Guillermo del Toro ist und bleibt ein Überraschungspaket. Die Arbeit des Mexikaners ist schwer in Worte und noch weniger in Genres zu fassen…außer man nutzt den weitläufigen Begriff „Fantastischer Film“, was in jeder Deutungsweise Sinn ergibt.
Um CRIMSON PEAK einzuordnen nutzt man womöglich am Besten die Worte von Hauptfigur Edith, einer angehenden Schriftstellerin, die im Film sagt, dass ihre Geschichte zwar einen Geist enthält, aber keine Geistergeschichte sei.
Auch CRIMSON PEAK enthält Geister, ist aber auch Romanze, ist Mystery, ist Drama, ist Fantasy und in ausgewählten Momenten verdammt brutal. CRIMSON PEAK ist auch Mainstream und doch so sperrig, dass das tumbe Mainstream-Publikum sich vermutlich verwehrt.
Wovon handelt CRIMSON PEAK?
Als Erfinder Tom Sharpe bei der wohlhabenden Familie Cushing vorstellig wird, bitter er eigentlich um eine Investition, um seine Ideen in die Tat umsetzen zu können, doch es dauert nicht lange, bis er Tochter Edith den Hof macht. Das missfällt ihrem Vater sehr, der Tom nicht über den Weg traut, doch als Carter Cushing unerwartet stirbt, heiratet Edith Tom und zieht mit ihm und seiner Schwester in sein entlegenes und heruntergekommenes Haus.
Dort muss sich Edith nicht nur an Gebäude und seltsame familiäre Sitten gewöhnen, sondern muss auch gegen Geistererscheinungen und ihren Gesundheitszustand ankämpfen, während sie sich zu fragen beginnt, wer ihr Ehemann wirklich ist.
Eine bewärte Geschichte, aber mit Tiefe
Wer PAN’S LABYRINTH mochte, sollte auch mit CRIMSON PEAK seinen Spaß haben. Zwar wird hier oberflächlich eine simplere und vor allem häufig genutzte Geschichte erzählt, sowohl Story als auch Charaktere weisen aber eine Tiefe auf, die sie von gewöhnlichen Spukgeschichten abhebt.
Auch wer (wie der Verfasser) mit den CGI-Geistern keine Freundschaft schließen mag und erst einmal den Eindruck vor sich her schiebt, dass hier mal wieder viel Geld für unecht wirkende FX verplempert wurden, wird womöglich im Laufe des Films seine Meinung revidieren müssen und feststellen, dass man CRIMSON PEAK schwer packen kann, aber (von besagten Computergespenstern abgesehen) alles stimmig ist.
CRIMSON PEAK glänzt mit verfallendem Prunk
Hervorzuheben ist dabei sicher der einstige Prunkbau der Sharpes, der -von außen noch immer eindrucksvoll- von innen her verfault. Das Dach der Empfangshalle ist quasi nicht mehr vorhanden, weswegen es auch im Haus schneit/regnet. Von unten her versinkt das Gebäude in einer roten Tonmasse, die allgegenwärtig ist und zusätzlich zu einer besonderen Gesamtoptik beiträgt.
Fazit zu CRIMSON PEAK
Natürlich ist ein Film wie CRIMSON PEAK nichts für Realisten. Werke wie BIS DAS BLUT GEFRIERT, BRAM STOKERS DRACULA oder auch der ein oder andere Tim Burton – Streifen dürften Pate gestanden haben und als Zuschauer sollte man das Extravagante lieben. Dafür kriegt man dann besten Gothic-Grusel geboten, der zum Ende des 2. Aktes hin auch ein paar Minuten kürzer hätte sein dürfen, dem es aber insgesamt gelingt seinen Zuschauer für knappe zwei Stunden in eine fantastische Welt zu entführen.
Hier kannst du CRIMSON PEAK sehen