Einige der besten Verfilmungen von Stephen King entstanden aus Kurzgeschichten…einige der schlechtesten aber auch.
NACHTSCHICHT, so viel sei verraten, ist nichts davon.
Etwas verwirrend ist, dass die Geschichte in Deutschland als SPÄTSCHICHT, aber im Sammelband NACHTSCHICHT erschien, das aber nur nebenbei.
Worum geht es in NACHTSCHICHT?:
John Hall ist weit gereist und sucht einen Job. In einer Kleinstadt wurde kürzlich eine Stelle in einer Spinnerei frei, nachdem ein Arbeiter spurlos verschwand.
Die Fabrik ist uralt und heruntergekommen und Warwick, Johns Vorgesetzter ist ein unsympathischer Typ. Obendrein treiben Ratten während der Nachtschicht, in die John eingesetzt wird, permanent ihr Unwesen…
Ratten, Baumwolle und Brad Dourif
Auch wenn STEPHEN KINGS NACHTSCHICHT nicht gleich die (ähm) Ratte aus dem Sack lässt, ahnt man beizeiten, dass die unzähligen Nager etwas mit der Fluktuation der Mitarbeiter zu tun haben.
Um umgekehrt die Rattenpopulation im Zaum zu halten, läuft Brad Dourif als Kammerjäger durch die Firma. Dass Dourif spielen kann, steht außer Frage. Stellenweise tut er das auch, er neigt hier aber auch zum Overacting.
NACHTSCHICHT ist aber ohnehin kein Film, der sich um Nuancen und Details schert.
Wie THE MANGLER, KINDER DES ZORNS oder RHEA M. (die allesamt aus der gleichen Geschichtensammlung stammen), hat man aus einer Kurzgeschichte einen Langfilm gemacht und ein paar Subplots eingebaut, dabei aber nicht darauf geachtet, den Figuren etwas Raum zu geben.
Daher gibt es den harten Boss Warwick, der schon mal am helllichten Tag seine Freundin vermöbelt und eben John, der seinem Boss den Arm festhält. Das muss als Charakterisierung dann auch reichen.
So richtig los geht es ohnehin, als die Fabrik erweitert werden soll und man daher die tieferliegenden Stockwerke ausräumt, um mehr Fläche zu schaffen. Die Idee, dass es Etagen gibt, in denen seit Ewigkeiten niemand mehr war und dem, was man dort finden könnte, mag völlig absurd klingen, hat aus der Sicht des Horrorfans aber durchaus Appeal.
Auch hier setzt der Film auf Klotzen statt Klasse und wenn die Arbeiter die große Falltüre nach unten öffnen, kommt erst mal eine riesige Staubwolke entgegen, so wie natürlich auf einem Friedhof auch immer Bodennebel wabert.
Ja, NIGHTSHIFT ist nicht nur oberflächlich, sondern auch naiv und vielleicht ist es auch bezeichnend, dass Ralph S. Singleton nie wieder Regie führte.
NACHTSCHICHT ist banales, aber gemütliches Gruselentertainment
Wer Angst vor Ratten und Mäusen oder alten Kellern hat, wird sich hier natürlich ohnehin gruseln, für alle anderen gibt es immerhin noch ein paar ansehnliche Kills, aber auch die Erkenntnis, dass NACHTSCHICHT wenig zu bieten hätte, das sich als überdurchschnittlich bezeichnen ließe.
Gleichzeitig ahnt man, dass hier Potential verschenkt wurde und (auch das gilt für viele King-Verfilmungen) in den richtigen Händen etwas wahrlich Grusliges hätte entstehen können.
Wer Anfang der 90er schon dabei war, weiß dass dies keine glorreiche Zeit des Horrorfilms war.
Wie eingangs erwähnt zählt NACHTSCHICHT aber nicht zu den Totalausfällen und versprüht gemütlichen Straight-to-Videotheken-Charme.