Erstaunlich, wie unterschiedlich das Leben nach dem Ende der Welt wie wir sie kennen beschrieben wird. Manche Geschichtenerzähler träumen von kargen Wüstenlandschaften mit getunten Autos und viel Action, andere beschränken sich auf eine einsame Welt, die den wenigen Überlebenden nur wenig Trost und Nahrung bietet.
THE SURVIVALIST gehört zur zweiten Gattung und steht damit Filmen wie THE ROAD näher als z.B. den MAD MAX – Streifen.
Hauptfigur ist ein namenloser Mann, der seit Jahren alleine in einer Waldhütte lebt und sich mit selbstgebauten Fallen und einem kleinen Garten ebenso ernährt. Als eines Tages zwei Frauen vor seiner Tür stehen, ist schnell ein Deal vereinbart: Sex gegen Essen. Doch die Nahrung ist knapp, das Misstrauen groß und es gibt noch weitere Gefahren in dieser Welt.
THE SURVIVALIST ist kein Haudrauf-Kino
THE SURVIVALIST hält die Dinge simpel. Nichts hier wirkt größer als man sich das Leben am Ende der Zivilisation vorstellt. Das gilt für die Anzahl der Figuren, das gilt für die wenigen Dialoge, das gilt auch für die Psychologie der Handlung.
Wenn der Überlebende zu Beginn des Films die Bibel aufschlägt, nur um kurz darauf die erste Seite als Ofenanzünder zu missbrauchen, ist klar, dass die Regeln, Werte und Gesetze wie wir sie derzeit kennen, dort nichts mehr zu suchen haben.
Trotzdem unterliegt der Mensch gewissen Trieben und während der Selbsterhaltungstrieb gemäß Sigmund Freud an erster Stelle steht, lehrt uns der Film, dass der Sexualtrieb nicht weit dahinter kommt.
Keine Angst, die psychologische Seite des Films ist nicht zu dick aufgetragen, passt aber zu einem Werk, das ganz offensichtlich nicht fürs Haudrauf-Publikum erstellt wurde. Hier ist Geduld gefragt, denn manche Entwicklung entfaltet sich nur langsam.
Psychologie statt Show
Grün ist dominierende Farbe in THE SURVIVALIST, was angesichts der Tatsache, dass in Nordirland gedreht wurde, fast schon nach Klischee riecht. Freundlicher wirkt die Umgebung deswegen aber nur optisch, denn auf der anderen Seite scheut sich THE SURVIVALIST nicht vor unschönen Szenen, wie eiternden Wunden oder einer Abtreibung per Draht. Ähnlich wie die häufige Nacktheit der Darsteller wird hier aber nicht auf bloßes Zeigen hingearbeitet, sondern immer die Handlung im Auge behalten.
So verwundert es auch nicht, dass in der Geschichte keine echten Helden auftauchen. Zwar bleiben die Aktionen der Charaktere nachvollziehbar, aber sie alle haben Schwächen und Stärken.
Fazit: Wer die nötige Ruhe aufbringt, wird mit THE SURVIVALIST einen hochwertigen Endzeitfilm entdecken. Wer aufdringliche Action will, sollte sich von der Play-Taste fernhalten.