Ze future is nao! Auch im verrückten Superhelden-Episoden-Dings ABCs OF SUPERHEROES.
Der Film konfrontiert Marvel-Kids und DC-Nerds mit allerlei offenen Fragen über Superhelden. Zum Beispiel: Wieviel Superkraft hält eigentlich ein Körper aus? Also, buchstäblich. Mit den ganzen Knochen und Haut und Blut und so. Und wer denkt da eigentlich mal an de Kinder, die mit diesen unrealistischen Rollenbildern Leben müssen? Hm? Hm? Aber, först zings först:
Während eine gestresste Mutter mit ihrer Tochter einkaufen geht, springt dem kleinen Mädchen ein Superhelden-Comic ins Auge. Sie kauft ihn und wird aus irgendeinem Grund dabei ständig von ihrer Mutter aufgefordert die Fresse zu halten. Auf der Rückfahrt liest das kleine Mädchen dann diesen Comic und obwohl das Heftchen so schön dünn aussieht, ist der Film sehr lang. Was wir in den folgenden 86 Minuten zu sehen bekommen sind ca. 20 Episoden über Superhelden mit super-bescheuerten Superkräften und super coolen Super-Namen.
Es gibt Situationen, da muss man dumme Sprüche oder Flachwitze einfach raushauen, weil man sonst platzen würde. Die Regisseure Oliver Tietgen und Jens Holzheuer haben sich im Prinzip solche Situationen selbst geschaffen und dann die dümmsten Einfälle per Greenscreen abgedreht. Ob dumm = lustig ist … das sollte man bei diesem Party-Splatter wahrscheinlich nicht alleine entscheiden, sondern mit ein paar Freunden und – falls nötig – genügend Spaßboostern.
Ob man dem Trash-Genre einen typischen Look zugestehen will, oder Trash überhaupt als Genre bezeichnen darf, darüber sollen sich die Intellektuellen dieser Welt streiten. Die Billig-Ästhetik des Films kann aber, neben vielen Facepalms, sicherlich für den einen oder anderen Lacher sorgen. Manchmal tun einem die Schauspieler ein bisschen leid, manchmal sieht man Bai Ling auf dem Cover und … BAI LING? Zugegeben: Einen chinesischen Mega-Star erwartet man in diesem Film nicht. Frauen gibt es dennoch einige zu sehen und da wird auch nicht an weiblichen Reizen gespart. ABCs OF SUPERHOES zeigt sehr häufig blanke Brüste, allerdings derart asexuell und infantil, dass man sich ungewollt wieder an die Brust gewöhnt.
Apropos richtig geile Wortspiele: Ob Cowboy-Man, Bonarr, Cheese Guevara, Menstru Girl oder Garry Atrics – ganz so random, wie ABCs OF SUPERHEROES tut, ist er gar nicht. Es gibt schon massig Anknüpfungspunkte zu einschlägigen Image-Boards des World Wide Webs. Der Film scheint auch ein bisschen darauf angelegt zu sein, auf ewig im Internet herumzugeistern. Memes werden lebendig und wütend (Unicorn Man), Traps (Frauen mit Penis / Männer, die wie Frauen aussehen) werden die großen Held*innen*x der Emanzipation. Es gibt eine Jesus-Alien-Verschwörung, etc.pp. Für jeden User zwischen 13 und 50 ist irgendeine Projektionsfläche dabei. Die größte davon ist wahrscheinlich Uwe Boll als Präsident der USA. Oder ein Hitler-Roboter aus Haushaltsgeräten. Aber eher Uwe Boll.
Der Ton wirkt gleich auf zwei Arten billig. Einerseits schwankt die Qualität des Sounds, was aber mit konstanter musikalischer Untermalung mehr oder weniger erfolgreich vertuscht wird. Andererseits bedienen (zumindest in der englischen Festivalversion) die Schauspieler auf einer Skala von Cambridge bis Uwe Boll jedes Sprachniveau.
Der Titeltrack passt mit einer Mischung aus Gangnam Style und 90er-Techno-Trash allerdings gut zum Film und wenn man einer Freundin oder einem Freund erzählt: Hey, ich habe da diesen Film gesehen, in dem der VHS-Man gegen den bösen Blu-Roy kämpft; dann entfleucht einem vielleicht sogar ein lächelndes Grunzen. Ansonsten kann es bei ABCs OF SUPERHEROES nicht schaden, wenn man schon einiges an Trash-Erfahrung gesammelt hat.