Horror aus Malaysia und Indonesien ist auf unserer Seite noch nicht sonderlich viel vertreten und somit freuen wir uns euch INTERCHANGE vorstellen zu können. Der Film ist eine indonesische-malaiische Co-Produktion und hat bereits 2016 seine Premiere gehabt. Bis zu uns hat er es bisher nicht geschafft aber diesem Umstand schafft das diesjährige HARD:LINE in Regensburg Abhilfe.
Inhalt von INTERCHANGE
Adam ist eigentlich Tatort-Fotograf, da er mit dem Gesehenen allerdings nicht zurechtkommt, verkriecht er sich in seiner Wohnung und macht heimlich Fotos von den Personen in den umliegenden Wohnungen. Als allerdings der Polizist Man seine Hilfe in einer Mordserie braucht, lässt er sich überreden und steigt mit in die Ermittlungen ein. Die Spur aus blutleeren Opfern führt zunächst nirgens hin, bis Adam zu den Glasnegativen von Fotos recherchiert und einem wohlgehütetem Geheimnis auf die Spur kommt.
Resümee zu INTERCHANGE
Der Film startet in einem Setting, dass man in einem Film aus den doch eher konservativen Staaten Malaysia und Indonesien nicht erwarten würde: Einer Dragshow. In dem Hinterräumen des Nachtclubs wird eine Leiche gefunden, die den Polizisten Man direkt an einen noch ungelösten Altfall erinnern: Der Tote hängt von der Decke, ist blutleer, die Venen sind außerhalb des Körpers und am Hals sind Einstichstellen zu erkennen. Diese ersten Momente sind gut umgesetzt und zeigen, dass das Team weiß, wie man eine Szene gut gestaltet und filmt, es aber teils am Budget gefehlt hat. Den Verletzungen des Opfers sieht man deutlich an, dass sie geschminkt sind und generell hapert es in INTERCHANGE an der Qualität der Spezialeffekte, so dass es an den Stellen immer etwas holperig wirkt. Aber der Film lebt nicht von Gewaltorgien und den dazugehörigen Spezialeffekten, sondern versucht mittels der Handlung zu punkten, so dass man hier kleine Mängel übersehen kann. So gut die erste Szene umgesetzt ist, so schnell geht die anfänglich gut erzeugte Spannung auch wieder verloren.
Nach dem vielversprechenden Anfang verliert sich die Handlung ein wenig in schier endlos erscheinender Recherche und kleinen Unstimmigkeiten, die sich zu einem großen Fragezeichen am Ende ansammeln. Klar, Polizeiarbeit ist nicht immer actionreich, aber irgendwie schafft es INTERCHANGE, dass einer 30 Minuten Laufzeit wie ein ganzer Film vorkommen und das kann kein gutes Zeichen sein. Woran genau liegt das? Die verschiedenen Handlungsstränge wirken zunächst überhaupt nicht miteinander verwoben, so dass eine das Gefühl hat es sei schon viel passiert, obwohl es eben die verschiedenen Handlungsstränge sind. Ganz am Ende laufen die zusammen, was auch gut umgesetzt ist, aber trotzdem bleiben viele Fragen offen. Beispielsweise warum Adam diese seltsamen Schwächeanfälle hat, wenn er auf die Glasnegative stößt. Eine bereits ausgestorbene Vogelart scheint eine einigermaßen wichtige Rolle im Film zu spielen, aber was es genau mit ihnen auf sich hat wird nie erklärt. Möglicherweise fehlt hier das kulturelle Wissen, aber für ein internationales Publikum wäre eine kurze Erklärung durchaus hilfreich. So sieht man die Schlussszene und versteht nicht wirklich was geschieht und was es zu bedeuten hat – so ästhetisch es auch aussieht.
Obwohl hier und da die Spezialeffekte etwas unbeholfen aussehen, sieht INTERCHANGE im allgemeinen hochwertig aus. Vor allem die Szenen in der dunklen und verregneten Großstadt sind schön umgesetzt und verleihen eine ähnliche Atmosphäre wie ein Film Noir. Handwerklich ist der Streifen gut gemacht und es gibt wenig zu bemängeln.
Die schauspielerischen Leistungen sind etwas durchwachsen. Der Darsteller von Adam sieht immer etwas aus, als würde er schreckliche Schmerzen haben und eine der beiden Darstellerinnen spricht wie in einem Theaterstück, was im Film sehr unnatürlich und aufgesetzt wirkt. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, dass die meisten Personen eine Mischung aus Malaiisch und Englisch sprechen. Es gibt natürlich Untertitel, etwas verwirrend ist es die ersten Male aber trotzdem.
INTERCHANGE ist ein mittelmäßiger Thriller, der spannende Ideen einbringt, sich aber in Nebensträngen verliert und so schnell in Gefahr gerät die Aufmerksamkeit des Publikums zu verlieren. Allerdings bietet der Film einen Einblick in die malaiische und indonesische Filmkultur, was durchaus einen Blick wert ist.