Review: SOFT & QUIET (2022)

soft & quiet 2022
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.0

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Darsteller: Stefanie Estes, Olivia Luccardi, Dana Millican
Regie: Beth de Araújo
Drehbuch: Beth de Araújo
Länge: 92 min
Land:
Genre:
Sonstiges: Hard:Line Festival 2023

SOFT & QUIET, was nach einem sanften Papiertaschentuch für empfindliche Nasen klingt, ist in Wirklichkeit das Understatement des Jahres.
„Hart und kreischig“ wäre der bessere Filmtitel für ein ungewöhnliches und unschönes Werk.

Wovon handelt SOFT & QUIET?
Emily ist Vorschullehrerin, sie hätte gerne ein Kind und sie ist Rassistin. Im Nebenraum einer Kirche trifft sie sich mit gleichgesinnten Frauen, doch als die kleine Gruppe wegen ihrer hetzerischer Parolen vom Priester zum Gehen aufgefordert wird und der Weg zum Weinregal des nächsten Supermarkts führt, kommt es dort zu einer folgenschweren Begegnung mit zwei asiatisch-stämmigen Frauen.
Zusammen mit Emilys Freund Craig brechen die Frauen ins Haus der beiden ein und ab da ist die Lage gänzlich außer Kontrolle.

soft & quiet

Romanautor Jack Ketchum (EVIL, RED) war ein Meister darin eine sich immer enger drehende Gewaltspirale auf realistische Weise zu erklären und zu erzählen. In dieser Tradition steht auch SOFT & QUIET.

Weder Emily noch die anderen Frauen sehen aus wie schwere Rassistinnen und Gewalttäterinnen.
Dass die junge Pädagogin zu Beginn ihrer Schüler auffordert der schwarzen Putzfrau einen vergleichsweise harmlosen „Streich“ zu spielen, liefert allerdings erste Indizien und als sie zum Meeting einen Kuchen mit eingeritztem Hakenkreuz mitbringt, wirkt das makaber, aber noch nicht völlig bedrohlich.
Doch das „verzierte“ Gebäck beschreibt den Zustand der Frauen zwischen traditionellem Mütterchen am Herd und giftspuckenden Nazi-Hexen ganz gut.

Von SOFT & QUIET zu HARD & LOUD in 90 Minuten

Eines ist klar, mit den Damen ist nicht zu spaßen, trotzdem hat man nie den Eindruck, dass sie wissen was sie tun. Ob es das unbeholfene Kichern nach dem Zeigen des Hitlergrußes auf dem Parkplatz ist oder der Moment, als sie merken, dass sie (Spoiler) in ein Haus eingedrungen sind, von den Bewohnern überrascht sind und nun erkannt werden können.

soft & quiet rezension

Vermutlich wird jemand dem Film Frauenfeindlichkeit unterstellen, weil die weibliche Gruppe Emilys Freund als tatkräftige und rationale Unterstützung braucht, aber gleichzeitig muss man ihr unterstellen, dass sie die wenigen männlichen Figuren, die in SOFT & QUIET auftreten um die Finger zu wickeln weiß und wie der Junge am Anfang, hilft ihr auch Craig aus.

Meist stehen jedoch Frauen im Vordergrund und während die beiden Opfer der schon zahlenmäßigen Übermacht wenig entgegensetzen können, behalten die bewffneten Eindringlinge die Kontrolle…allerdings ohne dass der Beobachter ob des Chaos zwischen Geschrei und Gefuchtel jemals den Eindruck hat, als ob die sechs irgendetwas kontrollieren.

Das wird durch eine Kameraführung verstärkt, die sich der aktuellen Lage anzupassen scheint und von ruhig bis maximal gestresst alle Gefühlswandlungen durchläuft.
Besondere Erwähnung verdient hier der Umstand, dass die Geschichte nicht nur in Echtzeit erzählt wird, sondern auch ohne (sichtbare) Schnitte auskommt.

Wie immer, wenn ein Film diese Oneshot-Methodik wählt, ist besonderes Geschick und Improvisationskunst gefragt. Zum rohen, rauen Home Invasion – Stil von SOFT & QUIET passt das und weckt vielleicht ein paar Erinnerungen an KIDNAPPED, der ebenfalls mit wenigen Schnitten auskam.
Gleichzeitig darf man die Echtzeit-Herangehensweise kritischer sehen, denn das zeitliche Korsett von anderthalb Stunden wirkt dann doch zu eng und die Story komprimiert.
Plausibel wäre eine entsprechende Entwicklung schon, allerdings eher über einen längeren Zeitraum hinweg.

Soft-and-Quiet-2022 review

Alles andere als ein typischer Blumhouse-Film

Wer einen Film mit warmen Charakteren sucht, ist bei SOFT & QUIET nicht gut aufgehoben, denn die „Daughters for Aryan Unity“ sind so sympathisch wie Genitalherpes, nur weniger planvoll. Sie sind damit das filmische Äquivalent zu dem Typen, der damals mit vollgepisster Jogginghose und erhobenem Arm vor einem brennenden Asylantenheim stand.
Den beiden Opfern wünscht man hingegen zwar das Beste, doch sie erhalten zu wenig Gesicht und Aktionsspielraum um mit ihnen zu fiebern.

Bei SOFT & QUIET handelt sich um eine Blumhouse – Produktion, die zum Teen-Horror, der Jason Blums Schmiede oft nachgesagt wird, aber keine Berührungspunkte hat, sondern erstaunlich erwachsen und ernst wirkt.

Fazit:
Ein paar kritische Worte muss sich SOFT & QUIET gefallen lassen, aber Regisseurin Beth de Araújo, die selbst asiatische Wurzeln hat, wirkt insgesamt mit ihrem Langfilmdebüt weit durchdachter als ihre Antagonistinnen.

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