Zunächst ein paar Worte zum Titel. Wenn dies den zweiten Teil des letzten Exorzismus darstellt, muss dann Teil 1 in DER VOR-LETZTE EXORZISMUS umbenannt werden?
Der Fortsetzungswahn kennt bekanntlich keine Grenzen und man hat den Eindruck, dass Eli Roth, der hier erneut als Produzent fungiert, nie Scheu davor empfindet, seinen guten Namen herzugeben, wenn es irgendwo den schnellen Dollar zu verdienen gibt.
Allerdings darf man DER LETZTE EXORZISMUS: THE NEXT CHAPTER attestieren, dass er die Geschichte um die besessene Farmerstochter Nell nicht 1:1 wiederholt, sondern versucht weiterzuspinnen. Während man sich über die Details ausschweigt, wurde Nell offenbar nach den Ereignissen aus Teil 1 aufgegriffen und in einem Heim untergebracht. Dort versucht sie ihr Leben in den Griff zu bekommen, entdeckt die Liebe, wird aber nach wie vor von schrecklichen Visionen geplagt. Die Situation eskaliert, als sie ihre Vergangenheit einholt.
Ein neuer Schauplatz – man zieht vom Land in das stets atmosphärische New Orleans – frischt die Sache auf und vom Found Footage – Stil des Vorgängers wechselt man zur klassischen Ansicht.
War Exorzist Cotton Marcus im Vorgänger die Hauptperson, richtet sich der Fokus nun komplett auf Nell, gespielt von Ashley Bell. Die gibt die züchtige, schüchterne Jungfrau wie eine zweite Carrie White und ist bei den gleichaltrigen auch etwa so beliebt.
Sie hat es allerdings auch nicht leicht. In jeder erdenklichen Situation erleidet sie Flashbacks, Schocks geben sich die Klinke in die Hand und selbst eine dieser silbrig angemalten Stillsteh-Figuren, die man aus der Fußgängerzone kennt, muss für zwei Scarejumps herhalten, ohne dass auch nur ansatzweise ein Bezug zur Story bestünde.
Dies ist symptomatisch für den ganzen Streifen, der sich redlich bemüht den Zuschauer zu beeindrucken und an der Austauschbarkeit der Szenen scheitert.
Optisch wirkt der Film professionell, auf den zweiten Blick entpuppen sich Regisseur Ed Gass-Donelly und Autor Damien Chazelle als Laien, die zumindest von Horrorfilmen wenig verstehen und wohl von Eli Roth im Vorfeld einen 15-minütigen Crashkurs erhielten. Dazu gabs womöglich eine Notiz, was in den Film rein muss
-20 Schocks
-zur Erinnerung ein paar Einspielungen aus dem Original
-10 beliebige Maskierte, die an verschiedenen Stellen an einer Ecke stehen und geheimnisvoll schauen
-schwebende Jungfrauen
-schaut euch vorher mal CARRIE und DER EXORZIST an
Die Liste wurde abgehakt, da von Wendungen nichts dabei stand, kommt man ohne nenneswerte Überraschungen aus und das Werk endet genau so, wie es sich von Anfang an andeutet.
Die Überraschung ist wohl, dass es keine Überraschung gibt.
Fazit:
Auch Teil 1 war kein Meisterwerk, trotzdem hätte man mit dieser Grundlage mehr holen können.
Horror ohne Höhepunkte.