Classic-Review: 28 DAYS LATER (2002)

28 days later filmkritik
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.5

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7.6/10 (8)

Darsteller: Cillian Murphy, Naomie Harris, Christopher Eccleston
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Alex Garland
Länge: 113 min
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 5. Juni 2003
FSK: ab 18

Nur wenige Horrorfilme können von sich behaupten, dass mehrere Oscarpreisträger an ihnen mitgewirkt haben, aber 28 DAYS LATER zählt dazu.
Dazu gehörte Danny Boyles Film 2002 zu einer neuen Art Horrorfilm, die das Subgenre des Zombiefilms verschob (dazu gleich mehr) und zusammen mit späteren Werken wie THE DESCENT und EDEN LAKE das Pendant zur New French Extremity bildete.

Wovon handelt 28 DAYS LATER?

Als Fahrradkurier Jim aus einem Koma erwacht, ist nicht mehr wie es war. Das Krankenhaus ist leer und auch ganz London ist verlassen.
Doch er muss schnell erfahren, dass er nicht alleine ist. Ein Wutvirus hat die Menschheit befallen und nur wenige Menschen sind weder tot noch infiziert.
Jim findet Mitstreiter, mit denen er die Stadt verlassen will, doch ein vielversprechendes Funksignal einer schwer bewaffneten Gruppe Soldaten, ist keineswegs die Erlösung, auf die die Gruppe hofft…

28-days-later review

Sind das nun Zombies oder nicht?

Ehrlich gesagt, es ist uns kackegal, ob ihr von Zombies, Infizierten oder Ragern sprechen möchtet. Auch ein George A. Romero hat den Zombiebegriff abgewandelt und sinnlose Erbenzählerei hat noch nie einen Film besser gemacht.

Was hingegen klar ist: den meist behäbigen Untoten der Vergangenheit rennt 28 DAYS LATER davon und erschafft damit eine neue Bedrohungslage, die durch eine chaotische Kameraführung unterstrichen wird.

Über die Shaky Cam kann man natürlich dennoch streiten, denn dem Zuschauer droht durch Wackeln und rasche Schnittfolge mitunter Orientierungslosigkeit, das Stilmittel funktioniert im Kontext des Films aber.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass der 28 DAYS LATER größtenteils mit Digitalkamera und nicht auf Film gedreht wurde, was seinerzeit nicht üblich war und ihm gerade in den ersten Minuten einen ziemlich billigen Look verleiht und heute mehr auffällt als bei Erscheinen.

Allerdings ist 28 DAYS LATER eben auch nie auf Hochglanz geschliffen, sondern gibt sich so unfreundlich wie englisches Wetter und so minimalistisch wie es 28 Tage nach Zusammenbruch der Zivilisation vermutlich zugeht. Ungeachtet dessen, schafft es Boyle Szenen zu erschaffen, die hängen bleiben und die Augenblicke in denen Jim im Krankenhauskittel und mit Plastiktüte durch ein leeres London streift, zählt zu jenen Filmszenen, die jeder direkt zuordnen kann.

28 tage später gleeson murphy harris

Gleichzeitig schafft es der Film aber uns die überschaubare Anzahl von Figuren so nahe zu bringen, dass sie für uns mehr sind als nur lustige Kills. Lustig ist hier allerdings ohnehin wenig.
Selbst die positiven Momente, wenn Jim von der späteren Mitstreiterin Selina gerettet werden…oder beide von Frank und seiner Tochter gerettet werden…oder alle von den Soldaten gerettet werden, bieten stets nur minimale Ruhe.

Horror, aber mit Geschichte

Obwohl kaum ein Zweifel bestehen dürfte, dass 28 DAYS LATER dem Horror zuzuordnen ist und auch dem bekannten Narrativ folgt, dass Menschen schlimmer sind als Zombies, betreibt der Film wenig Effekthascherei. Zwar verdient er sich seine FSK 18 – Freigabe, tut dies aber mit einer erwachsenen Mischung aus Action, Härte, Grusel und Dramatik.

Wir haben es schon angesprochen: Regisseur Danny Boyle und Hauptdarsteller Cillian Murphy haben später für andere Filme einen Oscar gewonnen. Dazu kommen Nominierungen für Naomie Harris und Brendan Gleeson und Drehbuchautor Alex Garland.

Allerdings sollte man Oscars auch nicht überbewerten, denn wie ungerecht diese verteilt werden, sieht man daran, dass John Murphys grandioser Score bei den Acadamy Awards nicht bedacht wurde. Das rockige Theme, das immer wieder angedeutet wird, bevor er sich mit orgasmischer Wucht entlädt, zählt zu den besten ever.

28_days_later_zombie

Neue Maßstäbe im Infizierten-Genre

Im Rückspiegel betrachtet mag 28 DAYS LATER nicht mehr ganz die Bedeutung haben, wie bei Erscheinen. Schnelle Zombies gab es zwei Jahre später mit DAWN OF THE DEAD und der spielte mehr ein. Ihren Peak hatten Untote dann mit THE WALKING DEAD und mittlerweile haben sich viele Menschen an dem Thema totgesehen.
Aber vor 28 DAYS LATER rannten Zombies nur in RETURN OF THE LIVING DEAD.

Bezüglich THE WALKING DEAD besteht natürlich die Frage, wer zuerst die Idee mit der Hauptfigur hatte, die den Beginn der Infektion durch ein Koma verschläft. Hier hatte allerdings THE WALKING DEAD in Comicform die Nase vorne.

Den Einfluss von 28 DAYS LATER auf die zombie-artigen Filme, die ihm folgten, schmälert das aber kaum. Er selbst brachte es 2007 auf das Sequel 28 WEEKS LATER, das ebenfalls enorm starke Momente hat, aber leider auch Augenblicke (wie den Hubschrauberrasenmäger), die nicht mehr unangenehm real, sondern wie Hollywood-Popcorn wirken.
Bekanntermaßen erscheint 2025 der Dritte Teil 28 YEARS LATER, wo dann auch wieder da bewährte Team am Murphy/Boyle/Garland am Start ist.

Fazit zu 28 DAYS LATER

Wenn man etwas kritisieren will, dann dass der Film durch den Einsatz der Digitalkamera zwar seiner Zeit voraus war, aber rückblickend einen partiellen TV-Look hat. Pionierleistung zu kritisieren ist aber Jammern auf hohem Niveau und 28 DAYS LATER ist bereits ein Klassiker.

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