Das Wort Blaze kann ins Deutsche übersetzt so viel bedeuten wie ein loderndes Feuer, es kann aber auch einen Anfall beschreiben und offensichtlich sogar ein Name sein.
Zumindest ist es im gleichnamigen Film der Name der Hauptfigur, die schreckliche Erinnerungen bewältigen muss.
Worum geht es in BLAZE?
Als die junge Blaze Zeugin wird, wie ein Mann am helllichten Tage in einer abgeschiedenen Gasse eine Frau vergewaltigt und ermordet, ändert sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen. Dem Schock folgen die hässlichen Erinnerungen und eine quälende Gerichtsaussage.
Das Erlebnis droht Blaze und ihre Beziehungen zu anderen Menschen zu zerbrechen…und dann ist da noch der Drache.
Für einen Film wie BLAZE muss man unweigerlich die Warnung aussprechen, dass es sich trotz der beschriebenen und durchaus drastisch dargestellten Gewalttat, nicht um einen Horrorfilm handelt.
Aber egal welches Genre man sich erhofft, es ist auch kein Film fürs breite Publikum, sondern ein intimer Einblick in eine in Mitleidenschaft gezogene Seele.
BLAZE ist ein Einblick in eine Seele
Da BLAZE die brutale Szene direkt am Anfang platziert, erfahren wir nicht, ob unsere Hauptfigur zuvor ein „normales“ Mädchen war, sie aufgrund der Pubertät oder der Tatsache, dass sie alleine beim Vater aufwächst ohnehin psychisch angeschlagen war, es braucht aber keinen Doktor der Psychologie, um zu erahnen, was das Beobachten eines solchen Verbrechens anrichten kann.
Man muss auch keine komplexen Analysen anstellen, um den Drachen, den sich Blaze fortan ausmalt, als direkte Reaktion darauf zu verstehen.
Allein, was das Wesen aussagen soll, erschließt sich nicht sofort. Ist es ein Tröster oder eine Bedrohung? Oder beides.
BLAZE liefert einige Antworten, lässt aber auch stets Räume für Interpretationen. Was sich hinsichtlich des Drachens festhalten lässt, dies ist optisch keine schreckenserregende Sagengestalt, die in unzähligen Programmierstunden in CGI entwickelt wurde, sondern ähnelt eher einer übergroßen Handpuppe aus Stoffstücken und Glitter.
Das mag man belächeln, wirkt im Film aber auf seine spezielle Art glaubwürdiger, als wenn man hier trotz überschaubarem Budget versucht hätte wie GAME OF THRONES oder HERR DER RINGE auszusehen. Was aber wichtiger ist, es passt in Blaze‘ Welt, die natürlich einerseits noch ein Kind ist, aber hier schnell erwachsen werden muss.
Während etwa die Hälfte des Films im Realismus beheimatet ist, ist die andere Hälfte wie verschiedene Musikvideos im stilisierten, surrealen Bereich zuhause, was dann auch tatsächlich durch verschiedene Lieder unterstrichen wird.
BLAZE ist ähnlich wie TIGERS ARE NOT AFRAID ein Film, der Furchtbares durch die Augen von Kindern zeigt…innerlich und äußerlich. Gerade die inneren Motive, die Einblicke in ihr Seelenleben oder ihre Fantasien, wirken daher auch oft naiv und verniedlicht, aber nicht zwecklos.
Auch hier gilt: Interpretationen sind erlaubt, für restloses Verstehen gar nötig. Oder man lässt die Sinne einfach frei und die audiovisuellen Eindrücke als Ganzes für sich stehen und fühlt den Film, statt ihn rational erfassen zu wollen.
Ein Film für Fantasten
Selbst wenn man eine komplette Inhaltsangabe des Films aufschreiben würde, müsste man BLAZE erleben, um ihn greifen zu können.
Eine klare Empfehlung gibt es dafür aber nicht nur aus den schon erwähnten Geschmacksgründen nicht, sondern auch weil die rund 100 Minuten mitunter zu ausufernd und sich wiederholend wirken.
Fazit: BLAZE ist ein introvertierter Film, der auf Festivals gut aufgehoben ist (auf dem Hard:Line-Festival 2023 wurde er zum besten Langfilm gekürt) und wie es sich andeutet, bei Filmliebhabern besser wegkommt als dem Mainstream. Je nachdem wo man sich selbst einordnet, kann die Sichtung daher ein voller Erfolg oder eine Katastrophe sein.