„Ich bin Ihr absolut größter Fan!“
Die Story von MISERY:
Annie Wilkes (Kathy Bates) ist eine einsame, verlassene Frau, die in den Bergen von Colorado lebt. Ihr größter Trost sind das TV-Programm und die Liebesromane des Autors Paul Sheldon (James Caan), in denen eine Frau mit dem wunderschönen Namen Misery Chastaine genau das Leben führt, welches ihr zu Lebzeiten verwehrt blieb. Als Pauls „Nummer-Eins-Fan“ weiß Annie, wann und wo ihr Schwarm sich gerade aufhält und ist auch fast sofort zur Stelle, als er nach der Fertigstellung seines neuesten Romans in einen Schneesturm gerät und mit seinem Wagen verunglückt.
Als Paul schwer verletzt im Gästezimmer von Annies abgelegenem Haus erwacht, sind die Straßen durch den Sturm gesperrt und sämtliche Telefonleitungen unterbrochen – es ist unmöglich, ein Krankenhaus zu erreichen oder irgendjemanden anzurufen. Als Ex-Krankenschwester verfügt Annie Himmel sei Dank über die entsprechenden Mittel und Erfahrungen, um seine Verletzungen zu versorgen.
Als sie jedoch seinen neuen Misery- Roman in den Händen hält und entdeckt, dass „ihre“ Heldin sterben musste, lernt Paul Annie von einer ziemlich unangenehmen Seite kennen.
Was ist bloß mit Annie los?
Es wird immer wieder darüber gestritten und diskutiert, welche Störung denn nun eigentlich bei Annie vorliegt: Ist sie eine Borderlinerin, oder doch eher schizophren? Optisch gesehen ist Annie so ziemlich die letzte Person auf der Welt, der man asoziales oder gewalttätiges Verhalten zutraut. Nonnenhaft, mausgrau und mit einem winzigen goldenen Kreuz, das an ihrem Hals baumelt, wirkt sie eher wie ein sanftmütiges und scheues Wesen.
Sie lebt allein in einem recht abgelegenen Gebiet, hat weder enge Freunde oder Bekannte, was ein durchdringendes Muster sozialer und zwischenmenschlicher Defizite widerspiegelt und sie zieht die Gesellschaft eines Schweins den Menschen vor (Tiere sind auch mir lieber!). Sie legt exzentrische Verhaltensweisen und Manieren an den Tag, die seltsam und bizarr erscheinen. Die Summe ihres Verhaltens lässt eher auf eine schizotypische Persönlichkeitsstörung schließen, der vielleicht sogar eine genetische Disposition zugrunde liegt. Leider ist sehr wenig über ihre Kindheit bekannt, weshalb man hier auch nur spekulieren kann.
Unterschiede zum Buch
Es gibt keine Eins-zu-eins Umsetzung eines Buches zum Film. NO COUNTRY FOR OLD MEN und THE ROAD von Cormac McCarthy waren allerdings ziemlich dicht dran. Auch MISERY musste Federn lassen – wir gehen hier aber nur auf einige Details ein:
- Die berühmte Szene mit dem Vorschlaghammer wurde im Film „Humpeln“ genannt, im Roman hatte Paul Sheldon einen Fuß und einen Daumen weniger
- Glücklicherweise musste er im Film auch nicht seinen eigenen Urin oder aus einem Putzeimer trinken
- Das Sheriff-Ehepaar existiert nur im Film
- Der Polizist Duane Kushner wird im Film nicht vom Rasenmäher zerstückelt, er kommt nicht mal darin vor
MISERY – Regisseur Rob Reiner
Seine Regie ist auf Hitchcock’scher Ebene, denn der Film hat eine Fülle perfekt gestalteter, spannender Momente, die das Publikum von Anfang an in Atem halten. Auch der Schnitt des Films ist makellos, da die Aufnahmen so gestaltet sind, dass sie in jedem Moment Spannung hervorrufen. Sowohl der Kameramann als auch Reiner beherrschen die „gefährliche“ Atmosphäre des Bildes, indem sie z.B. Nahaufnahmen der mondgesichtigen Wilkes in ihren Wutanfällen und ihrer Freundlichkeit verwenden.
Zu seinen bekanntesten Werken gehören STAND BY ME, HARRY UND SALLY, EINE FRAGE DER EHRE und DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS.
Good to know
Jack Nicholson wurde ebenfalls die Rolle des Paul Sheldon angeboten. Er lehnte ab, weil er sich nicht sicher war, ob er nach seinen Erfahrungen mit Stanley Kubrick in SHINING bei einer weiteren King-Verfilmung mitmachen wollte.
James Caan musste während der Dreharbeiten fünfzehn Wochen im Bett verbringen
Neben Ruth Gordon in ROSEMARIES BABY war Kathy Bates die zweite Frau, die für ihre Leistung einen Oscar im Horrorgenre einheimste. Je einen Goldjungen erhielten auch Fredric March für seine famose Darbietung in DR. JEKYLL AND MR. HYDE (1931) und Anthony Hopkins als kannibalistischer Dr. Hannibal Lecter in DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER.
Im Jahre 2015 gab es eine Broadway-Adaption mit Bruce Willis als Paul Sheldon und Laurie Metcalf als Annie Wilkes.
Für seinen Roman gewann Stephen King 1987 den Bram Stoker Award.
MISERY weist auch einige Parallelen mit dem Thrillerdrama WAS GESCHAH WIRKLICH MIT BABY JANE? von Robert Aldrich auf. Die Grundstruktur der Geschichte ist dieselbe: Eine körperbehinderte Person befindet sich im Haus einer Wahnsinnigen, die ihre Gefangene physischen und psychischen Folterungen aussetzt, während Außenstehende nicht einmal von der Existenz des Opfers wissen.