Wer Stephen Kings STARK gelesen oder gesehen hat, ist mit dem Thema „Vanishing Twin“ schon vertraut und die gruslige Idee, dass ein Zwilling den anderen im Mutterleib absorbiert, ist kein Fantasiegespinnst. Dass das verschwundene Geschwisterchen zu brutalen Morden neigt, ist hingegen alles andere als normal und wird mit LET HER OUT seit längerem mal wieder aufgegriffen.
Helen ist Fahrradkurierin. Nach einem schweren Unfall beginnt sie an verstörenden Halluzinationen zu leiden. Ihr wird erklärt, dass sie einem Gehirntumor in sich trägt, der in einer OP entfernt werden soll. Doch die Wahrheit ist noch weit verstörender, denn ihre tote Zwillingsschwester beginnt sich durch Helen an die Oberfläche zu schaffen.
LET HER OUT kommt nicht ohne Probleme daher, hat aber auch eindeutige Stärken. Wo die liegen wird schon mit der ersten Szene deutlich, in der eine Prostituierte in einem schmutzigen nach einer Vergewaltigung mit einer Schneiderschere eine Abtreibung herbeiführen will.
Eigentlich ist es positiv, wenn ein Film sowohl Jumpscares, als auch Gewalt unter einen Hut bringt und dann noch eine Geschichte zu erzählen hat. LET HER OUT ist aber immer dann am besten, wenn er physisch wird und bietet einige bemerkenswerte Body-Horror-Sequenzen. Gleichzeitig gibt er sich trist und suhlt sich in den dunklen Ecken der Großstadt.
Ob diese Tristesse komplett gewollt war, sei mal dahingestellt, das kontrastarme dunkle Bild ist aber auf Dauer ermüdend und vermittelt zudem das Gefühl einen Low Budget – Film zu sehen…was LET HER OUT auch zweifelsohne ist.
Das alleine ist keine Schande, aber gerade im Mittelteil klemmt es auch am Drehbuch und neben wenig spektakulären Schockmomenten findet sich eine ebenso unspektakuläre Charakterzeichnung und eine umständliche Erzählweise.
Auch wenn der Ansatz des bösen Zwillings lange brach lag, die Story ist so simpel, dass man sie nicht unnötig verkomplizieren oder um den heißen Brei reden muss und statt Szenen des J-Horrors abzukupfern (lange Haarbündel im Mund) wären frische Ideen besser gewesen.
Verantwortlicher Regisseur ist Cody Calahan, der schon mit ANTI-SOCIAL einen Streifen drehte, der Licht und Schatten bot.
Eine klare Empfehlung gibt es auch für LET HER OUT nicht, sehr wohl aber den Hinweis auf einige Einzelszenen, die vor wenigen Jahren wohl dafür gesorgt hätten, dass wenigstens der „ab 18“ – Papper aufs Cover müsste.
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