sang-Hoos Hinterhof, wo sie brutal ermordet wird.
Während Sang-Hoos erster Reflex der Griff nach dem Handy ist, um die Polizei zu rufen, kommt es dazu nicht und er behält für sich, dass er den Mörder erkannt hat.
Dieser weiß allerdings, dass es Zeugen gab und beginnt ein teuflisches Katz- und Maus-Spiel.The_Witness_rezension

THE WITNESS: der koreanische DAS FENSTER ZUM HOF?

THE WITNESS wird mitunter als die koreanische Antwort auf DAS FENSTER ZUM HOF bezeichnet und Parallelen sind eindeutig vorhanden, denn in beiden Filmen beobachtet ein Mann vom Fenster seines Apartments einen Mord in der Nachbarschaft und beide Werke verfügen in der Folge über spannende Momente, bei denen man mit dem Zeugen fiebert.

Allerdings war James Stewart in Hitchcocks Klassiker ein Sympathieträger, der beweisen wollte, dass überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Das steht in THE WITNESS außer Frage, Sang-Hoo ist aber ein Drückeberger und Feigling, der aus Angst um sich und seine Familie, aber auch ums Ansehen und den Wohnungspreis lieber wegschaut.

Das kann jedoch nicht verhindern, dass einerseits die Polizei bald ahnt, dass er mehr weiß und ihm zum anderen der Killer nachstellt.
Und genau aus diesem Spannungsfeld entstehen einige packende Szenen, wenn unser Zeuge beispielsweise mit einem Polizisten spricht, während er im Hintergrund von einem mysteriösen Motorradfahrer angestarrt wird.the witness 2018

Nicht immer logisch, aber spannend

Wo sich DAS FENSTER ZUM HOF primär auf seine Kammerspielqualitäten berief, verfügt THE WITNESS über erstaunlich viel Action. Es kommt zu Verfolgungen zu Fuß oder im Auto, (kleineren) Explosionen und zum Ende hin sogar einer Naturkatastrophe.
Diese Vielseitigkeit ist aber auch nötig, um vom ein oder anderen Logikloch abzulenken, denn nicht nur fragt man ab einem gewissen Punkt, warum Sang-Hoo so hartnäckig schweigt, auch dass der Familienhund aus der Wohnung im 6. Stock einfach so verschwindet oder der Mörder genau im richtigen und völlig unvorhersehbaren Moment von sich ablenken kann, ist enorm konstruiert.

Dass man mit Sang-Hoo zwar eine Hauptfigur, aber alles andere als einen Helden etabliert, mag manchem missfallen. Einem Bösewicht zuzuschauen, mag im Thriller/Horrorfilm noch Spaß machen, aber für einen rückgradlosen Feigling hat kaum wer was übrig.
Dennoch sollte man nicht vorschnell urteilen, denn die Geschichten von Menschen, die anderen in der Not die Hilfe verweigern gibt es überall und wer hat nicht schon mal die eigene Bequemlichkeit über „das Richtige“ gestellt?the witness kritik

Zudem enthält der Film einige Elemente, die sicher auch weltweit anzufinden sind, aber gerade auf Korea in erhöhtem Maße zutreffen. So äußert eine Anwohnerin, dass man ja eine anständige Nachbarschaft sei, was offenbar ausschließt, dass sich dort etwas Schlimmes ereignen könne.
Das Wahren von Ruf und Ansehen stehen in Relation zur Tat höher als in Mitteleuropa.

Betrachtet man dann noch die ernüchternde Schlussszene (Spoiler) in der Sang-Hoo testweise um Hilfe ruft und feststellt, dass auch ihm in der Not niemand helfen würde, bietet THE WITNESS genügend sozialen Kommentar, über den es nachzudenken lohnt.

In Summe sehen wir daher einen vielseitigen, spannenden Film, der aber auch etwas lange ausfällt und sich wie erwähnt Logik nicht immer auf die Flagge schreibt.

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