Review: EUTHANIZER (2017)

Euthanizer_Review
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 8.0

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Darsteller: Matti Onnismaa, Jari Virman, Hannamaija Nikander
Regie: Teemu Nikki
Drehbuch: Teemu Nikki
Länge: 83 min
Land:
Genre: ,
Verleih/ Vertrieb: Nordlichter Film

Wer je ein Haustier hatte, weiß vermutlich, wie schwer der letzte Gang zum Einschläfern ist, aber versteht hoffentlich, dass dieser Akt der Gnade ein finaler Freundschaftsdienst ist.
Genau das ist das Gefühl, das der finnische EUTHANIZER auslöst.

Wovon handelt EUTHANIZER?
Veijo bietet einen ungewöhnlichen Service. Er tötet Tiere gegen Bezahlung.
Wenn er Hunde, Katzen oder Meerschweine erschießt und vergast, empfindet er keinen Spaß, er erlöst sie. Seine Dienste sind gefragt, beliebt macht dieser traurige Nebenerwerb aber nicht.
Das ist dem Eigenbrödler egal, doch als eine Frau und ein Hund, den er grundlos für einen Neonazi töten sollte, in sein Leben tritt, ändert sich alles.Euthanizer_Review

EUTHANIZER war Finnlands Beitrag für die Oscars 2019

EUTHANIZER war 2019 Finnlands Beitrag für die Oscars als bester ausländischer Film, ist aber hierzulande weitgehend unbekannt geblieben und nur im O-Ton mit Untertiteln zu bekommen.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: dies ist ein kleiner Film, Finnland nicht Hollywood, aber vor allem ist EUTHANIZER unbequem.

Keine Sorge, obwohl Tiere ums Leben kommen, kam keines wirklich zu Schaden und auch auf die fiktiven Tötungen hält die Kamera nicht drauf. Trotzdem stimmt das Werk nachdenklich und lässt uns Zuschauer zunächst rätseln, wie wir den „Einschläferer“ einordnen sollen.
Dieser unwirsche ältere Mann bietet auf den ersten Blick wenig liebenswertes, hier lohnt sich aber auch der zweite Blick, denn Veijo scheint einen besonderen Draht zu den Tieren zu haben. Da kommt es schon mal vor, dass er den Besitzern, die ein Meerschwein ohne Partner oder ihre Katze in beengten Verhältnissen hielten, schroff zurechtweißt, bevor er an sein unangenehmes Werk geht.Euthanizer_kritik

Kleinere Tiere werden mit Autoabgasen getötet, größere in den Wald geführt und erschossen. Dort hat Veijo einen eigenen Friedhof, wo die Leinen der Tiere noch in den Ästen hängen.
Das alleine würde EUTHANIZER noch nicht in unsere Richtung schieben, aber wenn die lokale Nazi-Gang „Soldiers of Finland“ auf den Plan tritt und Veijos Zorn auf sich zieht, spitzt sich die Lage zu. Das erinnert etwas an Jack Ketchums RED, während dort aber die eskalierende Gewaltspirale im Vordergrund stand, legt EUTHANIZER mehr Wert auf Charakterzeichnung.

Ein einfacher Film, ein komplexer Charakter

Hierbei muss gesagt werden, dass die Nazis, die mit geklauten Reifen dealen, schon mal Frauenkleider tragen und zwischen Langeweile und Gruppenzwang hängen bleiben, zwar dankbare Bösewichte abgeben, aber so wenig Substanz mitbringen wie das Wahlprogramm der NPD.
So dienen die vier Arschgeigen eher als Aufhänger für Veijos Geschichte, hier hätte Regisseur Teemu Nikki aber mehr rausholen können.

Euthanizer_rezension
EUTHANIZER ist kein Hochglanzfilm, was sicher nicht gepasst hätte, aber auch kein betont düsteres Werk. Die Schönheit finnischer Landschaften ist zu erkennen, aber der Regisseur macht sich nicht die Mühe, sie episch in Szene zu setzen. Umgekehrt verhält es sich ähnlich mit ölverschmierten Autowerkstätten und vermüllten Hinterhöfen.
EUTHANIZER ist einfach roh und mitunter grausam. Ein Drama um Erlösung, Rache, Wiedergutmachung, Schuld, Sühne und Vergebung. Es ist ein einfacher Film, weil er sich allein auf seine Hauptfigur stützt, aber kompliziert, weil diese widersprüchliche Seiten zeigt.

Gespielt wird Veijo von Matti Onnismaa, der auf fast 200 Schauspieleinsätze zurückblicken kann (die aber in Deutschland kaum wer kennen wird). Seine Rolle in EUTHANIZER gibt er mit der nötigen Abgebrühtheit wieder, lässt aber immer wieder erahnen, dass da mehr ist, das ihn bzw. seine Figur antreibt.

Dem Satz “Everyone has to pay for the pain that they’ve caused. Pain needs to be balanced.” Kommt dabei besondere Bedeutung zu. Der Film gibt mehr dazu preis, wir tun das an dieser Stelle nicht.

Fazit: EUTHANIZER ist nichts für Menschen mit Genrescheuklappen. Vielleicht wird auch nicht jeder Tierfreund Gefallen finden, paradoxerweise ist er aber gerade Tierfreunden zu empfehlen.
Dieser Widerspruch ist aber so stimmig, wie ein geliebtes Tier zu erlösen.

 

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