GIRLS AGAINST BOYS, das klingt nach lustigem Pärchenabend oder blutigem Geschlechterkampf. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Studentin Shae hat wahrlich kein Glück mit den Männern. Ihre Affäre mit einem Familienvater scheitert und als sie sich trostsuchend mit Kollegin Lulu ins Nachtleben stürzt, wird sie von einem anfangs freundlichen Typen brutal vergewaltigt. Der Polizist, bei dem sie Anzeige erstattet, ist nicht viel besser und kümmert sich nicht wirklich um die junge Frau.
Hilfe kann Shae nur von Lulu erwarten, die die Gerechtigkeit in die eigene Hand nimmt und bald sind die Frauen auf einem brutalen Rachefeldzug.
Ja, wir Männer sind Schweine, das ist nicht nur die Erkenntnis dieses Films, dass Frauen nicht immer nett sind, ist aber auch kein Geheimnis.
Leider wird das hier stellenweise etwas plakativ rübergebracht. Dass der Polizist lieber Zeitung liest, statt seinem Job nachzugehen, dürfte nämlich nicht nur Alice Schwarzer, sondern auch seinen Vorgesetzten übel aufstoßen.
Dass Shae auf Rache sinnt, ist nachvollziehbar, wie schnell aus dem Opfer eine kaltblütige Mörderin wird, die später im Film eine weitere Wendung vollzieht, jedoch nicht.
Interessanter ist da die Figur der Lulu, über die wir zwar wenig erfahren, was aber genau dadurch nicht unlogisch wirkt, sondern höchstens Raum für Spekulationen lässt.
Dass der Film in New York spielt, will man anfangs nicht recht glauben, da er eine britisch anmutende Optik mit sich bringt und bewusst glanzlos daherkommt. Viele der Darsteller sind attraktiv, ohne dabei aber künstlich zu wirken und ein sphärischer Score sorgt für Stimmung.
Gewalt ist natürlich Bestandteil eines solchen Films und kommt in allen Abstufungen vor: mit voller Wucht, angedeutet oder gar Off-Screen. Die Vergewaltigung wird beispielsweise nur unscharf gezeigt, während der Fokus der Kamera auf einem harmlosen Schlüsselanhänger liegt. Während ein Mann seine Beine verliert (per Säge), werden wir zwar akustische Zeugen, das Bild zeigt aber lediglich Shaes Gesicht, die sich alles regungslos mit anschaut.
Unterm Strich ist und bleibt GIRLS AGAINST BOYS natürlich dennoch ein Rape & Revenge – Streifen, der sich aber redlich bemüht aus dem allzu oft genutzten Rahmen auszubrechen.
Das gelingt mal mehr, mal weniger, weswegen man den Film als THELMA UND LOUISE minus die tollen Schauspieler, als AMERICAN MARY ohne die ausgefallenen Ideen oder als BAISE MOI abzüglich des Hardcore-Sex sehen kann.