Filmemachen ist kompliziert.
Für ein paar Minuten finales Material braucht es enorm viel Zeit, Geld und Personal.
In einer perfekten Welt würde das dennoch zu einem gelungenen Ergebnis führen, aber wenn man sich länger mit Filmprojekten verschiedener Größen und Budgets beschäftigt, fallen einem die immergleichen Widrigkeiten auf, die durch Naivität, Unprofessionalität, Ego-Kämpfe oder auch externe Umstände entstehen.
Das alles führt dazu, dass Projekte nicht oder nicht so wie gewünscht aussehen.
Wir haben heute ein paar dieser Umstände zusammengetragen, um Idealzustand mit oft anzutreffender Realität abzugleichen.
Das Ergebnis wurde natürlich aus der Sicht des Horrorfilm-Fans geschrieben, dürfte aber auch in Projekten anderer Genres ähnlich aussehen.
Ach ja, müssen wir erwähnen, dass man hier nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sollte und manche These mit einem Zwinkern geschrieben wurde?
Wie es sein sollte: Jemand hat eine Idee zu einem Film.
Wie es ist: Jemand mag die Idee zu einem Film, den er vor 5 Minuten gesehen hat, so gerne, dass er die Hauptfiguren umbenennt und ansonsten das bestehende Drehbuch 1:1 abschreibt.
Wie es sein sollte: Der Regisseur schreibt auch das Drehbuch, um seine Vision zu verwirklichen. Er tut dies im Sinne eines kreativen Prozesses weitestgehend alleine, damit das Ergebnis wie aus einem Guss wirkt.
Wie es ist: Man heuert 4 bis 5 Studenten und ggf. noch die beiden Obdachlosen Analphabeten an, die vorm Büro abhingen und Meth rauchten, um das Skript zu verfassen. Nach nur 2 Stunden sind 150 Seiten geschrieben. Zwei der Studentenköppe und die zur Hilfe geholte KI sind nun ebenfalls Meth-abhängig, es kam zu einer Messerstecherei und das Drehbuch enthält eine Sequenz, in der Michael Myers vier Jahre lang im Gully wohnt und nach einer romantischen Szene nach Texas zieht, wo er mit woken Tesla-Influencern ein altes Anwesen kauft. Doch dann kommen die Aliens und es laufen Sitcom-Lacher vom Band.
Wie es sein sollte: Der Film verfügt über ein ausreichendes Budget.
Wie es ist: Die Produzenten rechnen aus, dass sie eine Million benötigen. Nachdem der Konstostand geprüft, das Sparschwein zertrümmert und das Portemonnaie geleert wurde, fehlen immer noch 999.997,30€.
Wie es sein sollte: Crowdfunding ist eine Lösung. Für einen fairen Gegenwert wird genügend Geld gesammelt.
Wie es ist: Es wird eine lieblose Crowdfunding-Kampagne aufgesetzt, die ohne Aussage oder auch nur Inhalt daherkommt, dafür aber voller Rechtschreibfehler und belangloser Perks steckt, die von Sparkassen-Kugelschreiber bis zur DVD des fertigen Films reichen (für ein Exemplar der DVD sind aber 999.997,30€ fällig).
Wie es sein sollte: Die Schauspieler sind keine Weltstars, verfügen aber über Talent und haben im besten Falle mal eine Schauspielschule besucht.
Wie es ist: Die Schauspieler lungern den ganzen Tag auf ihren Social Media Channels rum, prahlen mit Statistenrollen in lange vergessenen Filmen und damit dass sie in entlegenen Bananenstaaten enorme Stars sind.
Die einzige „Gage“ die sie erhalten, nennt sich Bürgergeld.
(Mehr zu diesen Individuen hier)
Wie es sein sollte: Besetzt wird, wer am besten auf eine Rolle passt.
Wie es ist: Irgendeine Con-Fresse, die 1985 mal in einem guten Film war und seitdem nur noch von Event zu Event und C-Movie zu C-Movie tingelt, wird für die Hälfte des Gesamt-Budgets gebucht.
Der Typ ist im echten Leben inzwischen 80, spielt hier aber einen Collegestudenten, dem beim Spring Break die Teenies nachsteigen.
Wie es sein sollte: Filme sind Kunst.
Wie es ist: Der Produzent gibt dir die Kohle, der Produzent sagt, wo vorne ist.
Der Film soll in 400 Ländern laufen und muss den afrikanischen Markt genau so erreichen, wie den skandinavischen. Er muss vegan sein, aber auch Tierquäler bedienen. Jede Glaubensrichtung (das schließt Atheisten und Satanisten ein), muss sich verstanden fühlen. Für jeden Menschen mit Body Mass Index über 28 muss auch ein Bulemiker mitspielen.
Wie es sein sollte: Es existiert ein Drehplan.
Wie es ist: Man trifft sich auf die Minute genau im März und irgendwann schaltet jemand die Kamera ein. Drehende ist, nachdem der Akku der Kamera 15min später den Geist aufgibt.
Wie es sein sollte: Ein Trailer wird mit etwas Vorlauf zum Veröffentlichungs-Termin gezeigt
Wie es ist: Ein Trailer wird veröffentlicht, dann ein zweiter und dritter, worauf noch ein Red Band Trailer folgt, der von einem Noir Trailer abgelöst wird. Vier Wochen vor Kinostart wurde der komplette Film in diversen Trailern gezeigt.
Wie es sein sollte: Ein professionelles oder zumindest gut durchdachtes Marketing findet statt.
Wie es ist: Der Film bekommt eine Facebook-Seite und sammelt „Fans“. Mehr Infos gibt es dort aber nicht.
Wie es sein sollte: Du zahlst einen moderaten Preis an der Kinokasse und geniesst den Film deiner Wahl in einem Lichtspielhaus in Gesellschaft von Filmfans
Wie es ist: Um deine Freundin zum Film einladen zu können, verpfändest du dein Auto. Statt für eine Schubkarre Mais einen Monatslohn hinzublättern, schmuggelst du in der Unterhose selbstgeschmierte Stullen in den Saal.
Ihr teilt euch eine kleine Cola für einen Betrag, bei dem sich ein Bordellbetreiber schämen würde.
Neben euch sitzen 15 Kevins mit Zahnspangen, die sich 90 min lang ihre Klingeltöne vorspielen. Das nervt sogar den Typen mit der Kamera, der den Film 1:1 aufnimmt, um ihn 5 Minuten später illegal ins Netz zu kippen.
Die Gewalt, die du den Minderjährigen Vollhonks androhst, wenn sie nicht gleich die Schnauze halten, stellt die Gewalt auf der Leinwand locker in den Schatten.
Davon siehst du aber nichts, denn vor euch sitzt ein Basketballteam. Niemand ist kleiner als 2,30m.
(Mehr zu dem Thema Arschlöcher im Kino)
Wie es sein sollte: Der Film bekommt ein Release für DVD und Blu-ray und 4K.
Wie es ist: Der Film bekommt ein Release für DVD, Blu-ray, MB, DC, Uncut, Cut, Special Edition in 4K und ohne, Digi Pack, 32 verschiedene Cover und zwei Jahre später alles noch einmal von einem anderen Label.
Wie es sein sollte: Das Bonusmaterial auf der Disc enthält Audiokommentare, Interviews, Making of des Films, Behind the scenes, Deleted Scenes, Alternatives Ende…
Wie es ist: Unter dem Menüpunkt „Extras“ ist ein rauschiger Trailer zu irgendwelchen anderen Filmen zu finden.
Wie es sein sollte: Die Einspielergebnisse reichen aus, um die Kosten zu decken.
Wie es ist: Selbsternannte „Fans“ laden den Film tausendfach illegal aus dem Netz, bei den Filmemachern bleiben 2,70€ hängen.