Auf einem Flughafen in Schottland landet eine Linienmaschine. Das Flugzeug steht unter Terrorverdacht. Sofort rückt eine Spezialeinheit mit Scharfschützen an und man rechnet mit dem Schlimmsten.
Zur Verwunderung aller seilt sich ein einzelner Junge aus der Maschine ab und nachdem man ihn in Sicherheit bringt, erinnert sich der Kleine an die letzten Stunden:
Er wollte mit seiner Mutter von Deutschland aus nach New York reisen, wo sie sich in Obhut eines auf Blutkrankheiten spezialisierten Arztes begeben will.
Doch über dem Atlantik kapern bewaffnete Männer das Flugzeug. Allerdings geschieht in dem brutalen Durcheinander etwas, womit niemand gerechnet hat.
Wer wenig Ahnung hat, weiß:
Deutsche Horrorfilme sind alle doof, Horrorfilme auf Netflix sind grundsätzlich blöde.
BLOOD RED SKY gehört beiden Gruppen an und damit wird für manchen Grundsatzkritiker der Fall erledigt sein, zumal das Autoren-/Regiegespann von BANG BOOM BANG verantwortlich ist.
Schade, denn der Film ist nicht nur professionell und blutig, sondern erzählt auch eine abwechslungsreiche und ziemlich humorfreie Geschichte.
BLOOD RED SKY: Vampire über den Wolken
Schade ist aber auch, dass der Trailer schon viel verriet, weswegen die Geheimniskrämerei um die seltsame Krankheit von Mutter Nadja ins Leere läuft. Der Film gibt sich Mühe, dass man mit einer Krebserkrankung rechnet, doch der Trailer verrät: es geht um Vampire.
Wie es dazu kam, erklären weitere Rückblenden, ansonsten ist Hauptschauplatz der nächtliche Interkontinentalflug und hier müssen die kampferprobten Männer erfahren, wie es ist, sich einer übernatürlichen Gegnerin konfrontiert zu sehen.
Daraus entstehen Konstellationen, die man so selten gesehen hat, denn Nadja hat ihren Blutdurst eigentlich unter Kontrolle, tut aber alles um ihren Sohn zu schützen. Gleichzeitig sind die restlichen Reisenden weder von Terroristen noch Vampiren begeistert.
In Genres ausgedrückt ist BLOOD RED SKY eine Mischung aus Vampirhorror, Actionfilm und Terrorthriller… und etwas Drama schlummert da auch noch. Klingt wild, die unterschiedlichen Ansätze stehen sich aber nicht im Wege.
Lobend ist zu erwähnen, dass sich ein anständiges Maß an Härte wiederfindet, was nicht nur durch blutige Kills Ausdruck findet, sondern man auch schnell den Eindruck erlangt, dass nicht jeder den rettenden Boden erreichen wird. Auch ein Happy End, bei dem der Touristenbomber dem Captain bei der sanften Landung applaudiert, scheint nicht vorprogrammiert.
Ebenfalls angenehm ist die Tatsache, dass auf übertriebene Klischees verzichtet wird. Ja, da ist der stereotype deutsche Rentner, der „sein“ Gepäckfach für sich beansprucht und der sexistische Arschloch-Broker, das hält sich aber im Rahmen und wurde in vergleichbaren Filmen schon deutlich nerviger dargestellt.
Vielleicht am wichtigsten ist aber, dass es trotz viel Action eine Geschichte gibt, die in ihren Grundzügen spannend und trotz ein paar Zeitsprüngen stets nachvollziehbar vorgetragen wird.
Ein paar Minuten zu lange
Der große Wehmutstropfen liegt in der Länge des Films. Mit über zwei Stunden Laufzeit ist ein solcher Streifen zu lang und verliert sich im Mittelteil in vielen kleinen Scharmützeln, bei denen mal die eine, mal die andere Seite die Oberhand hat, ohne dass die Story merklich vorankommt.
Für sich genommen sind diese Szenen aber wiederum unterhaltsam, nahezu alle Ecken des Fliegers werden ausgenutzt und im Rahmen der Vorgaben (wir reden immerhin über Vampire über den Wolken) bleibt man seiner Logik treu.
In Sachen Luftfahrt-Kunde stellen sich dann aber doch einige Fragen.
Obacht, hier folgen ein paar Spoiler:
Dass man an Bord nicht herumballern sollte, scheint unseren Kidnappern so komplett entgangen zu sein, denn da wird mehr als einmal nachgeladen.
Und ob heutzutage jeder dahergelaufene Passagier in der Lage wäre, mit einem Mini-Tutorial vom Tower ein riesiges Flugzeug sicher zu landen, darf zumindest in Hinblick auf teure Pilotenausbildungen hinterfragt werden.
Diese Punkte werden aber primär Fachpersonal klären können.
(Update: wie wir inzwischen aus glaubhafter Quelle erfuhren, ist eine Landung von einem Laien durchaus denkbar und auch der alte Hollywood-Mythos, dass eine einzelne Kugel ein Flugzeug abstürzen lässt, ist überholt)
Für den Horrorfan ist interessanter, dass Vampire hier je nach Situation als überlegte Wesen agieren und mit ihrem Schicksal hadern, während sie gewissen Menschen helfen wollen….kurz darauf aber auch zu grausamen Bestien werden können, die sicher nicht in der Sonne glitzern.
Fazit zu BLOOD RED SKY
Unterm Strich ist BLOOD RED SKY ein unterhaltsamer Terror-Horror-Mix, der aber gerne eine viertel Stunde kürzer hätte ausfallen dürfen.