Während in vielen Fan-Kommentaren zu lesen ist, dass das Found Footage-Genre seinen Zenit überschritten habe, erfreut sich das Subgenre bei den Machern nach wie vor großer Beliebtheit und wird mit V/H/S auch etwas variiert.
Zunächst fällt auf, dass dies kein zusammenhängender Film ist, sondern 5 voneinander unabhängige Episoden, die von einer Rahmenhandlung zusammengehalten werden.
Diese begleitet eine Gruppe Rabauken, die an die JACKASS-Scherzkekse erinnern und ihre mehr oder minder sinnfreien Taten filmen.
Das tun sie auch, als für viel Geld in ein Haus einsteigen sollen, um dort ein bestimmtes VHS-Tape zu stehlen. Doch sie finden nicht nur viele Bänder mit verstörendem Inhalt, sondern auch einen Toten.
V/H/S erinnert an selige Tape-Tage
Die einzelnen Stories, die diese übergeordnete Geschichte immer wieder unterbrechen, wurden von verschiedenen Autoren/Regisseuren erschaffen und sind dementsprechend unterschiedlich. Die Beteiligten sind keine Horror-Rookies, aber auch (noch) keine Superstars.
Gemein haben die Episoden, dass man sich vom reinen Psycho-Horror der Marke BLAIR WITCH PROJECT und PARANORMAL ACTIVITY, der wenig zeigt, verabschiedet und insgesamt ein Publikum anspricht, das sonst eher Spaß an Slasherfilmen haben dürfte. 3 der 5 Segmente zeigen junge Menschen, die Lust auf Party haben und fast überall ist nackte Haut (mehr oder minder sinnvoll) untergebracht oder es wird zumindest verbal gevögelt.
Obendrauf packt man eine hübsche Portion Gore und natürlich wackelt das Bild in gewohnter Manier.
Trotz einer Gesamtspielzeit von 116 min muss sich natürlich jeder Einzelne kurz fassen, was dazu führt, dass Episoden Fragen aufwerfen ohne Antworten zu liefern. Das hat mitunter durchaus seinen Reiz, wenn zumindest Anspielungen vorhanden sind, könnte aber auch in der Kategorie „unfertig“ abgelegt werden.
Das größte Potential hätte wohl die Rahmenhandlung, schöpft dieses aber nicht ganz aus. Was auf dem ominösen Videoband sein soll, bleibt zumindest ungeklärt und die Hoffnung, dass am Ende vielleicht sogar alles miteinander verwoben ist, sollte man schon jetzt beerdigen. Was VHS-Tapes in Zeiten von Online-Videochats verloren haben, bleibt ebenfalls ein Rätsel, ist aber wohl einfach dem Umstand geschuldet, dass die Macher der einzelnen Stories nicht über das Gesamtkonzept aufgeklärt worden waren.
Found Footage mit Pep
Trotzdem hat jede Geschichte ihre Momente und während sich kein Überflieger findet, ist auch kein Totalausfall zu verbuchen.
Fazit: Unterhaltsamer Film, vor allem wenn man nicht weiß, was die nächste Episode bringt. Allerdings dürften auch Found Footage-Sympathisanten gegen Ende einen leichten Schwindel verspüren. Found Footage-Gegner sollten hingegen einen Bogen um V/H/S machen und dürfen eine beliebige Anzahl Punkte von der Wertung abziehen.
Die Episoden:
Amateur Night von David Bruckner (THE SIGNAL)
Drei Herren wollen junge Damen auf ihr Hotelzimmer locken und sie heimlich beim Sex filmen. Das geht schief.
Second Honeymoon von Ti West (THE INNKEEPERS)
Ein Paar filmt seine Reise durch den amerikanischen Westen und wird nachts im Hotel von einem Eindringling heimgesucht, der ebenfalls mit der Kamera umzugehen weiß.
Tuesday the 17th von Glenn McQuaid (I SELL THE DEAD)
Nicht nur dem Titel nach eine Verbeugung vor FREITAG DER 13. Einige Jugendliche machen Urlaub an einem einsamen See.
The Sick Thing That Happened to Emily When She Was Younger von Joe Swanberg (SILVER BULLETS)
Emily zeigt ihrem Freund James, dass es in ihrem Appartment spukt.
10/31/98 von Radio Silence (diverse)
Eine Gruppe von Freunden will nur auf eine Halloweenparty gehen, wird aber unfreiwillig Zeuge einer brutalen Zeremonie.