Erwartungen können so viel zerstören!
Zum Beispiel, wenn man als heranwachsender Filmfan im schlecht informierten VHS-Alter HALLOWEEN 3 in die Finger bekommt und den ganzen Film darauf wartet, dass Michael Myers zuschlägt und Laurie Strode und/oder Dr. Loomis ihn aufhalten wollen.
So wie mir ging es vielen und daher fristete dieses Werk lange ein stiefkindliches Schattendasein. Vielleicht auch weil er lange auf dem Index stand, während die Reihe über die Jahre und Jahrzehnte immer wieder betonte, dass es um Myers geht.
Inhaltlich ist HALLOWEEN 3 zweifelsohne das schwarze Schaf der Franchise-Familie, aber wird ein Film schlechter, nur weil ich etwas Falsches erwarte? Und vor allem, muss er sich wirklich vor HALLOWEEN: RESSURRECTION oder HALLOWEEN ENDS verstecken?
Worum geht es in HALLOWEEN III?
Kurz vor Halloween landet Harry Grimbridge im Krankenhaus. Grimbridge war auf der Flucht vor einigen Männern, denen er nur knapp entkommen konnte. Doch die finden ihn auch im Hospital und töten ihn.
Dem Arzt Dan Challis und Grimbridges Tochter kommt der Fall merkwürdig vor und anhand einer Kürbismaske, die Grimbridge bei sich trug, nehmen die beiden die Spur auf, die sie zu einer Spielzeugfabrik auf dem Land führt. Deren Besitzer Conal Cochran verfolgt einen ausgesprochen sinistren Plan, der alle Kinder des Landes an Halloween treffen soll.
Da wirkte ein Michael Myers doch deutlich bodenständiger. Von dem hatte Carpenter (der hier Produzent, Autor und Komponist ist) aber seinerzeit die Schnauze voll. Er wollte dem Feiertag treu bleiben, sich aber nicht wiederholen. Der Plan ging nicht auf. HALLOWEEN 3 floppte und wie wir wissen sitzt Michael Myers ab Teil vier wieder im Sattel.
Happy, happy Halloween…
Regisseur von HALLOWEEN 3 ist Tommy Lee Wallace. Der wirkte nicht nur in verschiedenen Funktionen an Filmen von John Carpenter mit, sondern ist auch sonst kein unbekannter Name.
Sein heute bekanntester Arbeitsnachweis ist wohl die 1990er Version von ES, aber Wallace blieb als Regisseur auch ein Mann des B-, TV- oder Trashfilms.
Daher passt es dann auch, dass HALLOWEEN 3 zwar mit einem typischen John Carpenter-Score und einer wenig humorvollen Szene beginnt, doch rasch zeigt sich, dass der Film sich weniger ernst nimmt als die beiden Vorgänger (und die Nachfolger). Zwar findet sich hier kein gezielt eingesetzter Humor, aber trotz einiger brutaler Kills kann man dem Streifen einen erhöhten Trashgehalt zusprechen.
Dass ein bekloppter Spielzeughersteller zu Samhain möglichst viele Kinder als Blutopfer für uralte Rituale darbringen will und sich dafür einiger Steinmonolithe der britischen Stonehenge und eines Werbespots bedient, klingt jedenfalls maßlos überzogen….und für Halloween genau richtig.
HALLOWEEN 3 – einmal ohne Michael feiern
Der Werbespot dürfte sich zwangsläufig bei jedem Zuschauer als Ohrwurm festsetzen, der nicht schnell genug die Lautstärketaste findet. Der „Happy, happy Halloween“-Song, der auf dem Kinderlied „London bridge is falling down“ beruht, geht rasant ins Ohr und nervt spätestens ab der Hälfte gewaltig, da er an allen Ecken und Enden läuft.
Wer da jedes Mal einen Kurzen hebt, wird am Ende ziemlich angeknipst sein.
Dazu erleben wir Tom Atkins (DIE NACHT DER CREEPS, THE FOG) als Doc Challis mal wieder mit gewohnter Schnoddrigkeit. Die Romanze zwischen ihm und der Grimbridge-Tochter hätte es vermutlich nicht gebraucht, mehrere semi-erotische Szenen auch nicht, aber damit lassen sich im Leben wie Film Zeit überbrücken.
„Unterbewertet“ ist ein Attribut, das heutzutage immer wieder im Zusammenhang mit HALLOWEEN 3 zu lesen ist. Das stimmt, bedeutet aber nicht, dass er perfekt wäre. Ein paar Längen sind da, ein paar Wiederholungen auch und obwohl er nicht davor zurückschreckt Kinder zu töten, sollte man sich keinen ernstzunehmenden Horror erhoffen. Als leichter Begleitfilm für eine Halloween-Party ist der Schinken aber wunderbar geeignet.
Und jetzt alle: Happy, happy Halloween, Halloween…