Fünf Jahre brauchte es, bis der argentinische TERRIFIED nach dem Release in der Heimat auch Ende 2023 in Deutschland veröffentlicht wurde.
Auf eingängigen Plattformen wie imdb, letterboxd oder rottentomatoes stand das Werk schon lange gut da, aber in Deutschland erbarmte man sich wohl erst, als mit WHEN EVIL LURKS der nächste Film von Regisseur Demián Rugna noch größere Wellen schlug (mehr zu WHEN EVIL LURKS in den nächsten Tagen).
Wovon handelt TERRIFIED?
Seltsame Dinge ereignen sich in einer ruhigen Nachbarschaft bei Buenos Aires:
Eine Frau hört Stimmen aus dem Abfluss und wird in der Nacht von einer unsichtbaren Präsenz gegen die Wände geschleudert; ein Nachbar wird von einer grotesken Gestalt beobachtet, die jede Nacht seine Möbel verrückt; auf der anderen Straßenseite sitzt plötzlich ein toter Junge wieder am Frühstückstisch.
In der Folge finden sich drei paranormale Ermittler zusammen, die gemeinsam mit dem Polizisten Fumes die Vorfälle untersuchen wollen, doch das ist natürlich nicht ungefährlich.
Ganz gleich welches Fazit man persönlich am Ende zu TERRIFIED zieht, man wird bemerken, dass Regisseur und Film ein eigenartiges Timing und Storytelling an den Tag legen. Das wiederum zu beschreiben ist gar nicht so einfach, denn TERRIFIED macht aus Schwarz nicht Weiß. Er fühlt sich eher an, wie wenn man länger in einem Raum sitzt und erst wenn jemand zufällig ein Fenster öffnet, merkt, dass es an der Zeit war, den alten Mief mal rauszulüften.
Denn auf den ersten Blick wirkt das Ergebnis wie etwas, das auch jemand wie James Wan in seinen INSIDIOUS– oder CONJURING-Streifen nutzen würde. Nichts gegen Wan, der den Jumpscare zwar nicht erfunden hat, aber in diesen Werken effektiv einzusetzen wusste. Der Mief entstand eher durch die unzähligen Filme, die in den letzten 10+ Jahren der exakt gleichen Formel folgten, aber jede Kreativität vermissen ließen.
TERRIFIED ist… anders
In TERRIFIED sind es Elemente wie der tote Junge, der mit schwarzer Haut und nach Verwesung riechend einfach regungslos am Tisch sitzt. Achtung, kleine Spoiler: So recht erklärt uns der Film nicht, warum und weshalb, aber es fühlt sich (natürlich) falsch an, dass er dort ist und als Zuschauer rechnet man permanent damit, dass sich aus dieser Sequenz echter Schrecken entwickelt oder er sich wenigstens mal bewegt, aber das bleibt aus. An anderer Stelle bricht der Horror über uns herein, ohne dass wir damit rechnen.
Es ist also ein Maß an Unberechenbarkeit, aber auch die Tatsache, dass TERRIFIED keine Informationen vorkaut, die ihn zu einer eigenwilligen Angelegenheit macht.
Ob man das mag, steht auf einem anderen Blatt, auch deswegen, weil die Frage erlaubt sein muss, ob diese Vorgehensweise Absicht oder Unvermögen ist.
Darüber kann man sinnieren, aufklären werden wir die Frage hier nicht. Aber spielt es eine Rolle?
Manchmal sind es Imperfektionen, die eine Sache besser machen.
Nicht perfekt, aber mit Puls
Ähnlich mag man die Frage nach einer Hauptfigur betrachten, die uns der Film verweigert. Zwar ist der Kreis der Darsteller ohnehin überschaubar, zwischen diesen wird aber munter hin- und hergesprungen, ohne dass man das Gefühl hat, gerade dem Held / der Heldin über die Schulter zu sehen. Natürlich ist auch diese Vorgehensweise legitim, bricht aber etwas mit gängigen Erzählweisen.
Klarer sind hingegen gewisse Verhaltensweisen der Figuren zu bewerten.
Herzanfall? Im Film vergeht der von alleine wieder und spätestens dort ist zu bemerken, dass Demián Rugna nicht der größte Geschichtenerzähler ist.
Ziemlich rund wirken dafür die Effekte, die insbesondere gemessen am vergleichsweise kleinen Budget von (gerüchteweise) weniger als einer halben Million $, ihren Zweck erfüllen.
Die ganz großen Schauspieler bekommt man dafür allerdings nicht.
Fazit zu TERRIFIED:
Es ist unbestritten, dass TERRIFIED feinen Grusel in Form von Schocks und Atmosphäre mit einigen Gewaltspitzen verbreitet, also schon mal sein Soll erbringt.
Alles darüber hinaus kann man auf unterschiedliche Weise betrachten.
Für mich persönlich wiegt die Eigenwilligkeit eher positiv, wenngleich die ein oder andere Kante im Drehbuch noch hätte abgeschliffen werden dürfen. Trotzdem zählt TERRIFIED zu den besseren argentinischen Horrorfilmen.
Hier könnt ihr euch TERRIFIED ansehen