Wer heutzutage einen Found Footage – Film dreht, steht unter Generalverdacht Menschen beim Schlafen zu filmen, die gute alte Nachtsichtkamera einzusetzen oder Filmmusik einzuspielen, die dem pseudoauthentischen Werk jede Authentizität raubt.
Kurz: es ist nicht leicht einen originellen Found Footage – Horrorfilm zu kreieren und dann muss man sich auch noch fragen lassen, warum man nicht in der klassischen Ansicht dreht.
THE OPERATOR, der ursprünglich als Webserie gedacht war, räumt schon durch seine Geschichte alle Zweifel an dieser Notwendigkeit aus, denn den Widersacher gibt es nicht mit bloßem Auge, sondern nur mit Kamera zu sehen.
Story:
Ein Kamerateam begleitet ein Entrümpelungsunternehmen bei seiner Arbeit und stößt direkt auf einen interessanten Fall, bei dem eine junge Familie offenbar Hals über Kopf aus seinem Zuhause floh. Im Keller des Gebäudes findet sich eine Kiste Videobänder, auf denen immer wieder eine gesichtlose Gestalt zu sehen ist, die die Familie zunehmend in den Wahnsinn treibt.
Kameramann Milo beschäftigt sich mit dem Material und es dauert nicht lange, bis auch er den Unbekannten zu sehen bekommt.
Fans des „Warum“ werden sich an THE OPERATOR sicher stoßen, denn eine vernünftige Aufklärung liefert der Film nicht, dafür aber einen creepy Widersacher, der jederzeit auftauchen kann (was stellenweise an IT FOLLOWS erinnert) und einen per Video ausgelösten Fluch (was im Ansatz an THE RING erinnert). Die gesichtslose, als Operator bezeichnete Gestalt selbst ist eine Abwandlung der Legende des Slendermans, wenn auch in kleinerer Version.
Die Kombination dieser Elemente funktioniert, auch wenn um ein paar Found Footage – Merkmale einfach kein Bogen zu machen ist und ja, es gibt Szenen in denen wir Menschen beim Schlafen zusehen. Eine gewisse Zuneigung für dieses Genre sollte also gegeben sein. Auf der Habenseite verbucht THE OPERATOR aber eine schier ausweglose Situation und dass wir als Zuschauer den Operator oft schon sehen können, bevor die Protagonisten dazu in der Lage sind, wirkt ebenfalls.
Der Film ist nicht allzu brutal und spart sich auch unnötige Jumpscares, bietet aber trotzdem Grusel und lebt ganz gut von seiner Stimmung.
So richtig neu ist eigentlich wenig und echte Tiefe findet man auch nicht, einige Dinge recht gut und andere Dinge nicht schlecht zu machen, verhindert aber schon mal einen Totalausfall.
So reicht eine passable Geschichte, halbwegs sympathische Figuren, ein lästiger Bösewicht und etwas Grusel, um THE OPERATOR guten Gewissens sehen zu können.