Joe Dantes DAS TIER zählt zweifelsohne zu den besten Werwolffilmen des Planeten. Weniger bekannt sind die drei Fortsetzungen. Vor kurzem wurde dann Teil 5 veröffentlicht, das als weichgespülter TWILIGHT -Verschnitt entpuppte.
Als zu weich kann man Teil 2, um den es heute gehen soll, schon mal nicht bezeichnen, immerhin war der Film 25 Jahre auf dem Index und ist nun zum ersten Mal ungeschnitten erschienen.
Der Film setzt lose an Teil 1 an, wo Journalistin Karen sich vor laufender Kamera in einen Werwolf verwandelt und erschossen wurde. Zur Beerdigung sind unter anderem ihr Bruder, eine Kollegin und ein seltsamer Fremder erschienen, der die beiden überzeugt, dass Werwölfe existieren. Nach einigen Zwischenfällen in LA machen sie sich gemeinsam auf, um in Transsilvanien Oberwolf Stirba zu stellen.
Hatte DAS TIER noch einen 70er-Einschlag, ist sein Sequel so 80er wie Neonfarben und stellt an vielen Punkten unter Beweis, was damals anders war als heute.
Die Effekte sind beispielsweise noch handgemacht, aber deswegen kein bisschen sehenswerter oder schlechter als viele computergenerierte.
Dass die Menschen seinerzeit noch mehr Körperbehaarung trugen, wird durch einen (mies choreographierten) Werwolf-Dreier deutlich, der heutigen ästhetischen Ansprüchen nicht mehr genügt.
Dialoge, Frisuren und Domina-Leder-Kostüme finden sich 2013 nur noch im Second-Hand-Laden oder in deutschen Untergrund-Horrorfilmen. Vergleichbar ist auch das schauspielerische Niveau, das auch Grusellegende Christopher Lee nicht merklich heben kann.
Immerhin: damals fuhr man noch zum Werwolf-Morden nach Rumänien, heute werden dort nur noch unschuldige Straßenhunde getötet. Damals durfte man im Film noch „Zigeuner“ sagen, heute wird man schon verhaftet, wenn man im Laden nach einer Zigeunersauce fragt.
Man muss fairerweise sagen, dass viele Momente zur damaligen Zeit womöglich nicht besser umsetzbar waren und im Kontext ihrer Zeit gesehen werden müssen, heute aber dennoch bestenfalls unfreiwillige Komik hervorrufen. Der einzige Augenblick, der einem geplanten Gag nahe kommt, ist wenn Christopher Lee eine hübsche Brille verpasst wird. Ansonsten ist vom Humor, der im ersten Teil bei allem Grusel immer mal wieder durchschimmerte, wenig geblieben. Dafür sehen wir als Ersatz jede Menge Brüste.
Die Werwölfe haben sich auch verändert und können teilweise nicht mehr mit dem bekannten Silber, sondern Titan, Weihwasser und heiligen Ohrstöpseln (ja, ganz recht) bekämpft werden. Echte Verwandlungen gibt es nur auszugsweise, dafür die immer gleichen Szenen wieder und wieder. Stattdessen setzen Werwölfe nun auch magische Fähigkeiten ein. Gedankenkontrolle statt Reißzähnen…umwerfend.
Seine stärksten Augenblicke hat der Film bezeichnenderweise immer dann, wenn er bei anderen klaut. Sei es ein Score, der aus der Feder John Carpenters stammen könnte oder eine Szene, die deutlich von WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN inspiriert wurde.
Dazu kommen ein, zwei brauchbare Splatter-Szenen.
DAS TIER 2 verkauft uns einen dreibeinigen Chihuahua als Dobermann, langweilig ist der Film aber nie. Getreu dem dämlichen Anmachspruch: „Sex mit mir ist so schlecht, das musst du erlebt haben“, sollten sich Trashfans diesen Rohrkrepierer nicht entgehen lassen.